Was kommt auf den Menschen zu? Wir ahnen, dass sich mit der Industrie auch die Arbeit verändert. Aber wie? Und was erfordert sie künftig? Arbeitspsychologinnen haben dies untersucht und im Rahmen des Projekts MEgA (gesunde Arbeit) bekannt gemacht. Der Mensch ist ausgestattet mit intelligenten Devices und agiert immer selbständiger. Mehr und mehr gelangt er in Arbeitsumgebungen, in denen er permanent Entscheidungen treffen muss und autonom handelt. Gemessen wird er nun an seinen Ergebnissen. Es zählt weniger, ob er irgendeinen Aufgabenstapel abgebaut hat. Man könnte sagen, die Arbeit 4.0 überträgt ihm ein unternehmerisches Risiko. Um den Erfolg zu haben, sind viele versucht, ihr Engagement über das gesunde Maß hinaus zu verstärken – und zwar freiwillig. Die Psychologen sprechen von „interessierter Selbstgefährdung“.
Ein Phänomen, das bisher nur von Selbständigen und Managern bekannt war. Nun zieht es immer weitere Kreise. Mitarbeiter in der Industrie sind ebenso betroffen wie etwa Pflegefachkräfte. Burnouts drohen. Was ist zu tun? Die Antwort der Wissenschaft überrascht hier: Es gibt keine Lösung, zumindest nicht für den einzelnen, der in den Rahmenbedingungen gefangen ist. Lösungen sind allenfalls möglich, wenn sich unter Kollegen ein Durchbruch zum Team ereignet, am besten über ausgetragene Konflikte. Wenn die autonom Arbeitenden die ihnen gemeinsame Problematik erkennen, im Team erörtern und angehen. Gefordert sind aber auch die Unternehmer. Sie sollten sensibel werden für die interessierte Selbstgefährdung als Gefahr – auch wenn nach außen hin ja alles gut läuft. Beim Gestalten der Arbeit sollten Beschäftigte mitreden können. Eine Rückmeldekultur wäre wichtig. Je mehr Transparenz, desto besser.