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Offen für alle Kataloge – nur der Preis ist geheim

Verbundprojekt: Branchen-Marktplatz für den Maschinenbau
Offen für alle Kataloge – nur der Preis ist geheim

Ob Produktpräsentation oder Service via Internet – in einem Forschungsprojekt ist Software entstanden, die auf die Belange des Maschinenbaus abgestimmt ist. Über den VDMA werden diese Programme zu einem Marktplatz verknüpft.

Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Birgit Oppermann

Entgegen aller Euphorie für Internet-Marktplätze: „Eine Maschine ist ein erklärungsbedürftiges Produkt – das verkaufen Sie nicht per Mausklick“, mahnt Dr. Eckhard Licher vom Frankfurter Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Für die Plattform, die der VDMA ins Netz stellen will, ist daher von Anfang an der Platz für Erläuterungen und Dienstleistungen eingeplant. Entsprechende Software-Prototypen sind im Verbundprojekt Branchen-Internetmarktplatz, kurz Brain, entwickelt worden, mit denen
– sich Produktkataloge erstellen und zu Marktplätzen kombinieren lassen,
– ergänzende Dienstleistungen beschrieben und gebrauchte Maschinen angeboten werden können,
– Unterlagen zu Referenzen im Netz zur Verfügung stehen und
– sich Ersatzteile verwalten und bestellen sowie
– Fehler an Maschinen leichter auffinden und beheben lassen.
Herzstück dieses Auftritts ist eine offene Software-Plattform, die von C-Lab entwickelt wurde – einer Kooperation zwischen der Universität Paderborn und der Siemens AG. Ihr Produkt Anteros 1.0, zu dem eine Reihe von Modulen gehört, haben die Paderborner zum ersten Mal auf der diesjährigen Cebit vorgestellt.
Wer sich bisher noch nicht um elektronische Kataloge im Internet gekümmert hat, kann seinen Auftritt von Anfang an mit den Anteros-Bausteinen gestalten. Für alle anderen liegt der Vorteil des Systems darin, dass ihre bisherige Arbeit am Web-Auftritt nicht umsonst war. „Es gibt Schnittstellen, mit denen sich die Daten aus anderen Programmen relativ einfach übertragen lassen“, lobt Koordinator Licher. Die Homepage von Lageranbietern wie INA, FAG oder SKF beispielsweise habe sich nicht verändert, obwohl alle Produktinformationen auch über den Antriebstechnik-Marktplatz des VDMA abgerufen werden können.
Dieser Marktplatz ist das erste Ergebnis, das aus dem Projekt Brain hervorgegangen ist. Unter www.vdma.org/markt präsentieren sich Mitglieder des Fachverbandes Antriebstechnik im VDMA mit ihren Produkten, die sowohl anhand der Firmen als auch der Produkteigenschaften zu finden sind.
„Es gibt zwar noch einige weiße Flecken auf der Landkarte“, räumt Licher ein, „aber das wird sich bis Herbst ändern.“ Zum Projektende rechnet der VDMA-Mitarbeiter damit, dass nicht nur alle Mitglieder aus dem Fachverband Antriebstechnik, sondern auch die Fluidtechnik-Hersteller vertreten sein werden.
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen, die einen Großteil der Verbandsmitglieder ausmachen, will der VDMA hier eine echte Alternative zu kommerziellen Marktplatzanbietern auf die Beine stellen. „Die Gebühren, die wir für die Präsentation im Netz erheben, machen nur einen Bruchteil dessen aus, was Sie für eine Teilnahme an einer B-to-B-Plattform sonst aufbringen müssen“, betont Licher. Solche Auftritte lohnen sich seiner Ansicht nach nur für Großunternehmen, deren Transaktionsvolumen das eines Mittelständlers bei weitem übersteigt. „Da sind Sie leicht fünf bis zehn Prozent vom Umsatz wieder los.“
So offen der VDMA-Marktplatz für verschiedene Datenformate ist – beim Angeben der Produkt-Preise zeigt sich das System veschlossen. „Dass dieser Punkt allen Beteiligten am Herzen liegt“, erinnert sich der Koordinator, „haben schon heiße Diskussionen bei Projektbeginn gezeigt.“ Da Service und Dienstleistungen ein wichtigeres Differenzierungsmerkmal bleiben sollten als der Preis, gibt es hierfür kein Feld in der Eingabemaske.
Beinahe soweit gediehen wie der Antriebstechnik-Marktplatz ist ein Softwaretool für den After-Sales-Service, das bei einem Projektpartner entstand. Der Hersteller von Holzverabeitungsmaschinen hat heute ein Programm in Händen, das Erfahrungen der Service-Techniker sammelt und strukturiert zur Verfügung stellt. Zunächst wurde die Datenbank programmiert, in die – wann immer ein Fehler an einer Maschine des Herstellers auftritt – eine Beschreibung zusammen mit der Ursache des Problems eingetragen wird.
Noch etwa ein Jahr lang wird das System mit Informationen gefüttert, bis es zu einem aktuell aufgetretenen Fehler eine Liste möglicher Ursachen liefern kann. Was der Mitarbeiter beobachtet und eingibt, erweitert dann das gespeicherte Wissen. „So haben Sie die Erfahrungen für alle Servicetechniker zugänglich, die sonst nur ein einzelner in jahrelanger Arbeit sammeln konnte“, lobt Licher. Bei einer Lebensdauer von bis zu 20 Jahren, die eine Maschine in der Produktion erreiche, bestehe nicht die Gefahr, dass die Informationen schneller überholt sind als eingegeben. Schließlich sollen nach internen Tests die Kunden Zugriff auf das System bekommen. Der direkte Kontakt mit dem Hersteller ist dann nur noch erforderlich, wenn ein seltener Fehler auftritt.
„Für diesen Prototypen haben schon einige Unternehmen Interesse bekundet“, berichtet Licher. Wer so ein System einführen wolle, müsse sich aber im Klaren sein, dass einige Zeit ins Land gehe, bis es sich nutzen lässt. Abgesehen vom Eingeben der Informationen sei jeder Maschinentyp anders, und das Programm müsse angepasst werden.
Auch wenn im Herbst die Fördermittel auslaufen, mit denen das Bundesforschungsministerium das Projekt Brain unterstützt hat, will der VDMA seinen Marktplatz ausbauen. Trotz vieler konkurrierender Anbieter geht Licher davon aus, „dass unser Angebot besonders gut an die Branche angepasst ist“.
Studie im Brain Projekt: Service im Internet ist am wichtigsten
Was Kunden vom Internet-Auftritt der Maschinenbauer erwarten, haben Forscher vom Stuttgarter Fraunhofer-IAO im Projekt Branchen-Internetmarktplatz (Brain) untersucht. Demnach macht der Service das Rennen. Das Bestellen von Ersatzteilen und Informationen für vorbeugende Instandhaltung sind am wichtigsten. Während der Verkaufsphase zählt persönlicher Kontakt. Elektronischer Austausch wird für das Vermitteln von Gebrauchtmaschinen oder das Erstellen von Angeboten geschätzt.
Aufbau des virtuellen Antriebstechnik-Marktplatzes: Viele Katalogeliefern die Daten
Marktplatz modern: Der Kunde braucht lediglich eine Eingabemaske, um Vorgaben zu Getriebe, Lager oder Baugröße einzutragen. Was die Hersteller dazu anbieten, stellt eine Software aus deren Produktkatalogen zusammen – selbst wenn auf jedem beteiligten Server ein anderes Programm die Produktinformationen verwaltet. Das ermöglicht die XML-Schnittstelle, die Daten zwischen diesen Programmen und der offenen Plattform überträgt. Alternativ dazu hat das Anteros-System, mit dem der VDMA-Marktplatz läuft, einen eigenen Kataloggenerator, der sich mit der Plattform über die Schnittstelle Corba verständigen kann. So kann die Zahl beteiligter Hersteller relativ einfach wachsen, und weitere Branchen können sich anschließen.
Technischer Hintergrund
Arbeitsplatz des Internet-Nutzers
Suchergebnisse aus den Angeboten des Marktplatzes werden im HTML-Format angezeigt
Zentraler Server für den VDMA-Marktplatz
Der Kern des Marktplatzes ist die offene Plattform Anteros, die auf Java basiert
Server bei Komponentenherstellern
Produktkataloge auf der Basis von Anteros werden über Corba eingelesen. Über die XML-Schnittstellen lassen sich Daten aus verschiedenen Formaten übertragen
Vorteile für Nutzer und Anbieter
Der Nutzer durchsucht das Angebot von seiner gewohnten Browser-Oberfläche aus und arbeitet mit einfachen Eingabemasken
Die einheitliche Plattform ist an die Belange der Maschinenbauer angepasst und bietet Platz für Erläuterungen und Service-Angebote
Alle Produktkataloge lassen sich an den Marktplatz koppeln. Damit stehen immer aktuelle Daten für die Sucher bereit
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