Die Situation ist vertrackt: Nur Wachstum stellt die Weichen auf unternehmerischen Erfolg. Doch Wachstum setzt Investitionen in Sachkapital und Technologie voraus. Fehlen jedoch qualifizierte Mitarbeiter, fehlt oft auch der Anreiz zum Investieren. Dabei werden Investitionen immer wichtiger, um gute Jobs zu sichern. Aber längst nicht jeder Mittelständler kann ein Digital-Start-up in Berlin, dem Sehnsuchtsort so vieler Kreativer, gründen. Frei nach dem Motto: Wenn der Digitalexperte schon nicht zum Job kommt, muss der Job eben zu ihm gehen. Gerne heben Unternehmer ihre Mitarbeiter als ihr wichtigstes Kapital hervor. Das ist richtig und gut so und mag auch beim Rekrutieren von Talenten behilflich sein. Wenn dieses bereits vorhandene Kapital aber verstärkt abwandert, ist nicht selten eine unerwartet hohe Arbeitsbelastung die Ursache. Und mitunter ist Fachkräftemangel auch eine Frage der Entlohnung. Deshalb dürfen Fragen wie, ob eine Tarifbindung hilft, mehr qualifiziertes Personal zu finden, kein Tabu sein. Weniger Zündstoff bergen gewiss Forderungen, wonach das Interesse für IT an den Schulen verstärkt zu wecken ist oder die digitale Ausbildung generell praxisnäher werden muss. An beiden Richtungen geht kein Weg vorbei. Doch wenn wie jetzt die Potenziale nahezu erschöpft sind, müssen unkonventionelle Überlegungen auf den Tisch, die zeitnah umzusetzen sind. Ansonsten wird schon bald ein rekordverdächtiger Anteil an Firmen wegen Bewerbermangel Aufträge ablehnen – und das gesteckte Ziel, auch im nächsten Jahr wieder zweistellig wachsen zu wollen, Makulatur sein.