China 1, Deutschland 0 – dies ist keine Prognose eines Spiels bei der nächsten Fußball-WM 2022 in Katar. Vielmehr spiegelt das Ergebnis das aktuelle Kräftemessen der beiden Industrienationen im rauen Wettbewerb der Elektromobilität wider. Ob sich Deutschland verfahren hat mit der Entscheidung, die Batteriezellfertigung dem Wettbewerb zu überlassen, wird erst die Zukunft zeigen. Bereits heute ist aber absehbar, dass die fernöstliche Übermacht auf diesem strategisch bedeutsamen Gebiet nicht mehr einzuholen ist. Da mag der Standort in Thüringen, den sich der chinesische Akkuzellenproduzent CATL für seinen Fabrikbau ausgesucht hat, für Deutschland nur ein schwacher Trost sein. Zwar wird dann auch auf europäischem Boden mit den Zellen eine Komponente produziert, die auf gut 60 Prozent an der Wertschöpfung der Batterie kommt, die wiederum das Herzstück des künftigen Mobilitätszeitalters darstellt. BMW hat bei CATL bereits Zellen in Milliardenhöhe geordert und Daimler Interesse bekundet. Doch ungeachtet des Beifalls der heimischen Autoszene zementieren die Wettbewerber aus Fernost nur mehr ihre schiere Übermacht bei dieser Schlüsseltechnologie. Auch wenn der Zulieferer aus China damit an seine Abnehmer heranrückt, ist der Schritt nach Thüringen ein schlauer Schachzug sogar für beide Seiten: Vom chinesischen Thüringen-Invest könnten die deutschen Autobauer profitieren, die auf dem weltgrößten Absatzmarkt für E-Autos nach signifikanten Marktanteilen streben. Wenn die Batterien ihrer Modelle das Siegel „Made in Germany by China“ tragen, könnte dies ihre Chancen im Reich der Mitte steigern. Zumindest dann, wenn Peking zumeist Elektroautos und Hybride subventioniert, die chinesische Batterien verwenden.
Editorial
Made in Germany by China
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