Unmut macht sich breit, schon lange. Wo ich hinhöre – in Handel, Verwaltung und Industrie – beklagen sich Menschen über eine schwache Führung in den Betrieben. Führungskräfte kümmerten sich zu wenig. Sie ignorierten ungute Strukturen, verkennen die Schwierigkeiten der Mitarbeiter an der Basis und entziehen sich Leitungsaufgaben. Mitarbeiter müssen Probleme lösen, für die sie keine Befugnis haben, was in Ärger und Überarbeitung mündet. Viele Chefs schauten nur auf Sachfragen, klagen die Leute. Wer es nicht glaubt, muss nur mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und mithören oder Bekannte fragen. Täusche ich mich so?
Wäre nicht kürzlich eine repräsentative Stichprobenumfrage des DGB unter 8000 Beschäftigten erschienen, würde ich den Mund halten. Doch die spricht Bände. Knapp die Hälfte aller Mitarbeiter haben Angst, Schwierigkeiten bei ihren Chefs anzusprechen, heißt es dort (https://bit.ly/2DSE5G8). Am wenigsten nehmen dies vermutlich die Führungskräfte selbst wahr – schon deswegen, weil es ihnen keiner sagt. Offensichtlich hat Deutschland hier ein Problem. Es ist nicht gut, wenn Mitarbeiter kein Vertrauen zu ihren Vorgesetzten haben. Hingegen setzt es immense Kräfte frei, wenn sie begeistert sind von ihrer Arbeit und Führung. Liegt das Problem daran, dass die Leitenden selbst unter Druck sind und nur noch Zahlen zählen? Es wäre anmaßend, hier eine Analyse zu wagen, ein Appell sollte aber schon sein. Bitte nehmen Sie in der Führung die Probleme „da unten“ wahr und ernst. Mitarbeiter sind dankbar für einen „Draht nach oben“, um ihre Arbeitsbedingungen zu optimieren. Salopp gesagt: Es geht nichts über einen Chef, der seine Mannschaft als sein Team ansieht und die Zustände an der Basis im Blick hat.