Wo ist er nur geblieben, der faire und ehrliche Umgang der OEMs mit den Zulieferern. Sind Win-win-Situation oder leben und leben lassen in der Automobilbranche nur Floskeln? Es sieht so aus. Derzeit nehmen die Klagen wieder zu, fast wie zu López-Zeiten. Vor allem kleinere und mittelständische Zulieferer sind betroffen, können sie sich nicht so wehren wie die Großen. Hier steht Marktmacht gegen Marktmacht, man begegnet sich auf Augenhöhe.
Gewiss: Die Automobilbauer brauchen Geld, trotz hoher Gewinne. Aber das eine scheint mit dem anderen nichts zu tun zu haben. Selbst Strafen in Milliardenhöhe, etwa für die Dieselaffäre, trüben die Bilanzen der Fahrzeughersteller kaum.
Der Druck auf die Zulieferer basiert auf der Zukunft. Man brauche viel Geld für die Entwicklung der Elektromobilität, für autonome Fahrzeuge, für deren Vernetzung. Das holt man sich gern zum Teil bei den Lieferanten.
Leider gehören zu den Verhandlungen auch zweifelhafte Methoden, über die aber kaum gesprochen wird. Nur gemunkelt. Sei es Eintrittsgeld, um Angebote abgeben zu dürfen. Seien es unzulässige mündliche Nebenabreden. Oder das vorherige Einfordern hoher Rabatte, um die Chance auf einen künftigen Auftrag zu haben. Wer aufmuckt, ist weg vom Fenster. Wobei, es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn echte Produktivitätsfortschritte in Form von Rabatten weitergegeben werden.
Man muss sich nur die Bilanzen der OEMs anschauen, und die der Zulieferer. Oder die Summen, die die festen Mitarbeiter der OEMs in letzter Zeit als Prämie erhielten. Sei Ihnen gegönnt. Aber am Erfolg der Automobilhersteller sind eben auch die Zulieferer beteiligt. Und die gehen häufig leer aus.