Eine Krise wie diese legt erbarmungslos Schwächen und Versäumnisse bloß. Jetzt rächt es sich, dass durch Gewinnmaximierung die medizinische Versorgung oft nicht genügt, Breitbandnetze unzureichend ausgebaut sind oder die Digitalisierung in Schulen steinzeitlich anmutet. In Abwendung der Katastrophe werden nun Mängel mit Nachdruck behoben, was vor kurzem etwa in Deutschland noch unmöglich schien.
Das neuartige Coronavirus hat großes weltweites Leid entfacht. Zugleich öffnet die Pandemie uns allen neue Räume. Alles Mögliche ist jetzt im Fluss. Nie war Gemeinschaftshandeln so ausgeprägt, gab es so viel Solidarität in unserer Gesellschaft. Beispielsweise schießen überall kostenlos nutzbare Softwaretools für die Teamarbeit wie auch digitale Handels- und Vermittlungsplattformen aus dem Boden, die lokal künftig eine große Rolle spielen könnten. Auch viele Nachbarschafts- und Hilfskooperativen könnten zu einem humanistischeren Wertesystem führen. Die Weltinfektionskrise könnte deshalb auch ein Weckruf für neue, grüne Dynamik sein.
Auf diesem Nährboden gilt es jetzt, die historische Chance zu ergreifen und die Weichen für nachhaltiges Wirtschaften, klimafreundliche Innovationen, umweltschonende Produktion und stärker diversifizierte Lieferketten zu stellen. Ein Weiter so wie zuvor kann und wird es nicht geben. Denn die Krise nach der Krise wird kommen.
Sobald sich die Schleier vor der Ungewissheit lichten, muss die Zeit zum Wiederaufbau genutzt werden, um Gesellschaften widerstandsfähiger zu machen. Nicht nur im nationalen Alleingang, auch in der Europäischen Union, deren Schicksal durch die Corona-Krise entschieden wird.