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„Das gemeinsame Aufbruchsignal trägt“

WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer
„Das gemeinsame Aufbruchsignal trägt“

Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung ist jetzt so aufgestellt, wie im Krisenjahr 2012 geplant. Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer über die weitere Strategie des WSM und die Folgen der ersten Maßnahmen der Regierung für die Zulieferbranchen. §

Autor: Das Interview führte Dietmar Kieser

Vor etwa einem Jahr hat sich der WSM neu aufgestellt. Konnten Sie umsetzen, was Sie sich bei Amtsantritt vorgenommen hatten?

Durchaus, wir haben 2013 sehr positiv abgeschlossen. In diesem Übergangsjahr mussten die vom Dialogforum 2012 beschlossenen Reformschritte umgesetzt werden. Das haben wir geschafft. Sowohl die neue Satzung als auch die neue Beitragsordnung und die Vermögensfragen sind geklärt. Neben dem Kernbereich der wirtschaftspolitischen Interessensvertretung ist das weitere Leistungsspektrum nun unterteilt in Fachgruppen und Einzelleistungen. Ab diesem Jahr ist WSM so aufgestellt, wie 2012 geplant. Das gemeinsame Aufbruchssignal trägt und wir wenden uns jetzt der Weiterentwicklung des Wirtschaftsverbands zu.
Auch wenn Sie aus dem Krisenmodus heraus sind – gibt es noch Baustellen, die abzutragen sind?
Keine, die mit der Umstrukturierung und den Reorganisationsmaßnahmen zusammenhängen. Gewiss gibt es wie überall im laufenden operativen Geschäft die eine oder andere Hürde zu nehmen. Wichtig ist aber auch, dass an keiner Stelle auf Umsetzung verzichtet wurde. Anfangs war ja nicht absehbar, dass jede Reorganisationsmaßnahme auch tatsächlich umgesetzt wird. Schlussendlich wurde aber durch Mithilfe aller Mitglieder jeder Baustein ersetzt.
Seit Jahresbeginn hat der WSM den Beitragssatz abgesenkt…
… sogar deutlich, was für den verbandlichen Kernbereich, also für die politische Interessensvertretung, gilt. Dafür kostet Zusatzleistung extra, je nach abgenommenem Volumen. Dabei verhalten sich die Mitgliedsverbände unterschiedlich. Manche ordern keinerlei Zusatzleistung, andere das gesamte Paket.
Sind Beitragssenkungen auch ein Mittel, für mehr Zufriedenheit bei den Mitgliedsfachverbänden zu sorgen?
Mehr noch die Transparenz, die ein wichtiger Grund für die Neuaufstellung des WSM war. Die Gliederung in Leistungsbereiche hat dazu geführt, dass dem einzelnen viel klarer geworden ist, wofür er Beitrag bezahlt. Überdies hat er so einen gewissen Entscheidungsspielraum und kann den Preis einer Leistung zuordnen. An gewissen Leistungen haftet jetzt ein Preisschild. Das war vorher so nicht ersichtlich…
Sehen Sie den WSM heute als die moderne Mitgliedsorganisation, die Ihnen bei Amtsantritt vorschwebte?
Ja, gleichwohl gibt es immer Verbesserungspotenzial. Beispielsweise werden wir die Öffentlichkeitsarbeit forcieren. Wir sehen uns deutlich modernisiert im Hinblick Verband als transparenter Dienstleister durch die neue Leistungsstruktur und Transparenz für ‚zahlende‘ Kunden. Das halte ich für ziemlich modern.
Sie haben die Struktur verschlankt, manches dezentralisiert. Lassen sich mit reduzierten Ressourcen alle Verbandsaufgaben erfüllen?
Die Auslagerung von Dienstleistungen auf freie Mitarbeiter war die konkrete Folge des Personalabbaus. Unterm Strich aber hat die Dezentralisierung die Qualität und die einzelne fachliche Arbeit verbessert.
Konnten Sie neue Mitglieder hinzugewinnen?
Ja, im Bereich der Fördermitglieder. Jetzt wollen wir die Basis der ordentlichen Mitglieder vergrößern. Nach der Neuaufstellung 2012 sind wir mit 15 Mitgliedsverbänden angetreten. Derzeit führen wir Gespräche mit potenziellen Mitgliedsverbänden, von denen wir uns einiges versprechen.
Gilt das auch für Europa?
Da WSM im europäischen Verband Orgalime organisiert ist, wollen wir dort präsenter werden und uns verstärkt engagieren. Und zwar nicht nur über die hauptamtlichen WSM-Mitarbeiter, sondern auch ehrenamtlich durch Unternehmer. Diese sind zunehmend eingebunden. Verteilt auf mehreren Schultern, wird es künftig mehr Input aus den Mitgliedsverbänden geben.
Und welche thematischen Schwerpunkte wollen Sie zukünftig angehen?
Die Schwerpunkte werden sich an aktuellen politischen Themen ausrichten. Es ist naheliegend, dass das Energiethema einer unserer Arbeitsschwerpunkte ist.
Was erhofft sich der WSM von der neuen Regierung?
Nach Studium des Koalitionsvertrags bleibt das Gefühl, es hätte ja noch schlimmer kommen können. Ein positives Zukunftssignal sieht anders aus. Die ersten Maßnahmen der Großen Koalition treiben mir Sorgenfalten auf die Stirn. Während größere Geldbeträge ausgegeben und versprochen werden, bleiben drängende Probleme ungelöst oder werden wie bei der Energiewende jetzt vielleicht falsch gelöst.
Wirtschaftsminister Gabriel will die Förderkosten für neue Ökostromanlagen reduzieren. Wie bewerten Sie seine Pläne?
Es ist der richtige Ansatz, aber zu kurz gesprungen. Die in Gabriels Eckpunktepapier angekündigten Maßnahmen sehen keinerlei Veränderung bei der allgemeinen Umlage für Erneuerbare Energien vor. Die Belastung in Höhe von 6,24 Cent pro Kilowattstunde wird bleiben, wenn nicht sogar ansteigen. Daran ändern die angekündigten Maßnahmen zunächst nichts. Diese werden den zukünftigen Zubau eingrenzen und die Förderung energieintensiver Industrien begrenzen.
Mit welchen Folgen für die mittelständischen WSM-Industrien?
Ihre Situation wird sich mehrheitlich nicht verbessern. Das Gros unserer Unternehmen ist von der Umlage nicht entlastet. Sie bezahlen Strompreise, die international nicht wettbewerbsfähig sind. Der deutschen Industrie erwachsen bereits jetzt konkrete Wettbewerbsnachteile. Nicht absehbar ist für die energieintensiven Unternehmen, wer aus der Förderung herausfällt. Derzeit werden ja verschiedene Lösungen diskutiert. Klar ist, dass man sich gerade in einer sehr kritischen Phase befindet. Wir wollen auch, dass die ganze Wertschöpfungskette und damit auch die Stahlerzeugung in Deutschland erhalten bleibt. Nur starke Wertschöpfungsnetzwerke sichern Arbeitsplätze und Know-how am Standort Deutschland und damit unser aller Wohlstand.
Wie hoch ist der Anteil der stromintensiven Betriebe im WSM?
Unter zehn Prozent. Dennoch sind es wichtige Branchen. Entfällt auch nur in Teilen die Umlageentlastung, werden diese Unternehmen hier nicht mehr investieren. Umso wichtiger ist es, die Ausgleichsregelung jenen zu gewähren, die im harten internationalen Wettbewerb stehen und die Arbeitsplätze erhalten. Auch umweltpolitisch ist es sinnvoll, dass diese Unternehmen weiter in Deutschland produzieren.
Gibt es unter den WSM-Firmen einen namhaften Anteil, die als Eigenstromversorger künftig auch in die EEG-Kasse einzahlen sollen?
Es sind nicht besonders viele. Dennoch beobachten wir diese Diskussion sehr genau, weil es die Stahlerzeuger trifft, von denen unsere Mitglieder das wichtigste Vormaterial kaufen. Auf Stahl entfällt in vielen Branchen 60 Prozent des Kostenanteils. Schon deshalb ist eine versorgungsnahe Stahlerzeugung hierzulande für uns von großer Bedeutung. Kurze Versorgungswege, gute Kontakte, Qualität des Materials und Service sind die Faktoren. Schlichtweg geht es darum, die Wertschöpfungskette in Deutschland zu erhalten. Deswegen betrachten wir auch diese Diskussion mit Sorge.
Schaffen die Stahl- und Metallverarbeiter 2014 dennoch eine Drei vor dem Komma, mit der die Maschinenbauer rechnen?
Davon gehen wir im Moment aus. Das Geschäftsklima bei uns ist im Vergleich zum Vorjahr besser und die Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren eine Expansion. Bei den Maschinenbauern weckt der internationale Markt außerhalb der EU große Erwartungen. Für deren Zulieferer ist dies ein wichtiger Indikator, zumal bei Automotive und Maschinenbau die Internationalisierung insbesondere außerhalb der EU zum Tragen kommt. Wie diese Abnehmerindustrien mittelfristig aufgestellt sein werden, ist also für Zulieferer entscheidend. An vielen Beispielen zeigen die WSM-Industrien, wie gut diese Globalisierung gelingt. •

An vielen Beispielen zeigen die WSM-Industrien, wie gut ihnen Globalisierung gelingt.“
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