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KI richtig im Unternehmen implementieren

Künstliche Intelligenz
Zwischen Kundenerwartungen und Investitionskosten: die „richtige“ KI-Strategie

Zwischen Kundenerwartungen und Investitionskosten: die „richtige“ KI-Strategie
KI-Anwendungen erleichtern es die Einhaltung komplexer Anforderungen über den Prozess hinweg nachzuverfolgen. Bild: fotomek/stock.adobe.com
Die Fertigungsindustrie steht vor der Herausforderung, KI-Softwaresysteme sinnvoll in vorhandene Maschinen und Anlagen zu integrieren. Dabei stehen sich zum einen Kundenerwartungen an höhere Effizienz und gleichzeitige Datentransparenz gegenüber, genauso wie anfänglich hohe Investitionskosten. Der „richtige“ Weg hängt von den Bedürfnissen des jeweiligen Betriebs ab – und vereinbart ein gesundes Maß an Vertrauen und Kontrolle.

» Yves-Antoine Brun, Vice President und Head of Wipro Engineering Edge Europe

Inhaltsverzeichnis
1. Konkrete Anwendungsfelder
2. An der Schnittstelle zwischen Mut und Kontrolle
3. KI-Mythen im Check
4. Wichtige anstehende Richtlinien
5. Eine herausfordernde Aufgabe – für die menschliche Intelligenz

Bei der Implementierung von KI-basierten Anwendungen geht es nicht nur darum, auf einen Trend aufzuspringen – diese können hinsichtlich der unternehmerischen Wettbewerbsfähigkeit spürbare Vorteile bringen. So können entsprechende Softwaresysteme einen schnelleren Zugriff auf beispielsweise Kundenfeedback und somit eine beschleunigte Reaktion auf veränderte Marktanforderungen ermöglichen.

Außerdem fördert ein gut koordinierter Einsatz von KI das holistische Verständnis eines Betriebs, von der Entwicklung bis hin zur Verwaltung und Produktion. Es können genau jene notwendigen Interaktionen und Schnittstellen identifiziert und somit personelle Ressourcen weniger standardisierbaren Punkten zugeteilt werden, welche menschliche Intelligenz erfordern. Nicht zuletzt setzen derartige Anwendungen auch an einer Herausforderung des demographischen Wandels an: der Sicherstellung und Weitergabe von Wissen. Mit dem Einsatz entsprechender Technologien können (wettbewerbs-)entscheidende Erfahrungen und Kompetenzen im Unternehmen gehalten werden, wenn entsprechende Fachkräfte in den Ruhestand gehen.

Konkrete Anwendungsfelder

Das Technologie- und Beratungsunternehmen Wipro beispielsweise arbeitet in Zusammenarbeit mit diversen Partnern an dem Einsatz von KI-Software Lösungen im Anforderungsmanagement: In entsprechenden Modellen können so von Minute eins an unternehmens- und kundenspezifische Anforderungen hinterlegt werden. Außerdem erlauben diese, auch die Einhaltung komplexer Anforderungen über den Prozess hinweg nachzuverfolgen.

Aber auch mehrere Schritte zuvor, in der Ausschreibungsphase eines Projektes, liegt Optimierungspotenzial: Hier kann künstliche Intelligenz bei der Erstellung der Ausschreibungen unterstützen und eine automatisierte Vorauswahl der Lieferanten treffen, indem sie beispielsweise Angebote analysiert und vergleicht.

Und ist die Produktion einmal angelaufen, sorgt eine KI-gestützte Anlagenüberwachung dafür, dass dies auch so bleibt: Durch vorausschauende Wartung kann vielen potenzielle Ausfällen zuvorgekommen werden; die produktive Zeit wird erhöht.

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Yves-Antoine Brun ist Vice President und Head of Wipro Engineering Edge Europe.
Bild: Wipro

An der Schnittstelle zwischen Mut und Kontrolle

Der Einsatz von KI-Technologien sollte kontrolliert, risikobasiert und unternehmensspezifisch erfolgen – es wird aber vermutlich nicht möglich (oder zielführend) sein, einen Gesamtüberblick über alle eingesetzten Tools an einer Stelle des jeweiligen Betriebs zusammenlaufen zu lassen – das macht eine gut abgestimmte Zusammenarbeit und starke Partnerschaften mit Lieferanten und Kunden in Zukunft noch wichtiger. Durch eine sorgfältige Auswahl des Unternehmensumfeldes und eine klare Definition von Grundlagen im Hinblick auf u.a. Datenschutz, die Prävention von Diskriminierung und nachhaltige Praktiken kann eine Vertrauensbasis geschaffen werden, die im alltäglichen Betrieb eine schnelle Reaktionsfähigkeit erlaubt.

KI-Mythen im Check

Vor der Implementierung von künstlicher Intelligenz ist es sinnvoll, sich mit den hierzu kursierenden Mythen und möglichen Risiken zu beschäftigen. Sicher ist es richtig, dass mit einem derart leistungsstarken Werkzeug auch entsprechende Gefahren einhergehen – diesen gilt es nun effektiv entgegenzutreten. Zunächst ist hier für Unternehmen das Thema Datenschutz zentral: Denn jeder in eine Drittanwendung eingegebene Datensatz birgt erst einmal Unsicherheiten darüber, wie dieser weiterverarbeitet wird. Da die Entwicklung ausschließlich unternehmensinterner generativer KI-Anwendungen die Kosten vor allem für kleine und mittelständische Betriebe verhältnismäßig stark in die Höhe treiben kann, ist eine clevere Kombination aus maßgeschneiderten, benutzerdefinierten Anwendungen und der Nutzung kommerzieller Tools gefragt. Hier gibt es noch keine Passepartout-Lösung – diese ergibt sich u.a. aus einer Abwägung der verfügbaren Mittel, dem technologischen Bedarf des jeweiligen Betriebs und dem Vertraulichkeitsgrad der verarbeiteten Daten.

Dann ist da noch die Frage nach dem Bias, also der Voreingenommenheit der künstlichen Intelligenz – bei diesem Problem sind auch Maschinen noch nicht perfekt, da sie auf der Basis menschlich generierter Erzeugnisse trainiert werden. Aber es besteht Raum zur Verbesserung und hier kommt wieder das Thema Daten ins Spiel: Mit repräsentativ erhobenen Daten, die breite Bevölkerungsschichten abdecken und sorgfältig gepflegt werden, kann eine bedeutende Arbeitserleichterung erzielt werden. Dieser Punkt stellt aktuell viele Unternehmen vor neue Herausforderungen, da diese breiten Datenbanken noch nicht in ausreichender Zahl und Zusammensetzung vorhanden sind. Und hier spielt ein weiterer bedeutender Faktor hinein: Während KI zwar repetitive und auch viele kognitive Aufgaben übernehmen kann, ist es dringend ratsam, menschliche Intelligenz einzusetzen, um ihre Implementierung und Compliance zu überwachen sowie kontinuierlich notwendige Anpassungen zu identifizieren.

Wichtige anstehende Richtlinien

Bezüglich Regulatorik gilt es für Unternehmen aktuell besonders die europäische KI-Verordnung zu beachten: Der Gesetzentwurf steht unmittelbar vor seiner Verabschiedung durch das Europäische Parlament. Da es sich um ein produktbezogenes Gesetz handelt, gelten als Hochrisiko-KI-Systeme solche, die als Sicherheitskomponente eines Produkts oder als Produkt selbst verwendet werden sollen, das bereits durch bestehende Sicherheitsvorschriften geregelt ist (z. B. Maschinen, Spielzeug, Medizinprodukte), sowie andere Produktkategorien, die durch EU-Recht harmonisiert werden (z. B. Boote, Eisenbahnen, Kraftfahrzeuge, Flugzeuge usw.). Darüber hinaus werden in Anhang III einige Verwendungszwecke aufgelistet, für die KI-Produkte ebenfalls als hochriskant gelten, da sie potenziell Grundrechte und die Menschenwürde beeinträchtigen können.

Unternehmen müssen die EU-KI-Verordnung innerhalb der nächsten drei Jahre umsetzen, und diese Compliance schließt ein entsprechendes Rahmenwerk zur Beurteilung ein. Mit diesem soll Gesetzeskonformität im Hinblick auf beispielsweise Aspekte wie Widerstandsfähigkeit, Datenschutz, Fairness, menschliche Aufsicht, Transparenz und Sicherheit nachgewiesen werden.

Eine herausfordernde Aufgabe – für die menschliche Intelligenz

Auch für die verarbeitende Industrie lautet die Devise also: in Bewegung bleiben und sich neue Technologien zunutze machen – denn wer nicht weiter in die Pedale tritt, kommt aus dem Gleichgewicht. Am Ende wird sich dieser gesellschaftliche Umbruch auch daran entscheiden, wer in der Lage ist, den Wandel am geschicktesten zu gestalten und Mitarbeitende auf diesem Weg (kommunikativ) „mitzunehmen“. Gelingt dieser Wandel und werden Risiken dabei anwendungsorientiert – nicht panisch – mitgedacht, kann KI auch für verarbeitende Betriebe bedeutend zur Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit beitragen.

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