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Analytisch, kreativ und markenorientiert

Wolfgang K. Meyer-Hayoz: Unternehmer, Designer und Markenspezialist – seine Neugier macht ihn so erfolgreich
Analytisch, kreativ und markenorientiert

Analytisch, kreativ und markenorientiert
Der 1947 geborene, in der Schweiz lebende Bayer engagiert sich nicht nur in seiner 1985 gegründeten und heute zu den international führenden Designunternehmen zählenden Meyer-Hayoz Design Engineering Group, sondern auch als Gastdozent an Hochschulen sowie als Juror in internationalen Designgremien.
Wolfgang K. Meyer-Hayoz – ist ein wahrhaft ’umtriebiger’ Mensch: Viel Energie steckt der nach vielen Seiten Interessierte auch in Bereiche, die auf den ersten Blick nichts mit seinem eigentlichen Metier – dem Industrie Design – zu tun haben. Nicht der einzige Grund, warum Indukom mit ihm ein Gespräch führte.

Herr Meyer-Hayoz, schon seit 25 Jahren sind Sie mit Ihrem Unternehmen erfolgreich im Bereich Industrie Design tätig. Sicherlich ist es schwierig, über einen solch langen Zeitraum immer wieder neue und vor allem herausragende kreative Leistungen zu erbringen. Was ist Ihre Motivation, sich so engagiert für Ihren Beruf bzw. Ihr Unternehmen einzusetzen? Was treibt Sie hier persönlich an? Und war das schon immer so?

Die Auseinandersetzung mit Fragen der Kunst – einerseits aus ästhetischer Sicht, andererseits als Ausdruck gesellschaftlicher Entwicklungen – hat mich schon in meiner Jugend sehr stark interessiert. Seinerzeit, im Alter von 21 Jahren, wurde man natürlich auch von der 68er-Bewegung in vielfältiger Weise beeinflusst. Gesellschaftliche Entwicklungen, speziell die analytische Sicht auf das Was, Wie und Warum sich Dinge national, aber auch global verändern, hat mich fasziniert. Ich bin ein neugieriger Mensch und daher bot sich das Studium des Industrie Designs geradezu ideal für mich an.
Sie absolvierten Studien in den Fachbereichen Maschinenbau, Visuelle Kommunikation sowie Industrie Design mit Abschluss an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Technologie hat Sie also auch schon damals fasziniert.
Sie haben Recht. Meine Neugier hinsichtlich neuer Technologien, neuen Nutzungsmöglichkeiten und neuen Materialien ermöglichte es mir in der Vergangenheit und natürlich auch heute noch, immer wieder, kreative und gestalterisch neue Wege zu entwerfen und mit Kunden industriell umzusetzen. So war es schon zu Beginn meiner Selbständigkeit mein Ziel, dass sich unser Unternehmen ganzheitlich mit Problemstellungen unserer Kunden befassen sollte. Der Begriff ’Design Engineering’ in unserer Marke meint daher primär das umfassende ’Prozessdenken’ im Design gemeinsam mit all den Partnern auf der Kundenseite – wie Marketing, Produktion, Einkauf und Entwicklung.
Dass meine Passion zum Design über all die Jahre nicht abgenommen, sondern im Gegenteil gewachsen ist, beruht einerseits auf den fantastischen Möglichkeiten, welche neue Technologien und deren kreative Kombinierbarkeit für das Design uns heute bieten und andererseits auf der starken persönlichen Überzeugung, dass unsere Generation die Aufgabe hat, unser Land im globalen Wettbewerb bei rasant zunehmender Fragmentierung von Produktionsstandorten fitzuhalten und hierdurch gleichzeitig die Grundlagen einer demokratischen, freien und lebenswerten Gesellschaft zu erhalten. Das sind – kurz gefasst – die Dinge, die mich antreiben. Die Erfolge sind jedoch nicht denkbar ohne das Vertrauen unserer Kunden in uns und unsere Arbeit und ohne das fantastische Team unserer Gestalterinnen und Gestalter, die Art und Weise, wie wir interdisziplinär im Unternehmen zusammenarbeiten und das den speziellen Spirit ausmacht, was unsere Design- und Unternehmenskultur letztlich prägt. Diese zwischenzeitlich über viele Jahre gewachsene Kultur des Hinterfragens, der standhaften Lösungssuche und die letztlich kreative Lösung sind einzigartige, nicht kopierbare Unternehmenswerte.
Woher schöpfen Sie die Energie für Ihr großes Engagement?
Um immer wieder neue Kraft zu tanken, die Batterien wieder aufzuladen, pflege ich bewusst sehr naturnahe Hobbys. Durch den Segelsport – sei es auf dem nahen Bodensee, im Mittelmeer oder auf der Ostsee – ist es wunderbar möglich, Entspannung und Ruhe zu finden. Man fühlt, dass man die Natur respektieren muss und dass auch ein Segeltörn nur mit gewissenhafter Vorbereitung gelingt und Spaß macht. Daneben sind auch das Bergwandern und die Gartenarbeit Tätigkeiten, welche mir neue Kraft und neue Ideen geben.
In den von Ihnen definierten Kompetenzfeldern Design Strategy, Industrial Design, User Interface Design, Temporary Architecture sowie Communication Design berät Ihr Unternehmen Start-up, klein und mittelständische Unternehmen sowie Weltmarktführer – in jeder Hinsicht ein breites Feld. Woher nehmen Sie Ihre Ideen für die sehr unterschiedlichen Kunden?
Als Konsument erlebt man ein Produkt, eine Maschine oder eine Dienstleistung nie selektiv, sondern immer umfassend. Wenn man zum Beispiel an das Unternehmen Apple denkt, kommt einem nicht irgendein technisches Gerätedetail in den Sinn, sondern man wird – vielleicht mit einem Schmunzeln auf den Lippen – an den iPod und die gute Musik denken, an die sehr intuitive Bedienoberfläche des Mac-Computers, an die sympathisch, reduzierte, einfache und unaufdringliche Gestaltsprache der Geräte, an die vielfältigen Möglichkeiten, die einem das iPhone gibt, an das iPad, an den iTunes Store und viele andere Dinge – eine ’Geräte-Familie’, welche im besten Sinne des Wortes miteinander kommuniziert und einem als Nutzer ’Nutzen’ stiftet. Auch die gesamte Art der Kommunikation passt zum sympathischen Image und zur unternehmerischen Botschaft.
Genauso entwickeln wir die Produkte unserer Kunden, indem wir mit Gestaltsynergien die Kommunikationsprozesse unterstützen und durch die interdisziplinäre Team-Zusammensetzung in unserem Hause auch die Projekt-Entwicklungszeiten stark reduzieren können. Da wir einerseits komplexe Medizintechnikprojekte wie Dialysemaschinen und Nierenstein-Zertrümmerer bearbeiten, beschäftigen wir uns andererseits aber auch mit Druck-, Schleif-, Verpackungs-, und Textilmaschinen sowie kleineren Geräten für die Zahn- oder Augenheilkunde. Auf diese Weise lernen wir sehr viel voneinander.
Auf diesem vielseitigen Wissen entstehen oft einzigartige Ideen, wenn wir beispielsweise Branche A plötzlich mit Branche B und C kombinieren und aus diesen Erfahrungen neue Lösungen generieren. Durch das gezielte Zusammenspiel unserer fünf Kompetenzbereiche gelingt es auch, die Marke unseres Kunden als Träger von Werten und Kompetenzen kongruent zu erneuern, zu stärken und so die Kraft der Marke und deren Ausstrahlung und Aussagekraft zu erhöhen. Design ist letztlich nichts anderes als ein permanenter Kommunikationsprozess.
In einem weltweit existierenden ’Kommunikationsdschungel’ sehen wir unsere Aufgabe darin, einer besseren, sinnvolleren und nachhaltigeren ’Produkt-Lösung’ im Markt Gehör zu verschaffen. Dass dies mit aufeinander abgestimmten Prozessen besser und effizienter geht, zeigen auch die Studien von Prof. Dr. Zec vom red dot Institute for advanced design studies in Essen. In seinem dazu veröffentlichten Buch ’Der Design-Wert’ zeigt er auf, dass gerade designorientierte Unternehmen wie Apple, Audi, BMW, Loewe, Tupperware, LG unter anderem über eine deutlich bessere Aktien-Performance verfügen. Langjährige und konstante Designarbeit ist daher die profitabelste Investition, welche ein Unternehmen tätigen kann.
Ihr Unternehmen ist Initiator und Gründungsmitglied der Swiss Alliance für Innovation and Competitiveness (siehe Kasten). Warum haben Sie sich persönlich entschieden, diese Partnerschaft mit anderen Unternehmen einzugehen?
Einerseits ist es sicher meine Neugier zu lernen, was denkt und wie arbeitet unsere benachbarte ’Fach-Disziplin’. Andererseits ist primär unser ganzheitliches Verständnis von Design ein Grund hierfür. Erfolgreiche komplexe Systemlösungen werden heute nicht mehr von einer Person alleine entwickelt. Es braucht das funktionierende Zusammenspiel mehrerer Fachbereiche. Als Designer übernehmen wir hierbei sehr oft auch die Funktion eines Moderators. Wir versuchen in der Swiss Alliance die besten und die klügsten Köpfe zusammenzubringen. Wir werden gemeinsam von der Idee getragen, dass wir einen Beitrag leisten wollen, den Werkplatz Schweiz und Deutschland international wettbewerbsfähig zu halten. Das jeweils projektbezogene Zusammenspiel schafft Synergien, neue Lösungen und damit Wettbewerbsvorteile. Das beflügelt uns und das schafft Freude.
Sie engagieren sich auch in einem anderen Unternehmen, dem Willauer und Partner Institut für Führungskultur (www.wil lauer-partner.ch) mit Sitz in Salenstein /Schweiz. Ende 2009 haben Sie sich als Gesellschafter aktiv an der Gründung dieses Unternehmens beteiligt. Was hat Design – also Ihr eigentliches Metier – mit Führungskultur zu tun? Gibt es da Ihrer Ansicht nach einen Zusammenhang?
Wenn man wie unser Unternehmen seit vielen Jahren mit den verschiedensten Partnern und Kunden Projekte entwickelt hat, weiß man aus Erfahrung, wie wichtig die Führungskultur in einem Unternehmen für den Erfolg von Design ist. Wenn Sie im Auftragsverhältnis für ein Unternehmen neue, fortschrittliche Design-lösungen entwickeln und dabei merken, dass die Firmenkultur, die Sie vorfinden, nicht den, für den Markterfolg notwendigen Spirit und Support vermitteln kann, dann muss man versuchen, hier etwas zu verändern. Auch das lehren uns die erfolgreichen Unternehmensbeispiele, von denen ich vorgängig berichtete. Mit Willauer und Partner verfügen wir über ein erfahrenes Coaching-Instrument, um Mitarbeiter im Unternehmen unserer Kunden ’mitzunehmen’ – mitzunehmen auf eine ’Verständnis-Reise’ in eine globalisierte Welt, die hohe Ansprüche von uns allen fordert und auf die wir uns gemeinsam einstellen wollen.
Unser Part als Gestalter befasst sich hierbei in der Vermittlung von Wertedimensionen und den verschiedenen Erscheinungsformen in den neuen Produkten. Welche semantischen Informationen erhalte ich als Konsument – unbewusst – aus dem verwendeten Material, aus dem Gewicht, aus der Größe, aus der Farbe, weich oder kantig, aus der Oberflächenqualität, aus den Informationsbroschüren oder wie erlebt ein Besucher den Messestand. Dies nur einige Beispiele.
All dies sind letztlich entscheidende Fragen, die durch Führungskultur firmenspezifisch zu lösen sind. Wenn es gelingt, diese ’Botschaften und Informationen’ bei den Mitarbeitern unserer Kunden zu verankern, wenn es also gelingt, Commitment zu erlangen, dann sind auch beste Voraussetzungen vorhanden, dieses Unternehmen nachhaltig erfolgreich zu machen. Gemeinsam mit der Mainau-Akademie und Graf Björn Bernadotte von der Insel Mainau werden an diesem wunderschönen Ort hierzu Seminare angeboten und stoßen auf reges Interesse. So gesehen ist Design immer Teil einer Prozessentwicklung und einer auf Nachhaltigkeit fokussierten Sicht- und Denkweise. Diese Chance, den Designprozess in seiner Wirkung hinsichtlich Erfolgsorientierung noch effizienter zu gestalten, war es, was mich letztlich an dieser Unternehmensgründung interessiert hat. Es ist enorm inspirierend, diese Synergiepotenziale zu erleben.
Was würden Sie als Ihren größten Misserfolg betrachten – und was als Ihren größten Erfolg?
Über eine diesbezügliche Wahrnehmung oder Erfahrung kann ich wenig sagen. Als größten Erfolg betrachte ich das langjährige Vertrauen und die Treue unserer Kunden und dass es in den letzten 25 Jahren unseres Unternehmens immer wieder gelungen ist, hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unser Unternehmen zu begeistern. Für dieses Vertrauen und für dieses Engagement möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich danken. Seit Anbeginn arbeite ich nur mit fest angestellten Mitarbeitern und nicht mit Freelancern. Der Grund liegt in der Sicherstellung von Vertraulichkeit, wie sie bei komplexen Systementwicklungen notwendig ist und andererseits ist mir die bereits erwähnte Unternehmenskultur auch im eigenen Hause ein wichtiges Element, da wir uns als lernende Organisation verstehen.
Generell sehr gut von unseren Kunden aufgenommen werden unsere Vorschläge, Systeme modular zu gliedern und hieraus vielfältige neue Absatzmöglichkeiten für neue Märkte zu gestalten. Beispiele hierfür gibt es im Bereich der Verpackungstechnik, der Druckmaschinen, der Dentaltechnik und vielen anderen Bereichen. Spezielle Erfolge stellen sich auch immer dann ein, wenn wir neben dem Produktdesign auch die Gesamtkommunikation wie Broschüren, Logo, Messestand, Internet, MMI unter anderem gestalten. Dafür steht auch der gesamte Neuauftritt des weltweit größten Schleifmaschinen-Herstellers Körber Schleifring Gruppe. Laut Pressecommunique wurde nach der Messepräsentation auf der EMO das beste Ergebnis der Firmengeschichte erzielt. Dies wiederum erzeugt bei uns neue Motivation und Begeisterung für neue Aufgaben. So schließt sich der Kreis.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Eine wichtige Frage. Nun, in der Wirtschaftswelt diskutieren wir derzeit über die zweite Welle der Globalisierung. In einer ersten Welle übernahmen Entwicklungs- und Schwellenländer die Rolle einer verlängerten Werkbank der Volkswirtschaft. Den Beginn der zweiten Welle der Globalisierung setzen Ökonomen etwa auf den Zeitpunkt der Jahrtausendwende und beschreiben hiermit die zunehmende Produktion von Gütern und Dienstleistungen durch ein globales Netz von fragmentierten Wertschöpfungsketten. Die Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Technologie werden nomadisch und in den Schwellenländern entsteht eine neue Mittelklasse von zwei Milliarden Menschen, welche zum zukünftigen Treiben der Weltwirtschaft werden (Flückiger/Schwab). Wenn wir uns nun noch bewusst machen, dass derzeit etwa eine Million Studenten in China das Fach Design belegen, dann wird klar, wo wir unsere Kompetenzen und Fähigkeiten auch zukünftig einsetzen wollen, nämlich hier in unserem und für unser Land. Mein Ziel – und ich spreche auch für unser Team – ist es, wieder etwas zurückzugeben, Dank zu sagen für die Chancen, welche wir in unserem Leben durch eine hervorragende Ausbildung erhalten haben. Hierzu gehört auch, unser Unternehmen qualitativ und nachhaltig auszubauen und weiterzuentwickeln.
Herr Meyer-Hayoz, vielen Dank für Ihre offenen Antworten. Wir wünschen Ihnen für die Zukunft viel Energie, damit Sie Ihre Ziele wie bisher so motiviert angehen können. (cr)
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