Die Automobilhersteller fahren eine Rekordbilanz nach der anderen ein, was auch bei ihren Zulieferern für volle Auftragsbücher sorgt. Dennoch brodelt es unter der Decke. Je satter die Gewinne, desto mehr Marktmacht wird offenbar ausgespielt. Vor allem mittelständische Zulieferbetriebe klagen darüber, dass marktmächtige Abnehmer zunehmend die Geschäftsbedingungen diktieren. Sie haben es mit Konzernen zu tun, die mitunter Eintrittsgeld in der Angebotsphase verlangen und bei abgesagtem Zuschlag für die Serienproduktion die Entwicklungsvorleistungen nicht vergüten. Die OEM scheuen sich dem Vernehmen nach auch nicht, Zahlungsziele von 90 Tagen und mehr abzuverlangen, obwohl das Recht bei Einkaufsbedingungen bei 30 Tagen die Grenze zieht. Da sie wiederholt Belege für das geschäftsschädigende Gebaren in der Autoindustrie wie auch im Maschinenbau vorweisen können, machten gleich mehrere Industrieverbände auf der Hannover Messe ihrem Ärger Luft.
Es ist gewiss nicht neu, dass sich Automobilhersteller und ihre Zulieferer eisern um Innovationen, Weiterentwicklungen und Preise beharken. Dabei stehen Zulieferer für rund 75 % der Wertschöpfung und Innovation beim Pkw. Dieser Anteil zeigt, wie eng das Verhältnis ist. Eigentlich müssten beide Seiten um ihre Abhängigkeit vom jeweils anderen wissen. Je enger die Wertschöpfungsketten durch digitale Vernetzung zusammenrücken, desto partnerschaftlicher sollte der Umgang miteinander sein. Wenn Zulieferer der zweiten und dritten Reihe jedoch auf einem Teil ihrer Kosten sitzen bleiben und auch aus den Risiken Kosten werden, kann dies so manchen mittelständischen Betrieb in eine existenzbedrohende Lage bringen. Fairer Umgang geht anders. Sonst kann auch die deutsche Autoindustrie auf Dauer nicht erfolgreich sein.