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Unternehmensnachfolger gesucht

Unternehmensübergabe
Schwierigkeiten bei der Nachfolgersuche

Schwierigkeiten bei der Nachfolgersuche
Jedes Jahr werden in Deutschland knapp 40.000 Unternehmen an einen Nachfolger übergeben, sei es an ein Familienmitglied, einen Mitarbeiter oder einen Externen. In den kommenden Jahren wird diese Zahl stark steigen und der demografische Wandel sowie aktuelle Krisen die Suche bei der Unternehmensnachfolge erschweren.

» Ulrike Dautzenberg, freie Journalistin

Laut einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn werden etwa die Hälfte der Betriebe an Familienmitglieder übergeben, entweder auf dem Wege der vorweggenommenen Erbfolge oder mittels einer schrittweisen Übergabe. 29 % der Unternehmer suchen nach einem externen Nachfolger und 18 % planen die Übergabe an einen internen Mitarbeiter. Für die Jahre 2022 bis 2026 rechnet das IfM mit rund 190.000 Übergaben von Unternehmen, deren Eigentümer aus der Geschäftsführung ausscheiden. Ungefähr die Hälfte davon wird im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen erwartet, gefolgt von produzierendem Gewerbe und Handel.

Demografischer Wandel und Folgen der Pandemie bremsen die Nachfolge im Mittelstand aus

Die Frage der Unternehmensnachfolge ist vor allem im Mittelstand ein wichtiges Thema. Bedingt durch den demografischen Wandel nimmt der Anteil älterer Inhaber von kleinen und mittleren Betrieben (KMU) kontinuierlich zu, so dass immer mehr Unternehmen zur Geschäftsübergabe bereitstehen. Nach einer aktuellen Studie von LBBW Research sind 29 % der mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer bereits älter als 60 Jahre. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Personen, die an einer Firmenübernahme interessiert waren, in den letzten zehn Jahren nahezu halbiert. Auf Plattformen wie Nexxtchange steht laut LBBW ein Kaufgesuch drei Verkaufsangeboten gegenüber. Auch hier spielt der demografische Wandel eine Rolle; gleichzeitig ist die Zahl der Existenzgründer seit Jahren rückläufig. Viele potenzielle Unternehmer der jüngeren Generation scheuen das unternehmerische Risiko und planen lieber eine Karriere als Angestellte in etablierten Unternehmen. Insbesondere gut qualifizierte Nachfolgewillige, die in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels attraktive Angebote für nicht-selbständige Beschäftigungsverhältnisse erhalten, entscheiden sich oft gegen ein Dasein als Unternehmer mit den damit verbundenen Risiken. Auch die in den letzten Jahrzehnten deutlich gewachsene Bürokratie hält viele von einer möglichen Unternehmensgründung ab.

Der aktuelle DIHK-Report Unternehmensnachfolge 2022 sieht neben dem demografischen Wandel auch aktuelle Krisen und die Auswirkungen der Corona-Pandemie als Hemmnis für Unternehmer. Diese haben das Interesse an einer Unternehmensübernahme in den vergangenen zwei Jahren stark gedrückt. Die Pandemie hat für viele Branchen herbe Einbußen gebracht, die zu den „klassischen“ Branchen für Unternehmensgründungen und -nachfolgen zählen, wie Handel, Gastronomie und Dienstleistungen. Durch Lockdowns und Zugangsbeschränkungen hat sich hier die Geschäftslage oft deutlich verschlechtert. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine mit den daraus resultierenden Versorgungsunsicherheiten und die stark ansteigenden Preise für Strom und Gas tragen ebenfalls zu einer Unsicherheit bei, die der Bereitschaft, ins unternehmerische Risiko zu gehen, entgegensteht. All das führt laut DIHK-Report dazu, dass die Kombination aus schwieriger Suche nach einer passenden Nachfolge, Mangel an qualifizierten Fachkräften in Verbindung mit steigenden Personalkosten sowie hohen und absehbar weiter steigenden Energiekosten viele Inhaberinnen und Inhaber vor allem kleinerer Betriebe dazu veranlasst, über eine Schließung ihres Betriebes nachzudenken.

Dabei kann eine Geschäftsübernahme für Existenzgründer durchaus eine attraktive Möglichkeit sein. Das Unternehmen ist in aller Regel bereits am Markt etabliert, Infrastruktur und Mitarbeiter sind vorhanden. Auch Lieferanten, einen festen Kundenstamm und – last but not least – Umsätze gibt es bereits. Wer ein bestehendes Unternehmen übernimmt, muss also für gewöhnlich nicht als erstes mit der Akquise beginnen, um seine neue Firma zum Laufen zu bringen – sie läuft ja bereits. Investitionen für Neuanschaffungen fallen häufig geringer aus als bei einer Neugründung, da Einrichtung und Ausstattung oft günstig übernommen werden können.

Familienunternehmen stehen vor besonderen Herausforderungen

Auf Unternehmensseite stellt die Frage der Nachfolge insbesondere Familienunternehmen vor große Herausforderungen, und zwar unabhängig von den bereits genannten Schwierigkeiten. Sie müssen sowohl die Interessen der Familie als auch diejenigen des Unternehmens berücksichtigen und in Einklang bringen. Die Bandbreite reicht von kleinen Betrieben bis hin zu börsennotierten Unternehmen, in denen Familien nach wie vor die Mehrheit an den Stimmrechten halten. All dies macht die Frage der Nachfolge je nach Größe und Eigentümerstruktur zu einem sehr komplexen und anspruchsvollen Prozess, der eine sorgfältige und vor allem frühzeitige Planung erfordert.

Die Weitergabe des Unternehmens innerhalb der Familie steht auf der Wunschliste meist ganz oben, aber nicht immer ist ein geeigneter Nachfolger zur Hand. Und selbst wenn das der Fall ist, treffen gerade in Familienunternehmen oft die traditionellen Werte der Gründer auf den Wunsch nach Innovationen und Erneuerung bei der nachfolgenden Generation. Nach einer Studie von Deloitte hat die nächste Generation zumeist sehr klare Vorstellungen davon, in welche Richtung sich ihre jeweilige Branche entwickelt und welchen Formen von Disruption der Markt und ihr Unternehmen ausgesetzt sein werden. Als größter disruptiver Faktor für Familienunternehmen werden dabei allerdings nicht der Markt, sondern die sich verändernden Familienbeziehungen gesehen. Hier kommt es deshalb besonders auf einen gut geplanten und sorgfältig strukturierten Nachfolgeplan, eine objektive Auswahl des Nachfolgers und eine transparente Kommunikation sowohl innerhalb der Familie als auch des Unternehmens an.

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