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Wie Aluminium zum Magnetismus kommt

Werkstofftechnologien: 3D-Drucker produzieren Keramikteile
Wie Aluminium zum Magnetismus kommt

Wie Aluminium zum Magnetismus kommt
Norbert Hoffstaedter liefert den Beweis: Der Magnet hält an der Aluminium-Pfanne (Bild: Industrieanzeiger)
Werkstoff-Innovationen können die gesamte Technik inspirieren. Das belegen exemplarisch zwei auf der Hannover Messe gezeigte Neuheiten, die bedeutsam werden können für viele Branchen – auch wenn sie zunächst auf spezielle Anwendungen zugeschnitten sind.

Von unserem Redaktionsmitglied Olaf Stauß olaf.stauss@konradin

„Natürlich ist Aluminium nicht induktiv“, räumt Norbert Hoffstaedter ein. Und trotzdem wirbt der Geschäftsführer der Alinox AG aus Eschlikon zu Recht für Swiss-Ply 55 MSA als „Inductive Aluminium“: Diesen Verbundwerkstoff haben die Schweizer entwickelt, damit die Hersteller von Alu-Kochgeschirren ihre Pfannen, Töpfe und Gastronormbehälter auch für induktive Herde anbieten können.
„Das induktive Heizen wird so selbstverständlich werden wie der Farbfernseher“, erläutert Hoffstaedter. Der Grund: Beim induktiven Kochen wandert rund 99 % der Wärmeenergie direkt ins Material, so dass kaum Verluste entstehen. Induktive Ceran-Herde sind daher um ein Vielfaches schneller als herkömmliche Kochanlagen. Natürlich wollen die Köche auch an diesen Herden mit Alu-Geschirren arbeiten, die leicht sind und die Wärme aufgrund der guten thermischen Leitfähigkeit schnell weiterleiten. Nur muss das Alu dazu magnetisch-induktive Eigenschaften besitzen.
Alinox, Spezialist für Walzplattier-Prozesse, hat das Problem durch einen speziellen Schichtaufbau im Werkstoff gelöst: Swiss-Ply 55 MSA besteht im Kern aus Aluminium, zusätzlich einem „Inductive Layer“ aus magnetisierbarem Kohlenstoffstahl und Deckschichten aus Aluminium. Was sich einfach anhört, ist kompliziert: Die Alu-Deckschichten mussten besonders dünn gefertigt werden, damit sie die auftreffenden elektromagnetischen Wellen nicht abschirmen. Außerdem haben die Schweizer eine zusätzliche Materialschicht eingebaut, die den abweichenden Wärmeausdehnungskoeffizienten des Inductive Layer kompensiert (daher die Bezeichnung MSA = Magnetic Symmetric Aluminium). Denn im Verbundwerkstoff darf kein Bimetall-Effekt entstehen, der die Pfanne verwölbt. Besonders stolz ist Hoffstaedter aber darauf, dass die Pfannenhersteller ihren umformenden Fertigungsprozess nicht ändern müssen. Sie können die „Alu“-Ronde wie gehabt in die Presse einlegen. „Der Prozess bleibt derselbe. Es ist keine Investition in neue Technik nötig.“
Alinox versteht sich als Spezialist für das Walzplattieren (beispielsweise auch von Alu-Elektroden mit Titan), und ist nicht allein auf die Pfannen- und Topfhersteller als Kunden fixiert. Mögliche Abnehmer vermutet Hoffstaedter für das induktive Alu auch in den Branchen Chemie, Anlagenbau und Medizintechnik oder beim Laborbedarf – und knüpft dazu Kontakte auf der Hannover Messe. Im Gegensatz zu etlichen anderslautenden Meinungen hält er die Messe für ein ideales Feld, um Impulse zu erhalten und Netze zu bilden: „Hannover wandelt sich zur Technologiemesse. Hier gibt es eine mitreißende, kreative Grundstimmung – und genau das brauchen wir.“
Technologische Aufbrüche deuteten auch andere Aussteller im Werkstoffbereich an. So versteht sich Dr. Wolfgang Kollenberg vom Werkstoffzentrum Rheinbach auf das Rapid Prototyping von Keramik-Teilen. Er nutzt dazu den 3D-Drucker der 4D-Concepts GmbH, Groß-Gerau, der bisher nur herkömmliche Werkstoffe verarbeitet. Für Keramik befindet sich die Methode noch im Laborstadium, Kollenberg bietet sie aber schon als Dienstleistung an. „Die Keramikhersteller scharren schon mit den Hufen danach“, meinte er. Auch die Fachhochschule Koblenz arbeitet daran im Rahmen eines BMBF-Projektes, wie Prof. Manfred Schumacher bekannt gab.
Dienstleister bietet Rapid Prototyping für Keramikteile

Warnlampe leuchtet auf

Kommentar

Achtung, hier läuft etwas schief. Die Ausstellerzahl im „Innovationszentrum Ingenieurwerkstoffe“ ist um ein Drittel gesunken. Ausgerechnet jetzt, wo sich Hannover zur Technologie-Messe wandelt. Die Entwickler brauchen diese Veränderung, damit sie sich schnell mit Impulsen aus unterschiedlichsten Disziplinen versorgen können. Werkstoffe dürfen da nicht fehlen. Bleibt zu hoffen, dass die Ausstellerzahl nur kurzfristig wegen des Wechsels in der Standleitung abgesackt ist. Auf keinen Fall darf das Technologiekonzept verwässert werden. Unternehmen, die hierher gehören, gibt es nämlich genug. os
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