Laut den Veranstaltern des Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquiums (Vorbericht ab Seite 35) ist eine Produktionswende unumgänglich. Die renommierten Produktionswissenschaftler heben hervor, dass Nachhaltigkeit beim Auslegen von Fertigungsprozessen künftig eine zentrale Zielgröße sein muss. Dabei geht es um deutlich mehr, als den sorgsamen Umgang mit Rohstoffen und Energie oder das Vermeiden klimaschädlicher Emissionen. Auch die soziale Komponente, das Wohl der Menschen und die Prinzipien der Unternehmensführung gehören dazu.
Man fragt sich: Warum erst jetzt? Die Antwort ist einfach. Weil bislang Produktivität und Wirtschaftlichkeit über allem stehen. Bauteile mussten (und müssen) immer schneller, einfacher und effizienter herzustellen sein. Das führt(e) zu ganzen Baugruppen, die möglichst fertig aus der Maschine fallen soll(t)en. Und es führte dazu, dass diese Komponenten meist schon bei kleinsten Fehlfunktionen einfach ausgetauscht und verschrottet werden. Nicht nur die Atomobilindustrie bietet hier Dutzende von Beispielen für diese – aus Sicht der Nachhaltigkeit – absurde Praktik.
Um das zu ändern, bräuchten wir neue Konstruktionsrichtlinien, gemäß derer Produkte entstehen, die sich wieder (besser) reparieren lassen. Doch dann würden Autos, Fernseher, Waschmaschinen und Co. deutlich teurer. Viele Kunden könnten – oder wollten – sie sich nicht mehr leisten. Ein Lösungsansatz: Der Verbraucher kauft nicht mehr das Produkt, sondern Nutzungszeiten oder Dienstleistungen. Der Gedanke dahinter, so Ressourcen besser auszunutzen, ist ökologisch durchaus sinnvoll. Allerdings zeigen einige Software-Anbieter schon heute, wohin Visionäre wie Klaus Schwab, der Gründer des Weltwirtschaftsforums, streben könnten: Der Kunde soll im Idealfall bereits nach wenigen Nutzungszyklen mehr bezahlt haben, als zuvor für den Kauf des Produkts, das ihm dann gehörte und das er beliebig oft und jederzeit nutzen konnte.
Die Idee der Aachener Forscher hinter der Produktionswende ist gut und überfällig. Doch: Wer achtet darauf, dass am Ende die Ökonomen nicht alten Wein in neue Schläuche kippen?