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Wo der industrielle Mittelstand im Grünen produziert

Im Sauerland dominiert das Verarbeitende Gewerbe
Wo der industrielle Mittelstand im Grünen produziert

Das Sauerland ist Industriezentrum und Urlaubsgebiet zugleich. Der produzierende Mittelstand gibt in dem hügeligen Landstrich den Ton an – und lässt sich nicht unterkriegen.

Von unserem Redaktionsmitglied Tilman Vögele-Ebering www.industrieanzeiger.de Bilder: Warsteiner, Thyssen-Krupp VDM, Hast, Lüdenscheid

Meinten Sie „Saarland“? Diese Frage folgt zuweilen, wenn man der Suchmaschine Google eine Suchanfrage mit dem Wort „Sauerland“ stellt. Bekannt ist die Region im Osten von Westfalen den meisten als Ferien- und Urlaubsziel: Wälder, Wiesen, Wintersport. Und dazu noch die berühmten Biermarken Warsteiner und Veltins. So kennt man das hügelige Land, meist aus dem Fernsehen.
„Wir sind das Kern-Industriegebiet“, lässt sich hingegen Dieter Henrici zitieren, engagierter Unternehmer und ehrenamtlicher Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Arnsberg. Er möchte nicht, dass die Region nur als „grüne Lunge des Ruhrgebiets“ angesehen wird. Wie stark das Verarbeitende Gewerbe vertreten ist, zeigt ein Vergleich seines Kammerbezirks Arnsberg mit dem benachbarten Bezirk Dortmund: Beide erwirtschaften den gleichen Industrieumsatz, obwohl Dortmund doppelt so viele Einwohner hat.
Eisenerz, Holz und Wasser ermöglichten die Eisenproduktion lange vor dem Aufschwung des Ruhrgebietes. Heute dominiert der Mittelstand: Es sind meist kleine, clevere, inhabergeführte Betriebe aus der Metallverarbeitung, der Kunststoff- oder Elektrotechnik, die aus ihren grünen Tälern Marktnischen bedienen. Viele sind eng mit der Automobilindustrie verzahnt. Manch einer ist als Hidden Champion Weltmarktführer in seiner Spezialdisziplin.
Das Sauerland ist kein politisches Gebilde. Es umfasst als Mittelgebirge die Landkreise Olpe im Süden, den Märkischen Kreis im Westen, im Osten den Hochsauerlandkreis sowie Teile des Kreises Soest im Norden. Im Osten reicht das Hügelland bis in den hessischen Regierungsbezirk Kassel.
Die industrielle Kraft der Region ist auffallend. Beispiel Märkischer Kreis: Dort sind rund die Hälfte der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen im produzierenden Gewerbe tätig. „Das liegt weit über dem NRW-Schnitt und noch weiter über dem Bundesdurchschnitt“, erläutert Jochen Schröder, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis mbH. Er ist sicher: „Dieser Trend bleibt bestehen.“ In den benachbarten Kreisen Olpe und im Hochsauerlandkreis ist die Lage trotz aller regionaler Unterschiede ähnlich. Insgesamt schneidet das Sauerland in NRW bei der wirtschaftlichen Entwicklung positiver ab, was an den moderaten Arbeitslosenzahlen abzulesen ist.
In bestimmten Städten dominiert die Industrie auf einzigartige Weise. Beispiel Plettenberg: Dort sind 280 von 1000 Einwohnern (!) in der Industrie beschäftigt. Im Kammerbezirk sind es 141, in NRW 95 und im Bundesdurchschnitt 85. Plettenberg nahm seinen Aufschwung wie viele andere Industriestädte des Sauerlandes im vorvergangenen Jahrhundert ab 1860 mit dem Bau der Ruhr-Sieg-Eisenbahn.
Heute wird die Verkehrsinfrastruktur wiederum von vielen Sauerländern als unzureichend bezeichnet, besonders von den Wirtschaftsverbänden. So mancher Lkw steht im Stau, kaum dass er das Werksgelände verlassen hat. Umgehungsstraßen gibt es wenige in den malerischen Orten, und sie werden häufig gefordert.
Die Region erfährt einen Wandel. Wie überall geht der Anteil der Industrie an der Wirtschaftsleistung zurück. Einen Rückschlag musste der Industriestandort beispielsweise in diesen Tagen verkraften, als die SMS-Gruppe aus Düsseldorf ankündigte, ihr Spritzgießmaschinenwerk in Meinerzhagen zu schließen.
„Wir haben Nachholdbedarf im Dienstleistungssektor“, beschreibt Wirtschaftsförderer Jochen Schröder einen Aspekt des schleichenden Wandels. Auch im Verarbeitenden Gewerbe bemüht man sich, der Region neue, junge Branchen zu erschließen, die in die vorhandene mittelständische Industriestruktur im Sauerland passen.
Ein Beispiel ist die so genannte Gesundheitswirtschaft. Sie wird über ein EU-weites Projekt gepusht. Dabei sollen die Fähigkeiten der Industriebetriebe in Sachen High-Tech für die Medizintechnik erschlossen werden. So könnte nicht zuletzt die Abhängigkeit vieler Betriebe von der Automobilindustrie verringert werden. Schröder: „Dies bietet noch ein beachtliches Potenzial.“
Mit jungen Industriebranchen den Wandel gestalten
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