40 000 Besucher pro Monat lockt das Expocenter Mechatronik ins Netz. Mit Videos und Simulationen zeigen Hersteller ihre Automationslösungen auf ungewöhnliche Art.
Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Birgit Oppermann
Die Webcam schwenkt und zoomt – und von überall auf der Welt lässt sich der Roboter ganz aus der Nähe betrachten, obwohl er seinen Platz in den Ausstellungsräumen des Expocenter Mechatronik in Moers hat. Über das Internet richtet sich die Kamera, vom Nutzer gesteuert, auch auf andere Exponate. Solche Übertragungen, Videos oder sogar Computersimulationen könnten die Zukunft der Produktpräsentation prägen. Das zumindest vermutet Thomas Strankowski, der das Projekt „Virtuelle Messe“ leitet.
Mit der Weltausstellung in Hannover haben die Organisatoren außer der Ähnlichkeit im Namen nichts zu tun. Vielmehr geht ihre Arbeit auf eine vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützte Initiative zurück, die besonders kleinen und mittleren Unternehmen neue Möglichkeiten zum Vermarkten ihrer Produkte geben soll. Bis Jahresende stellt die Regierung Fördermittel bereit, die vor allem Interessenten aus dem eigenen Bundesland zugute kommen sollen. So präsentiert sich das Expocenter seit knapp zwei Jahren als Makler zwischen rund 250 Herstellern von Automationsprodukten und potentiellen Anwendern – und alle weiteren Anbieter sind willkommen, die thematisch passen.
„Wer einen Partner sucht, der die Lösung für ein konkretes Automations- oder Mechatronikprojekt anbieten kann“, hebt Strankowski hervor, „ist auf unserer Homepage richtig.“ Mitarbeiter seines Unternehmens, des Ingenieurdienstleisters Imech GmbH, betreuen den Web-Auftritt der virtuellen Messe. Was der Surfer alles von einem Unternehmen erfahren kann, legen die Hersteller selbst fest. Die Informationen reichen vom Standard-Datenbankeintrag mit kurzem Unternehmensporträt, der von den Betreibern in Moers gegen Gebühr ins Netz gesetzt wird, bis zu Videos oder Simulationen. „Direkte Besuche in der Halle waren nicht so häufig“, hat Strankowski beobachtet. „Daher wollen wir den Video- und Simulationsbereich ausbauen.“
Den Surfern scheint dieses Angebot zu gefallen. Die Zahl der Interessenten ist seit Messe-Eröffnung auf über 40 000 pro Monat gestiegen. Wer auf der Suche nach dem künftigen Geschäftspartner dem virtuellen Eindruck allein nicht vertrauen möchte, kann den persönlichen Kontakt zu Strankowskis Mitarbeitern im Technologiepark Eurotec in Moers suchen. „Aus ihrer täglichen Arbeit in verschiedenen Projekten kennen sie die Hersteller auch im wirklichen Leben. Daher können wir als Berater einspringen.“
Dieser Dienstleistungsgedanke wird sich in der virtuellen Messe noch stärker ausdrücken, sobald sie sich über Gebühren oder Banner-Werbung finanzieren muss. Strankowski hofft, mehr Hersteller für neue Wege der Vermarktung zu begeistern.
Allerdings ist nicht alles technisch Mögliche sofort von Erfolg gekrönt. Das Forum für Anfragen und Angebote beispielsweise sowie der Chat-Bereich werden bislang eher privat genutzt und bringen „noch keine interessanten Resonanzen“. Der Leiter des Expocenter vermutet, dass „die Leute keine Zeit haben, neben ihrem Alltagsgeschäft auf diesem Weg zu kommunizieren.“ Das könnte sich ändern, wenn feste Chat-Termine und Themen vorgegeben werden. Zur Zeit aber ist laut Strankowski „die Automations-Branche für manche Spielarten der Kommunikation über das Internet noch nicht reif.“
Surf-Tipp
Makler zwischen Herstellern und Anwendern von Automatisierungsprodukten zu sein, ist die Hauptaufgabe des Expocenter Mechatronik. Daneben ist unter www.expocenter.de eine Bühne für die technischen Möglichkeiten entstanden, die das Internet bietet. Die Webcam gehorcht dem geduldigen Nutzer, es gibt Videos, Simulationen, Chatrooms, Diskussionsforen und den Online-Shop. Die Spielwiese zeigt unter anderem einen Roboter, der auf Menschen reagiert.
Hinweis für Kenner der Seiten: Das Outfit hat sich im Herbst geändert, ist ruhiger als vorher und erheblich übersichtlicher. op
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