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Werk in Indien bringt Jobs nach Deutschland

Ina Wälzlager gründet Fertigung in Pune
Werk in Indien bringt Jobs nach Deutschland

Eine sinnvolle Aufgabenteilung zwischen Auslandsniederlassung und Stammwerk kann Arbeitsplätze in der Bundesrepublik sichern, wie das Beispiel des Wälzlagerherstellers Ina zeigt. Das Unternehmen hat jetzt ein Werk im indischen Pune gegründet.

Klaus Vollrath ist Fachjournalist in Köln

Ohne Globalisierung ginge es der deutschen Wirtschaft künftig schlechter, ist Dipl.-Ing. Gert Büchel, Direktor des Bereichs Asien-Pazifik bei der Ina Wälzlager Schaeffler oHG in Herzogenaurach, überzeugt. „Es wäre naiv zu glauben, Länder wie Indien – immerhin die viertgrößte Industrienation der Erde – würden sich auf Dauer damit abfinden, technische Produkte aus dem Ausland zu importieren.“
Deshalb hat sich Ina entschlossen, in Indien eine eigene Fertigungsstätte für Nadellager aufzubauen. Für das neue Werk wurden von Ina fünf Hallen des deutsch-indischen Industriepark-Projekts der in Köln ansässigen Industrie-Beteiligungs-Gesellschaft mbH & Co. KG (IBG) in Pune angemietet. Die ersten Montageplätze wird das neue Werk bereits Anfang dieses Jahres in Betrieb nehmen. In den nächsten Jahren ist ein Wachstum auf rund 100 Mitarbeiter mit einem Umsatz von rund 17 Mio. DM geplant.
Importe belegt Indien stets mit hohen Zöllen. Im Fall von Nadellagern beispielsweise liegt der Satz bei 53 %, wie Dipl.-Ing. Helmut Treffer betont, der bei dem Hersteller aus Herzogenaurach Manager für Engineering und Marktentwicklung Automobilindustrie für den asiatisch-pazifischen Raum ist. Die Zölle sollen die heimische Industrie vor übermächtiger Konkurrenz schützen und Hersteller dazu zu veranlassen, im Land eigene Fertigungsstätten zu errichten. Indien sei ein Markt von enormer Größe, dessen Automobilindustrie sich in den nächsten Jahrzehnten mit Zuwachsraten von rund 7 % entwickeln werde. Bei der Fertigung von Zweirädern, dort ein wichtiges Fortbewegungsmittel, werde das Wachstum sogar 10% betragen.
„Mit den Produkten des neuen Werks leisten wir zugleich einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz“, sagt Büchel. Mopeds und Motorräder mit Zweitaktmotoren führen zu erheblichen Umweltproblemen durch Lärm und Abgase. Die Gesetzgebung werde deshalb verschärft. Als Folge müsse die heimische Zweiradindustrie ihre Produktion in den nächsten Jahren verstärkt von Zwei- auf Viertaktmotoren umstellen. Dies bedinge höhere Ansprüche an die Lager in den Motoren. Die Nachfrage nach höherwertigen Nadellagern, also den Stammprodukten des Hauses Ina, werde dadurch stark ansteigen.
„Aufgrund unserer Erfahrungen mit ähnlichen Initiativen in anderen Ländern wissen wir, dass wir damit nicht nur Arbeitsplätze vor Ort aufbauen, sondern auch in Deutschland sichern“, betont Manager Treffer. Das Geheimnis liege im richtigen Mix: So werde man in Indien zwar die Käfige für die Lager lokal fertigen und mit fertigen Nadeln zum Lager komplettieren, die Nadeln selbst kommen jedoch nach wie vor aus Deutschland. Die Montage zum fertigen Lager als Mischprodukt aus deutscher und indischer Fertigung erfolge wiederum vor Ort in Indien.
Niedrige Lohnkosten wie in Indien seien nur die eine Seite der Medaille. Deutschland sei der bessere Standort, wenn es um komplexe, automatisierte High-Tech-Maschinen gehe. Die wirtschaftliche Produktion von Wälzlager-Nadeln erfordert zudem wesentlich höhere Stückzahlen, als der indische Markt überhaupt aufnehmen könne. Ihre Fertigung erfolgt daher in einigen wenigen Zentren, deren Kapazität von vornherein auf den globalen Markt ausgelegt sei. Davon profitiere der jeweilige lokale Ina-Betrieb. Denn er erhalte dieses Vorprodukt zu Preisen, die bei lokaler Herstellung gar nicht erreichbar seien. In ähnlicher Weise tauschen übrigens auch die verschiedenen anderen Produktionsstandorte im asiatisch-pazifischen Raum untereinander Teile aus, deren Fertigung sich auf rein nationaler Ebene nicht lohnen würde. „Auf diese Weise ist die Fertigung in Indien zugleich ein Motor für weiteren Absatz aus Deutschland“, weiß Büchel.
Von der Arbeitsteilung profitiere auch das Stammwerk in Deutschland. Dort befinden sich strategische Abteilungen wie Forschung und Anwendungstechnik für die Entwicklung hochwertiger, auf den Kundenbedarf abgestimmter Produkte. „Wir haben in Deutschland in den letzten beiden Jahren über 1000 neue Arbeitsplätze aufbauen können – das wäre uns ohne unsere Erfolge bei der Globalisierung nicht möglich gewesen“, stellt Helmut Treffer fest.
Bei der Suche nach einem geeigneten Einstieg wurden die Macher auf die deutsch-indische Industriepark-Initiative der IBG in Pune im Bundesstaat Maharashtra aufmerksam. Die IBG, die für ihre Gesellschaften selbst eine Globalisierungsstrategie betreibe, hat dort laut Büchel zusammen mit dem indischen Staat ein Industrieansiedlungs-Projekt in strategisch günstiger Lage ins Leben gerufen. Pune sei ein interessanter Standort in dem am höchsten industrialisierten und am schnellsten wachsenden Wirtschaftsraum Indiens. Auch gebe es dort zahlreiche und gut ausgebildete Fachleute.
Die IBG hat in Pune 117 000 m² Gelände erschlossen und eine Reihe von Industriegebäuden sowie eine Verwaltungszentrale errichtet. Sie bietet Interessenten aus Deutschland sowohl Gebäude als auch Gelände und Dienstleistungen wie Büro, Telefon- und Faxanschluss an. Sie ist bereit, Starthilfe zu leisten und sich sogar an Joint Ventures zu beteiligen.
„Wir hatten schon vorher einige Angebote geprüft und merkten sofort, dass man uns dort deutlich überdurchschnittlichen Standard bezüglich Bauqualität und Infrastruktur zu bieten hatte“, ergänzt Treffer. Ein weiterer Vorteil sei, dass die IBG sowohl in Deutschland als auch vor Ort in Pune ansprechbar sei. Dies habe teils erhebliche Kosten erspart und geholfen, Missverständnisse zu vermeiden. Mittlerweile werden bereits die ersten Maschinen montiert, während gleichzeitig indische Fachleute eine Ausbildung in Deutschland erhalten.
Das Pune-Projekt der IBG
Maharashtra mit der Wirtschaftsmetropole Bombay ist der am weitesten entwickelte indische Bundesstaat. Dort befinden sich die meisten deutschen Unternehmen. In dieser Region hat sich das 120 km südöstlich von Bombay gelegene Pune mit 2,7 Millionen Einwohnern als Industriezentrum etabliert. Dort haben sich beispielsweise deutsche Industrieriesen wie Siemens, Hoechst oder Daimler-Chrysler angesiedelt.
Die indische Tochter der Kölner IBG Industrie-Beteiligungs-Gesellschaft mbH & Co. KG (www.ibg-cologne. com), die Advent Business Credit Development Co. Pvt. Ltd. (ABCD), betreibt dort den Industriepark. Sie bietet alle Dienstleistungen von Startberatung über Marktforschung bis zu Rechtsberatung. Der Park verfügt über 117 000 m² Fläche. Zur IBG-Gruppe mit weltweit 40 Niederlassungen und 1600 Mitarbeitern gehören unter anderem Schweißtechnik-Spezialisten wie Binzel/Abicor sowie Firmen der Lasertechnik- und der Bauchemie-Branche.
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