Startseite » Management » IT »

Neues Consulting zur Digitalisierung der Industrie

Interview zu Digitalisierungsfragen
Schneider Electric berät die Industrie bei Digitalisierungsprojekten

Mit einem neuen Consulting begleitet Schneider Electric Industrieunternehmen auf dem herausfordernden Weg ihrer digitalen Transformation. Silke Bucher, Director Industrial Digital Transformation DACH Europe Operations, hat dem Industrieanzeiger erläutert, warum Digitalisierung eine „zentrale unternehmerische Kernkompetenz“ ist und warum so viele Digitalisierungsprojekte in Unternehmen scheitern.

» Nico Schröder, Korrespondent Industrieanzeiger, Augsburg

Inhaltsverzeichnis

1. Häufige Hindernisse bei der Digitalisierung
2. Digitalisierung und Zuständigkeiten im Unternehmen
3. Tipps zur erfolgreichen digitalen Transformation
4. Energiemanagement und CO2-Fußabdruck pro Produkt
5. Energiemanagement-Services
6. Smart-Factory-Kompetenz und Consulting von Schneider Electric

Frau Bucher, worum genau geht es Ihnen bei der sogenannten „industriellen digitalen Transformation“?

Silke Bucher: Es geht uns darum, eine erfolgreiche und schnelle digitale Transformation in Industrieunternehmen umzusetzen – und zwar mit einem End-to-end-Ansatz vom Consulting über die Designs der Lösungen bis hin zur Durchführung der Projekte. Bislang hat Schneider Electric stark aufs Thema Software per se gesetzt. Der neue Consulting-Ansatz ist nun sinnvoll, weil zwar viele Unternehmen das Thema digitale Transformation als wichtig eingestuft haben, aber oftmals an der Umsetzung gescheitert sind – aus unterschiedlichen Gründen: Es hat vielleicht doch zu viel gekostet, zu viel Zeit geraubt oder das Personal ist mitunter nicht richtig geschult gewesen. Zwar haben mehr Unternehmen begonnen, Daten zu sammeln, aber sie richtig zu verwerten, nutzbringend zu verarbeiten und damit eine erfolgreiche digitale Transformation zu erreichen, ist für viele immer noch ein Problem.

Silke_Bucher_2023_300dpi_retuschiert.jpg
Silke Bucher ist Director Industrial Digital Transformation DACH Europe Operations bei Schneider Electric.
Bild: Schneider Electric

Was beinhaltet ein solches Kontextualisieren von Daten im Grunde?

Das beinhaltet Fragen wie: Wo werden die Daten eigentlich gesammelt, wie sind die Daten auszuwerten und was mache ich mit den Ergebnissen? Dabei geht es auch darum, dem Kunden die Optionen zu geben, On-Premises – also lokal – zu arbeiten, in der Cloud oder hybrid. Wir arbeiten hier inzwischen stark mit unserem industriellen Aveva-Software-Portfolio. Hierbei geht es darum, Daten aus verschiedenen Quellen zu sammeln, darzustellen und mit Analytik-Funktionen zu bewerten – also smarte Ergebnisse wirklich ableitbar zu machen, predictive/vorausschauend zu arbeiten und Ausfallsicherheit hinzubekommen.

Häufige Hindernisse bei der Digitalisierung

Was hindert Unternehmen Ihrer Erfahrung nach daran, Mehrwerte mittels digitaler Transformation zu generieren und gerade auch ein Return on Investment (ROI) zu erzielen?

Häufig verrennen sich die Beteiligten und verlieren das Ziel aus den Augen. Allzu oft ist der Fokus nur auf einem Use Case im ersten Schritt im Unternehmen. Sie entwickeln dann beispielsweise aus Standardsoftware kundenspezifische Varianten, die zum einen sehr kostenintensiv und zum anderen schnell komplex und unübersichtlich werden. Auf einen abgegrenzten Bereich im Unternehmen bezogen funktioniert das vielleicht noch, aber wenn man den gesamten Betrieb und dessen Entwicklung im Blick hat, wird es schwierig. Denn spezifische Insellösungen machen ein skaliertes, langfristiges Vorgehen problematisch – insbesondere, wenn sich Prioritäten oder Zielsetzungen über die Zeit verändern. Ein anderes Hindernis sind fehlende Zeithorizonte bei der Umsetzung. Das Proof of Concept führt nicht zu einem ersichtlichen ROI, von dem man als Unternehmen eine vernünftige Ausrollvariante erreicht. Auch daran scheitern viele Digitalisierungsprojekte.

Digitalisierung und Zuständigkeiten im Unternehmen

Welche Erfahrungen machen Sie hinsichtlich klarer Zuständigkeiten in Digitalisierungsprojekten?

Oft gehen die eben benannten Herausforderungen damit einher, dass es niemanden gibt, der prüft, ob bestimmte Ziele zur Digitalisierung erreicht werden. Es braucht klare Verantwortlichkeiten für die Finanzierung von Projekten. Denn gerade die Frage des Sponsorings ist oft nicht ausreichend geklärt. Für eine gelingende digitale Transformation müssen aber alle Mitarbeiterebenen, auch des Managements, vernünftig involviert werden. Manchmal empfiehlt sich die Einrichtung eines sogenannten Digitalisierungsteams, in dem auch Fragen des Changemanagements geregelt und organisiert werden. Hier können sich dann zum Beispiel externe Berater mit ihrer Expertise und Erfahrung sehr sinnvoll einbringen.

Was passiert, wenn es kein klassisches Enablement derer gibt, die letztlich mit digitalen Tools umgehen sollen?

Ganz einfach: Das Potenzial digitaler Technologien bleibt ohne Enablement ungenutzt. Nur wenn ich eine Technologie auch wirklich angemessen kenne und den Umgang mit ihr vernünftig gelernt habe, erschließen sich mir die damit verbundenen Mehrwerte. Tools werden einfach nicht genutzt, wenn der Mehrwert nicht vermittelt ist. Mangelndes Enablement führt letztlich nur zu Frust und zur Ablehnung der Technologien.

Wie wird sich die digitale Transformation in den kommenden Jahren entwickeln?

Gerade in den nächsten zwei bis drei Jahren wird das Thema digitale Transformation nochmal ein ganz anderes Tempo aufnehmen. Denn nicht zuletzt die Krisen rund um Corona, Lieferketten oder Energie haben einmal mehr bestätigt, dass Digitalisierung als zentrale unternehmerische Kernkompetenz verstanden werden muss. Wenn ich mir unsere Kunden, auch aus dem Mittelstand, anschaue und bewerte, wie gut die durch diese Krisen gekommen sind, dann kristallisiert sich ein eindeutiges Bild heraus: Wer rechtzeitig in die digitale Transformation investiert hat, steht jetzt deutlich resilienter und besser da als der Branchendurchschnitt – gerade, wenn es um Energiethemen geht.

Smart-Factory_Le-Vaudreuil_5R2A9552_preview.jpg
Erfolgreiche digitale Transformation: Die Smart Factory von Schneider Electric im französischen Le Vaudreuil dient heute als Showcase und ist vom Weltwirtschaftsforum ausgezeichnet worden.
Bild: Schneider Electric

Tipps zur erfolgreichen digitalen Transformation

Können Sie Ansätze nennen, die dazu beitragen, dass digitale Transformation „besser“ gelingt?

Für mich sind Systemoffenheit und eine ganzheitliche Denkweise zentral. Denn einen langfristigen Return-on-Investment habe ich nur, wenn sich meine Lösung skalieren lässt, wenn sie offen für die Anbindung von Drittanbieter-Komponenten bleibt und jederzeit eine durchgängige Kommunikation von Daten zulässt. Silo-Denken oder Insellösungen versprechen dagegen höchstens einen sehr kurzfristigen Effekt. Was aber übrigens nicht heißt, dass man immer sofort den ganz großen Wurf wagen muss. Beim Umbau unseres Werks im französischen Le Vaudreuil zur Smart Factory haben wir uns zum Beispiel erstmal nur auf einen bestimmten Produktionsbereich fokussiert. Da wir aber von Anfang an mit unserer offenen IoT-Architektur namens Eco Struxure gearbeitet haben, konnten wir die für gut befundenen Lösungen sukzessive auf die gesamte Fabrik übertragen. Heute dient uns dieser Standort auch als Showcase für eine sehr erfolgreiche digitale Transformation.

IIoT-Consulting – aus der Industrie für die Industrie

Wen adressiert Schneider Electric mit seinem Consulting?

Grundsätzlich richten wir uns an alle Industriebereiche – also an große Konzerne, aber insbesondere auch an den Mittelstand. Mein Team ist äußerst vielseitig aufgestellt. Wir versammeln eine unglaubliche Menge an technischem und ökonomischem Know-how. Gegenwärtig sind wir vor allem in den Industriebereichen stark aufgestellt, die für Schneider Electric seit jeher wichtige Zielmärkte sind. Ich spreche vom Maschinen- und Anlagenbau, von der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie, aber auch von der Prozessindustrie. Wie weit ein Unternehmen auf dem Weg der digitalen Transformation schon vorangeschritten ist oder, ob es beispielsweise bereits einen CDO oder Ähnliches gibt, spielt für das Inanspruchnehmen unserer Services keine Rolle.

Energiemanagement und CO2-Fußabdruck pro Produkt

Welche Anforderungen haben Ihre Kunden aktuell?

Es herrscht eine starke Nachfrage zum Thema Energiemanagement und Nachhaltigkeit in Kombination mit Produktionsdaten aus dem Herstellprozess. Denn es geht nicht mehr nur darum, Energiemanagement beziehungsweise Energiemonitoring zu betreiben. Gerade haben wir zum Beispiel sehr viele Kundendiskussionen zum Thema CO2-Fußabdruck pro Produkt. Und hierbei wird vor allem das Zusammenspiel von Daten wichtig. Einerseits werden plötzlich Energiedaten aus einer Maschine relevant: Wie viel verbraucht eine Maschine zu welchem Zeitpunkt? Und auf der anderen Seite geht es um die Prozessdaten: Wie lange läuft meine Maschine, welche Auslastung ist gegeben und mit welchem Energieverbrauch? Diese Aspekte sind am Ende des Tages zusammen zu betrachten, um wirklich zu wissen, wie viel CO2 ein Produkt in der Produktion verbraucht hat.

Sicherlich ist das ein erster Baustein, um das Produkt letztlich globaler im Lebenszyklus betrachten zu können…

Es ist ein Baustein, ja. Wir müssen tatsächlich die gesamte Lieferkette betrachten – von den Rohstoffen bis hin zum Produkt, das im Betrieb läuft, und darüber hinaus. Unerlässlich hierfür ist es, Informationsquellen zu schaffen. Mit dem Wunsch vieler Hersteller, dem Kunden am Ende des Tages sozusagen auf das Produkt drucken zu können, wie viel CO2 bisher verbraucht worden ist, nimmt das komplexe Thema Rückverfolgbarkeit beziehungsweise Traceability zu.

Energiemanagement-Services

Werden gerade auch für OEMs Energiemanagement-Services wichtiger, um den verschiedenen Maschinennutzern geeignete Angebote machen zu können?

Wenn OEMs ihre Maschinen schon so ausstatten würden, dass das Energiemonitoring direkt Teil der Maschine ist und sie Energiemessgeräte direkt mit verbauen würden, wäre es für Endverbraucher viel einfacher. Diese müssten in der Hinsicht nichts nachrüsten und hätten die Daten direkt dabei. Das ist gerade noch so ein Push-Pull, den wir beobachten.

Wie weit gehen Sie im Consulting bei Energiefragen?

Wir gehen deutlich über Aspekte wie dem CO2-Fußabdruck bei Maschinen hinaus. Wir bewegen uns verstärkt rund um Fragen dazu, wo und wie Energie eingekauft wird. Wir schauen nicht mehr nur auf die Maschine, auf eine Linie, auf das Werk selbst. Wir beraten mit einem ganzheitlichen Ansatz und bieten eine Vielzahl an Lösungsmöglichkeiten.

Wie greifen Sie die Themen Governance und Change Management auf?

Wir sind der Auffassung, dass diese Themen direkt beim Kunden stattfinden müssen, also dort, wo wir gewisse Tools bereitstellen. Denn am Ende des Tages muss ein Unternehmen seine Digitalisierung umsetzen. Wir können starke Vorgaben mitgeben. Es braucht allerdings jemanden beim Kunden, der sich auch an diese Vorgaben hält.

Smart-Factory-Kompetenz und Consulting von Schneider Electric

Inwiefern bringt Schneider Electric die Expertise zur digitalen Transformation mit, die geeignet ist, andere Industrieunternehmen zu unterstützen?

Wir haben mehr als 200 Werke, wir haben mehr als 100 Distribution Center, wir haben inzwischen 30 Smart Factories. Und wir haben rund 30 CO2-neutrale Standorte, an denen wir tatsächlich CO2-neutral fahren. Was wir unseren Kunden und Partnern mitgeben wollen, ist also genau das, was wir gerade selbst machen. Insbesondere unsere Lighthouse-Projekte sind dabei ein wichtiger Faktor. Im französischen Le Vaudreuil zum Beispiel betreiben wir eine Smart Factory,, die vom Weltwirtschaftsforum als „Sustainability Lighthouse“ ausgezeichnet wurde – das ist wirklich etwas Besonderes. Und im Rahmen unserer neuen Consulting-Services, den Industrial Digital Transformation Services, nutzen wir solche Standorte und Erfolgsgeschichten natürlich, um unseren Kunden die Mehrwerte unserer Technologien vor Augen zu führen. Außerdem wird das Consulting auch von Expertinnen und Experten durchgeführt, die selbst schon Erfahrung mit der Umsetzung einer digitalen Transformation gesammelt haben – die also entweder an der Transformation unserer eigenen Standorte beteiligt oder in entsprechende Kundenprojekte involviert waren.

Welche Methodik setzen Sie um?

Mit unseren Kunden planen wir von vornherein eine vernünftige Strategie auf Basis eines klassischen Consultingansatzes. Wir sprechen darüber, welche Möglichkeiten es gibt, und darüber, wo der Kunde hin möchte: Was ist die Zielsetzung? Oder: Zu welcher Zeit möchte ich wo stehen? Wir definieren eine klassische Roadmap, sagen, was wir tun, und definieren vor allem immer einen Sponsor dazu. Wir gestalten zudem eine sogenannte Inspirationsphase. In dieser Phase geht es einerseits darum, viele Gespräche zu führen und Standorte beim Kunden zu besuchen. Andererseits geht es darum, Standorte von Schneider Electric zu besuchen, um den Kunden ein bisschen die Augen zu öffnen und zu schauen, welche Optionen es gibt. Das heißt, wir bereisen mit dem C-Level-Management unsere Werke und gehen dann in ergänzende Workshops, um Details auszuarbeiten und zu klären, welche Prozesse oder Use Cases mit welchem zu erwartenden Ergebnis und in welchem zeitlichen Rahmen digitalisiert werden sollen.

Unsere Webinar-Empfehlung


Hier finden Sie mehr über:
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de