„Wir gegen Plastik“ steht auf einem Poster vor einem Jugendhaus. Ein Aufschrei geht durchs Land, seit die Vermüllung der Meere ins Bewusstsein rückt. Niemand will die Mikroteilchen im Meer haben, auch die Industrie nicht. Vor diesem Hintergrund ist es hoch verdienstvoll, dass das Netzwerk Kunststoffland NRW e.V. im Oktober die Tagung „Kunststoff neu denken“ veranstaltete. Rohstofflieferanten, Verarbeiter und auch Recycler nahmen teil. Sie macht eine Bestandsaufnahme möglich, die allerdings ernüchtert: Viele bisherigen Bemühungen laufen ins Leere. Was als „biologisch abbaubar“ verkauft wird, trägt dieses Attribut zurecht – wird zum überwiegenden Teil aber trotzdem nie biologisch abgebaut, weil die Bedingungen dafür nicht gegeben sind. Was als „recyclierfähig“ gilt, wird oft nicht recycliert, weil der Aufwand zu hoch ist. Beides wandert wie alles andere in den Restmüll. Es fehlen Kreisläufe, die große Systematik und auch die Nachfrage nach Recyclaten. Doch es gibt auch positive Nachrichten.
Die Industrie verfügt schon heute über technisches Know-how für den Tag, an dem die Kreisläufe geschlossen werden. Und: Der Druck der Verbraucher wirkt sich aus. Sogar die ganz großen Industrien wie Covestro oder Henkel beginnen, nach Lösungen für die komplexen Probleme zu suchen. Borealis etwa hat eigens zwei Kunststoffrecycler aufgekauft. Letztlich sind alle gefordert – Politik, Industrie und Konsumenten. Der Verbraucher muss also weiterhin Druck machen und bereit werden, für Recyclingprodukte mehr zu bezahlen. Kleinere Unternehmen können ebenfalls etwas tun. Nutzen sie Recyclate als Werkstoff für ihre Produkte, können sie sich am Markt profilieren. Es kann sich viel verändern. Nur wie die Meere bis dahin aussehen, weiß heute noch keiner.