Die Kunststoffindustrie ist in die Bredouille geraten kurz vor der Weltleitmesse K. Schuld ist der Plastikmüll in den Meeren. Kunststoff wurde vom Problemlöser zum Problem in der öffentlichen Wahrnehmung. Das Image ist im Keller. Betroffenheit herrscht selbst bei den Maschinenbauern, die „nur“ die Anlagen liefern. Auf der Jahrestagung des VDMA-Fachverbands Kunststoffe gab es ernste Mienen. Allen war klar, dass die Branche angesichts sprudelnder Aufträge das Problem schlicht ignoriert hat – wo Metalle, Glas und Papier längst in Kreisläufen unterwegs sind. Aber den Kunststoff können sie nun mal nicht ersetzen. Die Manager reagierten selbstkritisch und entschlossen: Wir müssen das Problem angehen, hieß es. Einiges davon klingt in unserem Artikel über die Kreislaufwirtschaft zur K 2019 an.
Was sie hinter fast verschlossenen Türen sagten, hat mich beeindruckt. Mit dieser Haltung kann die Kunststoffindustrie den „Change-Prozess“ schaffen und auch den Verbraucher und sogar die Politik mitnehmen. Sie muss nur durchgehalten werden. Sie ist anders als die wachsweichen Marketing-Töne, die im Blick auf die K-Messe schon wieder zu hören sind. Aber man hüte sich vor zu viel Kritik. Mehrheitlich haben wir alle das Problem ignoriert. Diese Wahrheit schmerzt. So ist der Mensch. In den 60er-Jahren produzierte er Abgasprobleme, dass die Straßen nach Benzin stanken. Er verseuchte Häuser mit Asbest und Böden mit Pestiziden, die Atmosphäre mit Treibhausgas und ganze Länder mit Radioaktivität. Immer erst hinterher reagieren wir, zu spät. Aber besser als nie. Mit dieser Aufbruchshaltung sollten wir bis zum Verbraucher vordringen und darauf pochen, dass sich alle an Lösungen beteiligen müssen, anders geht es nicht. Und machen wir uns nichts vor: Währenddessen entstehen neue Probleme, von denen wir nur noch nichts ahnen.