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Drehscheibe des neuen Europas

Standort: Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt wachsen zusammen
Drehscheibe des neuen Europas

Mit flexibler Investitionsförderung, gut ausgebildeten Arbeitskräften und einem dichten Hochschulnetz will Mitteldeutschland den wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung fortsetzen.

Die Bochumer Eickhoff-Gruppe wollte es genau wissen: Sie schaltete an zwei konkurrierenden deutschen Standorten in Tageszeitungen anonymisierte Stellengesuche. Danach entschied sie sich für Klipphausen – in Sachsen. Ab Mitte 2008 wird der Zulieferer in dem kleinen Ort im Landkreis Meißen jährlich etwa 500 Getriebe für Windenergieanlagen produzieren. Dafür investiert das Unternehmen mehr als 43 Mio. Euro und schafft rund 170 Arbeitsplätze.

Die Investoren haben im vergangenen Jahr am Wirtschaftsstandort Sachsen enormes Interesse gezeigt. Mit 25 Ansiedlungen war die landeseigene Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) so erfolgreich wie schon lange nicht mehr. Damit sind aktuell Investitionen in Höhe von 417 Mio. Euro und 1840 neue Arbeitsplätze verbunden. „Unsere Erfahrung ist“, erklärt Geschäftsführer Markus Lötzsch, „dass der enge Kontakt zu den potenziellen Investoren und die schnelle sowie spezifische und umfassende Bearbeitung der jeweiligen Anfrage entscheidende Kriterien der Standortentscheidung sind.“ Harte Standortfaktoren wie die Verfügbarkeit von Fachkräften und Flächen, Forschungskompetenz und Fördermittel spielen seiner Meinung nach eine wichtige Rolle. „Zu unserem Vorteil haben wir hier genau die richtigen Argumente“, betont Lötzsch.
Was für Sachsen gilt, zählt auch für Thüringen und Sachsen-Anhalt. Die drei Bundesländer bilden einen Wirtschaftsraum, der vom Aufschwung profitiert und immer mehr zusammenwächst. In der Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland beispielsweise engagieren sich strukturbestimmende Unternehmen sowie Kammern und Städte mit dem gemeinsamen Ziel, die traditionsreiche Region nachhaltig zu entwickeln und zu vermarkten. Mitteldeutschland soll im Jahr 2015 zu den attraktivsten und innovativsten Wirtschaftsregionen in Europa zählen und dynamisches Wachstum mit hoher Lebensqualität verbinden, so die Vision.
Die Macher der Initiative lassen Fakten sprechen: Das Bruttoinlandsprodukt der drei Länder ist zwischen 2000 und 2006 um 10 % gewachsen – vier Prozentpunkte mehr als in Deutschland insgesamt. Die Produktivität erreicht zwar noch nicht das bundesdeutsche Niveau, wächst aber rund 3 % über dem Durchschnitt. Dem gegenüber legen die Lohnkosten moderat zu: Im Jahr 2006 betrugen sie 26 410 Euro, der bundesdeutsche Schnitt lag bei 33 003 Euro.
Spiegelbild der gewachsenen Wirtschaftskraft sind lokale Messen, die – wie die Z und die Intec in Leipzig (siehe S. 24) – auch bundesweit Beachtung genießen. Seit 2007 gibt es mit der SIT, der Sächsischen Industrie- und Technologiemesse in Chemnitz, eine Geschäfts- und Innovationsplattform für die Struktur bestimmenden Branchen Maschinen-, Werkzeug- und Anlagenbau, Metall- und Kunststoffverarbeitung, Fahrzeugbau, Zulieferindustrie sowie Informations- und Mikrotechnologien.
Ein Pfund, mit dem Mitteldeutschland wuchern kann, ist die F+E-Landschaft. Eine an den Schwerpunkten und Zukunftsthemen der Industrie ausgerichtete Hochschul- und Forschungspolitik der Länder hat die Region zu einem der dichtesten Wissenschaftsräume in Europa werden lassen. 25 Universitäten, technische Universitäten und Fachhochschulen sowie insgesamt 41 anwendungsnahe Forschungsinstitute der nationalen Max-Planck-, Leibnitz-, Fraunhofer- oder Helmholtzgesellschaften zählt die Region. Allein in Sachsen sind rund 42 % der Industrieforscher der neuen Länder tätig.
Nach Ansicht der Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland wird die Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft in den kommenden Jahren im Wesentlichen von drei Faktoren beeinflusst: den geringer werdenden Fördermitteln von Bund und EU, der anhaltenden Abwanderung insbesondere von Hochqualifizierten sowie vom demografischen Alterungsprozess. Um ein selbsttragendes Wachstum zu erreichen, müsse die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft in stärkerem Maße als bisher gesteigert werden. Ein international erfolgreiches Konzept dafür ist der Clusterprozess.
Neben den erfolgreich etablierten Netzwerken wie dem Automotive Cluster Ostdeutschland oder dem Cluster Chemie/Kunststoffe prophezeien Experten dem Logistik-Cluster Mitteldeutschland eine große Zukunft: Die geographische Lage zwischen den wirtschaftsstarken westlichen Ländern und dem aufstrebenden Mittel- und Osteuropa, die hervorragende Infrastruktur vor allem für Straßen, Schienen und Luftverkehr, die motivierten Fachkräfte sowie die im Vergleich mit den alten Bundesländern längeren und flexibleren Arbeitszeiten mit moderaten Löhnen sprechen für die Region. So soll der Flughafen Leipzig/Halle spätestens ab 2008 zum Global Player der Logistik werden. Allein die DHL, die Logistik-Tochter der Deutschen Post World Net, will dann bis zu 2000 t Fracht an ihrem neuen Europadrehkreuz umschlagen – täglich. Etwa 3000 direkte sowie nahezu doppelt so viele indirekte Arbeitsplätze sollen entstehen.
Auf Spitzenclusterförderung vom Bund hofft das Solarvalley Mitteldeutschland. „Wir wollen die Photovoltaik zur bedeutendsten Energietechnologie dieses Jahrhunderts ausbauen“, sagt Dr. Hubert Aulich, Cluster-Sprecher und Vorstand der PV Crystalox Solar AG in Erfurt und Bitterfeld. Dafür sollen die Industriepartner und Forschungseinrichtungen in dem gemeinsamen Projekt vereint werden. „Wir sind bereits die stärkste Solarregion in Europa“, ergänzt Klaus Wurpts, Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland. Branchengrößen wie Q-Cells aus Sachsen-Anhalt oder Ersol aus Thüringen untermauern diese These.
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