„Wir wollen den Erfordernissen des Kunden entsprechen – nicht umgekehrt“

Das Gespräch mit Wolfram Uhlmann führte unser Redaktionsmitglied Jens-Peter Knauer jens-peter.knauer@konradin.de

Herr Uhlmann, welche wesentlichen Vorteile hat ein Unternehmen, das seinen Fuhrpark durch einen Dienstleister wie die LHS managen lässt?

Durch Outsourcing des Fuhrpark-Managements hat das Unternehmen grundsätzlich etliche Vorteile: Das Unternehmen kann sich verstärkt auf sein Kerngeschäft konzentrieren und überlässt unternehmensfremde Tätigkeiten Profis, die fachliches Know-how und optimierte Systeme in diese Aufgabe einbringen.

Das Mitarbeiter-Team wird von administrativen Aufgaben befreit und kann sich so vermehrt um die qualifizierten Managementaufgaben kümmern. Interne Prozesse werden verbessert, was zu Kosteneinsparungen führt. Reibungslose Abläufe für die Fahrer und eine kostengünstige Flottenstruktur sind die Folge.

Wo sehen Sie noch Potenziale?

Auch in der Buchhaltung und im Controlling werden Vorgänge vereinfacht. Durch komprimiertes Abrechnungs- und Reportingwesen können selbst in diesen Bereichen eine Vielzahl von Prozessen eingespart werden. Und sollte eine Flotte noch ganz oder teilweise im Eigentum des Unternehmens sein, kann dieses durch „Sale and lease back“ den kompletten Fuhrpark outsourcen. Das bringt den sofortigen, meist recht erheblichen Liquiditätsgewinn, gleichzeitig kann die Zusammenarbeit unmittelbar gestartet werden.

Was unterscheidet die LHS von anderen Dienstleistern? Welche speziellen Services bieten Sie?

Der wichtigste Unterschied ist unser Anspruch an höchste Qualität im Fuhrpark-Management. Die beginnt bei umfangreichen Full-Service-Leistungen. Neben den klassischen Modulen heißt dies bei uns auch 24-Stunden-/365-Tage-Hotline und bargeldlose Abrechnung über die LHS-Card. Die Banken- und Herstellerunabhängigkeit ermöglicht uns die optimale Zusammenstellung der Flotten. Die Übernahme des Fuhrpark-Managements bedeutet aber noch mehr: Das Mitwirken bei Entscheidungen und die Steuerung der Flotte.

Wie sieht das konkret aus?

Beispielsweise empfehlen wir bei der Ausarbeitung der Car Policy, das ist die strategische Ausrichtung inklusive Dienstwagenordnung, als Basis die Vollkosten. Das heißt, dass wir nicht nur Motor- oder Hubraumgröße, Fabrikat, Modell oder Leasingrate allein einbeziehen, sondern die Policy unter Berücksichtigung der Vollkosten formulieren. Solch professionelle Beratung funktioniert allerdings nur, weil unsere Mitarbeiter gut ausgebildete Fuhrparkberater sind.

Sie setzen auf individuelle, kundenorientierte Konzepte. Was bedeutet das?

Nicht der Kunde soll sich auf uns einstellen, sondern wir wollen jeweils den Erfordernissen des Kunden optimal entsprechen. Erst nach umfangreicher Ist-Analyse legen wir die zukünftigen Prozesse fest. Das führt neben Prozessoptimierung und Kostenentlastung zumeist auch zu höherer Motivation der beteiligten Mitarbeiter.

Wichtig ist auch unsere dezentrale Organisation. Mit neun Standorten in Deutschland und vier eigenen Gesellschaften in Europa haben wir den Vorteil der absoluten Kundennähe.

Wie hoch sind die Kosten, die ein Unternehmen konkret eingesparen kann, beispielsweise bei einer Flotte von 50 Fahrzeugen?

Das hängt grundsätzlich von der Ausgangssituation ab. Allerdings ergab eine Einkäuferbefragung der LHS, dass bei einer Flottengröße ab zehn Fahrzeugen jeder fünfte Betrieb durch Outsourcing des Fuhrpark-Managements etwa zehn Prozent der Kosten einsparte, jeder zehnte Betrieb sogar 30 Prozent. Ein anderes Beispiel: Die Analyse verschiedener Angebote zeigt, dass beim Wettbewerb mitunter die Kosten für Nachfüllöle außerhalb der Wartungsaufenthalte an den Kunden weiterverrechnet werden. Ebenso Scheibenwischerblätter, Glühbirnen oder die Kosten für einen Innenraumfilter. Diese Kosten sind bei uns bereits in den Raten für Wartung und Verschleiß enthalten. Zieht man allein die Prozesskosten für die Weiterverrechnung heran, so sparen wir schon in diesem Modul bei 50 Fahrzeugen und fünf Rechnungen pro Jahr insgesamt 250 Vorgänge.

In welchen Bereichen können erfahrungsgemäß Probleme auftauchen?

Problematisch kann es werden, wenn der Leasingnehmer die Car Policy nicht beachtet. Beispielsweise sind die Fahrer zur konsequenten Nutzung der Dienstleistungspartner der LHS angehalten. Das sind Tankstellen, Car Glass, Werkstätten der Vertragshändler, Reifenpartner und viele mehr. Werden nun andere Dienstleister herangezogen, kann es unter Umständen beispielsweise zum Wegfall der Kulanz im Rahmen der Gewährleistungspflichten kommen. Eine erhöhte Belegflut und die Nichteinhaltung der vereinbarten Kostenstruktur drohen. Dadurch kann eine Gesamtverteuerung für den Kunden entstehen, und vereinbarte Qualitätsstandards können nicht erfüllt werden.

Wird die Leasingrate während der Vertragslaufzeit angepasst, sofern unverhoffte Mehrkosten auftreten, oder trägt die LHS das alleinige Risiko?

Das ist abhängig von der Vertragsgestaltung. Bei der offenen Abrechnung, also mit monatlich pauschalen Serviceraten, wird die Rechnungsprüfung offengelegt und auf Ist-Basis abgerechnet. Es erfolgt ein Saldenausgleich jährlich oder zum Ende der Laufzeit. Bei der geschlossenen Abrechnung entstehen gleichbleibend hohe, gut budgetierbare Kosten, alle verschleißbedingten Reparaturen inklusive, auch Inspektionen mit bundesweit bargeldloser Abwicklung. Das Kostenrisiko trägt in diesem Fall die LHS, der Kunde hat konstante Kosten pro Kilometer. Die Laufleistung der Fahrzeuge wird permanent überprüft und gegebenenfalls angepasst.

Werden im umgekehrten Fall die Einsparungen an das Unternehmen weitergegeben?

Bei der offenen Abrechnung wird eine Abweichung zu den kalkulierten Werten immer im Sinne des Kunden behandelt, Einsparungen werden dem Kunden zu 100 Prozent erstattet. Wir verfolgen die Strategie des pro-aktiven Fuhrpark-Management-Anbieters.

Wie schnell können Sie reagieren, wenn ein Fahrzeug ausfällt?

Die Reaktion erfolgt mittels der 24-Stunden-Hotline sofort. Die Hotline informiert die für uns bundesweit tätigen Abschleppdienste und Mietwagenzentralen, die sofort aktiv werden. Ebenso übernimmt die LHS-Hotline die Distribution der Schadensmeldung an alle relevanten Stellen und Personen wie Versicherung und Rechtsanwalt, ganz im Sinne einer Online-Schadensmeldung. Ersatzfahrzeuge stehen in einem Pool bereit, die Abrechnung richtet sich nach der vertraglichen Vereinbarung.

Trifft das auch im Ausland zu?

Auch für deutsche Fahrer im Ausland gilt dieses Procedere. Die Hotline ist in mindestens fünf Sprachen organisiert. Wir sind im Ausland in Österreich, der Schweiz, Ungarn und Tschechien mit eigenen Gesellschaften vertreten. Von der Instandsetzung des Fahrzeugs über die Bereitstellung eines Mietwagens bis hin zur Organisation des Rücktransports des Fahrers per Flugzeug oder auch des Fahrzeugs wird organisiert, was immer benötigt wird. Daneben bietet die Hotline einen Auslandsservice zur Abwicklung von Formalitäten wie Zoll und Diebstahl oder Hilfe bei der Beschaffung von Ersatz-Ausweispapieren und benennt Fachärzte und Fachkliniken.

Welche Möglichkeiten bieten neue Technologien wie GPS oder GSM?

Der Einbau von Navigationssystemen oder auch Freisprechanlagen ins Auto erfolgt im Vor-Ort-Service durch Autonet, einen unserer Kooperationspartner. GPS bedeutet neben aller Bequemlichkeit auch eine Kosteneinsparung für den Kunden durch das zielgenaue Ansteuern des Wunschortes ohne Mehrkilometer oder zusätzliche Zeit. Weitere Services, beispielsweise die Direktkommunikation per SMS direkt mit dem Fahrer, sind bei uns in Planung. In den nächsten Jahren wird sich die Steuerung des Außendienstes oder von Nutzfahrzeug-Flotten dadurch noch weiter verbessern lassen. Wo allerdings die Grenzen zwischen logistischer Optimierung und dem „gläsernen Menschen“ gezogen werden sollten, wird in Zukunft noch manche Diskussion hervorrufen.

Wie kann ein Unternehmer seinen ausgelagerten Fuhrpark weiter unter Kontrolle behalten? Inwieweit muss er dem Dienstleister blind vertrauen?

Unser umfangreiches Reporting- und Controllingsystem und regelmäßige Follow-up-Gespräche bieten unseren Kunden maximale Transparenz. Unser Verständnis von partnerschaftlichem Miteinander basiert auf hoher Dienstleistungsqualität, die jederzeit vom Kunden kontrolliert und überprüft werden kann.

– Umsatz: 862,3 Mio. DM im Geschäftsjahr 2000

– Vertragsbestand: 60497 Einheiten, davon 52453 gewerbliche Verträge

– Anlagevermögen: 1,3 Mrd. DM

– Mitarbeiter: 235

– Sitz: Stuttgart