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Nach dem Feuer in eine neue Zukunft

Walter AG richtet Fertigung nach Großbrand neu aus
Nach dem Feuer in eine neue Zukunft

Aus dem GAU einen strategischen Neuanfang wagen: Das ist der Walter AG aus Tübingen gelungen. Nach der Brandkatastrophe zeigte sich der Werkzeugspezialist zuerst flexibel und stellt sich nun neu auf.

Die Brandnacht wird keiner vergessen. Zwei Hallen standen im Januar bei der Walter AG in Tübingen in Flammen. Der Schaden war noch nicht absehbar. „Doch schon um 5 Uhr morgens stand die Notfall-Strategie“, berichtet Peter Witteczek stolz, Vorstandsvorsitzender des Werkzeugspezialisten.

Das Management-Team beschloss schon in den frühen Morgenstunden: Die Produktion muss weiterlaufen, externe Kapazitäten sollten beschafft werden, ebenso so schnell wie möglich neue Maschinen. Der Schaden war immens: zwei Gebäude, 40 Maschinen, viele Fertigprodukte. Die Kosten für den Betriebsausfall summieren sich immer noch. Derzeit wird der Schaden auf rund 40 Mio. Euro geschätzt. „Der Umsatzausfall hielt sich glücklicherweise in Grenzen“, sagt Witteczek, „unsere Kunden blieben trotz Verzögerungen bei der Stange.“
Dieser Tage präsentierte das Traditionsunternehmen eine neue provisorische Fertigungsstätte in Tübingen-Weilheim. Dort stehen schon 22, größtenteils brandneue Maschinen, 50 sollen es werden. „Auch unsere Maschinenlieferanten haben uns nicht im Stich gelassen“, betont der Vorstandschef. Die Tübinger haben die ältere Halle gemietet und in Schuss gebracht. Sie beschäftigen dort nunmehr 50 Mitarbeiter, nochmal so viele sollen folgen. Sie alle waren über zwei Monate in Werken von Auslandstöchtern im Einsatz. Einige arbeiteten in Nachtschichten bei Zulieferern, bei denen Kapazitäten angemietet wurden.
Die neue Fabrik in Weilheim ist dennoch nur eine Übergangslösung. Das Traditionsunternehmen, das sich seit etwa zwei Jahren unter dem Dach des schwedischen Sandvik-Konzerns befindet, nutzte das Unglück, um einen längst gehegten Plan in die Tat umzusetzen:
  • Walter verlegt 2007 die komplette Wendeschneidplatten-Produktion: Der Bereich mit rund 270 Mitarbeitern – vom Feuer nicht betroffen – wechselt ins rund 45 km entfernte Münsingen, neben das dort bestehende Hartmetallwerk.
  • Das Unternehmen baut die beiden abgebrannten Tübinger Hallen nicht wieder auf, die früher die so genannte Körper-Fertigung beherbergten.
  • Die Körper-Fertigung vom provisorischen Werk Weilheim wird bis Ende 2007 zurückverlegt ins Stammwerk, in nunmehr freie, renovierte Hallen.
„So fassen wir das Hartmetall-Werk mit der Wendeschneidplatten-Produktion zusammen“, erläutert der Vorstandschef einen wesentlichen Vorteil. Denn es habe sich in der Praxis gezeigt, dass die räumliche Trennung der beiden Bereiche nicht von Vorteil sei.
Insgesamt investiert das Unternehmen rund 30 Mio. Euro in Tübingen und 20 Mio. Euro in Münsingen. Witteczek: „Es gibt nicht viele Unternehmen unserer Größenordnung, die in Deutschland so viel investieren.“ Dieses Jahr will Walter weltweit die 2000-Mitarbeiter-Grenze knacken, 900 sind es zurzeit in Tübingen.
Ein glücklicher Umstand: Ein US-amerikanischer Industrieversicherer deckt sowohl die Sachschäden als auch die Betriebsunterbrechung ab. „Die endgültige Schadensumme ist noch nicht festgelegt, aber der Großteil ist bereits abgedeckt“, sagt der Vorstandschef.
Doch zur Tagesordnung übergehen können das Stammwerk und das provisorische Werk noch lange nicht. Schritt für Schritt erweitern die Mitarbeiter in Weilheim die Kapazitäten und feilen an den zum Teil veränderten Prozessen auf den neuen Maschinen, wie der dortige Werksleiter Alexander Bayerlein erzählt. Seine Konsequenz: „Zwölf-Stunden-Tage und Sechs-Tage-Wochen bleiben bis Sommer weiter Normalität.“ Bis nächstes Jahr: Dann zieht die komplette Fabrik wieder um. tv
Versicherung deckt Sachschäden und Stillstand ab
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