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Mit Private Equity-Lösung Unabhängigkeit bewahrt

Fallstudie: Wachstumsfinanzierung bei MFT in Mechernich
Mit Private Equity-Lösung Unabhängigkeit bewahrt

30 Mitarbeiter eines Maschinenbauers gründeten aus der 1996 erfolgten Insolvenz ihrer Muttergesellschaft im Jahr 1998 die MFT GmbH. Elf Jahre später, mit dem Einstieg der Beteiligungsgesellschaft S-UBG und dem Co-Investor Alabon, wurde diese Gesellschafterstruktur nun einvernehmlich bereinigt. Zugleich legte man mit Private Equity den Grundstein für neues Wachstum.

Der Einstieg einer Beteiligungsgesellschaft im 70-Mitarbeiter-Unternehmen MFT hat nicht nur eine schlankere Gesellschafterstruktur bewirkt, in der nun entscheidungsfreudiger gearbeitet werden kann. Die S-UBG stellt auch die notwendige Rückendeckung für das MFT-Management dar. Für die anstehenden Investitionen kommen die Management-Erfahrungen des Partners wie gerufen.

Wurzeln im 19. Jahrhundert
Die MFT Maschinenbau und Fertigungs Technologie GmbH ist ein klassischer Mittelstandsbetrieb, jedoch mit ungewöhnlicher Geschichte: 1996 ging die Dörries Scharmann GmbH, ein Werkzeugmaschinenbauer mit damals schon über 100-jähriger Geschichte, in die Insolvenz. In der dann folgenden Auffanggesellschaft wurden Umstrukturierungen vorgenommen und Standorte zusammengelegt. Der in Mechernich angesiedelte Bereich der Produktion und Bearbeitung von Einzelteilen war zu diesem Zeitpunkt aber mit Aufträgen gut versorgt und arbeitete profitabel. Deshalb beschlossen 30 damalige Mitarbeiter, diese Sparte per Management Buyout zu übernehmen. Im April 1998 gründeten sie die MFT Maschinenbau und Fertigungs Technologie GmbH, indem sie das Anlagevermögen von der Muttergesellschaft Dörries Scharmann kauften. Ihr Vorreiter: Johann Mießeler, damals einer von fünf Teamleitern, heute Geschäftsführer von MFT.
„Einen Investor brauchten wir damals nicht, die finanziellen Mittel brachten wir aus eigener Kraft auf“, erinnert sich Mießeler. „Und auch in den Jahren danach war die Auftragslage immer gut, die Zahl unserer Mitarbeiter wuchs jährlich um etwa zehn Prozent, der Umsatz ebenfalls.“ So hatten die MFT-Unternehmer alles richtig gemacht: Die Grundlage für ihren soliden Erfolg waren ihr profundes Fachwissen in der Fertigung von Großteilen für den Maschinen- und Anlagenbau, ihre Kenntnisse über den Bedarf und die Märkte in Europa.
Investitionen in Maschinen und in den Standort
Doch der Markt entwickelte sich rasant und die Anforderungen an die Bearbeitung von Großteilen stiegen immer weiter. Heute sind hohe Investitionen erforderlich, um in dem Nischenmarkt, auf dem MFT tätig ist, Schritt zu halten: Das Unternehmen produziert und bearbeitet Werkzeugmaschinenkomponenten aus Stahl oder Gusseisen, darunter vor allem spezielle Großteile wie Antriebe, Gehäuse und Lager für unterschiedliche Branchen wie etwa die Windenergie- und Anlagenbaubranche. „Wenn zum Beispiel das Getriebe einer Windkraftanlage nicht präzise bearbeitet ist, dann läuft es laut, ist reparaturanfälliger und hat eine kürzere Lebensdauer“, erklärt Mießeler. „Nur mit extrem hoher Genauigkeit sind solche Großteile reibungslos in das Gesamtkonstrukt einer Maschine einzusetzen.“ MFT bearbeitet Großteile mit einem Durchmesser von bis zu 6 m. Andere Komponenten haben eine Länge von bis zu 10 m. Die präzise Bearbeitung bis auf fünf Tausendstel Millimeter – das entspricht einer halben Haarbreite – können neben MFT nur wenige Spezialisten in Deutschland und Europa leisten.
Um die gute Marktposition als einer der Top Five-Anbieter in diesem Nischensegment zu halten, muss MFT in eine Maschine investieren, mit der noch größere Teile bearbeitet werden können – Kosten: rund 3 Mio. Euro. Dieses Mal suchte MFT doch nach einem Investor. Die Kreissparkasse Euskirchen als Hausbank brachte die Beteiligungstochter der regionalen Sparkassen, die S-UBG in Aachen, ins Spiel. Die S-UBG ist eine von zahlreichen, in ganz Deutschland tätigen Beteiligungsgesellschaften, die von den Sparkassen ihrer jeweiligen Region als Gesellschafter getragen werden. Ihr Geschäftsgebiet ist mit der Region zwischen Aachen, Köln und dem Niederrhein klar umrissen. Hier ist sie seit 1988 tätig und aktuell an über 40 Unternehmen beteiligt. Finanziert werden sowohl Unternehmen in der Gründungsphase, in den ersten Jahren ihrer Entwicklung als auch gestandene Mittelständler mit Kapitalbedarf für die Nachfolgeregelung oder Expansionsvorhaben.
Der Unternehmer behält das Sagen
Der Erstkontakt zwischen der S-UBG und MFT erfolgte 2007, und die Chemie stimmte von Anfang an. „Trotzdem vergingen bis zum Einstieg der S-UBG im Mai 2009 noch zwei Jahre“, so der Geschäftsführer. „Der Gedanke an einen externen Investor musste bei uns erst reifen. Als Alternative wäre auch die Partnerschaft mit einem Produktionsbetrieb in Frage gekommen, aber wir haben uns mit der Private Equity-Lösung unsere Unabhängigkeit bewahrt.“
Unabhängig ist MFT auch deswegen geblieben, weil die S-UBG stets nur als Minderheitsgesellschafter investiert. „Der Unternehmer behält das Sagen“, erklärt Horst Gier, Geschäftsführer der S-UBG, die Devise der Beteiligungsgesellschaft. Die S-UBG hat zwar Einwirkungsmöglichkeiten, greift aber nicht operativ in die Führung ihrer Portfoliounternehmen ein. Sie ist Management-Partner und Berater, und sie knüpft wichtige Kontakte in der regionalen Wirtschaft. Mießeler findet: „Diese Art Unterstützung hätte uns ein Bankkredit einfach nicht bieten können.“ Auch die S-UBG sieht viele Vorteile in ihrer regionalen Aufstellung: „Das unterscheidet uns von den national und international agierenden Private Equity-Häusern“, erklärt Horst Gier. „Wir kennen die Mentalität des hiesigen Mittelstands und sprechen die Sprache der Unternehmer.“ Von Anfang an war damit eine Vertrauensbasis gegeben. Ein alternativer Investor wurde daher bei MFT nie in Erwägung gezogen. Und nach wie vor sind 14 der jetzigen 70 Mitarbeiter durch Firmenanteile am Unternehmen beteiligt.
Standorterweiterung als nächster Schritt
Im nächsten Schritt müssen sich die Mechernicher an ihrem Standort mehr Platz verschaffen. Ein Nachbargrundstück wird bereits als Bauplatz für eine weitere Produktionshalle anvisiert. Und: „Die Maschinenkomponenten, die wir in Zukunft fertigen werden, werden noch größer sein“, so Mießeler. „So werden wir in einigen Jahren erneut eine leistungsfähigere Maschine einsetzen, mit der wir Teile bis zu 25 Metern Länge bearbeiten können.“ Einzig der Mangel an Fachkräften könnte den Aufwärtstrend noch bremsen: Zerspanungsmechaniker lautet die Berufsbezeichnung für die Experten, die den früheren Dreher, Fräser und Schleifer heute auf sich vereinen. Die meisten bildet MFT schon selbst aus – wenn der Facharbeiterbedarf gedeckt ist, kann das Unternehmen weiter stabil wachsen: „100 Mitarbeiter und eine entsprechende Umsatzsteigerung sind das Ziel für die nächsten drei bis fünf Jahre“, sagt Geschäftsführer Mießeler. „Danach lasse ich andere ran – schließlich können wir auch für den Fall der Nachfolgeregelung auf die S-UBG als Partner bauen.“
Daten und Fakten zur Beteiligung:
  • Zielunternehmen: MFT Maschinenbau und Fertigungstechnologie GmbH
  • Gründung: 1998
  • Geschäftstätigkeit: Fertigung und Bearbeitung von Teilen für Werkzeugmaschinen, insbesondere sehr großer Einzelteile
  • Investoren: S-UBG AG, Aachen und Alabon Business Development GmbH, Aachen
  • Beteiligungsanlass: Gesellschafterbereinigung und Wachstumsfinanzierung
  • Beginn der Gespräche: 2007
  • Einstieg der Investoren: Mai 2009
Gesellschafterstruktur vor der Beteiligung:
  • Firmenanteile 13 %
  • Geschäftsführung 26 %
  • Privatinvestor 13 %
  • Mitarbeiter 12 %
  • Ehem. Mitarbeiter (Rentner) 37 %
Gesellschafterstruktur nach der Beteiligung:
  • Firmenanteile 13 %
  • Geschäftsführung 26 %
  • Privatinvestor 6 %
  • Mitarbeiter 9 %
  • Ehem. Mitarbeiter (Rentner) 2 %
  • S-UBG 35 %
  • Alabon 10 %
  • Mitarbeiterzahl 2010: 72 (davon 16 Auszubildende)
  • Umsatz 2009: 6,3 Mio. Euro
  • Geplante Investitionen: neue Werkshalle, Bearbeitungsmaschine für Großteile 2010, Bearbeitungsmaschine für noch größere Teile etwa gegen 2013
  • Wachstumsprognose: In den nächsten drei Jahren Anstieg der Mitarbeiterzahl auf 100 inklusive Auszubildende, Umsatzwachstum um rund 40 %
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