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„Die Hannover Messe befindet sich in einem ständigen Wandel“

Geschäftsbereichsleiter Oliver Frese zu Entwicklung und Perspektive der Technologieschau
„Die Hannover Messe befindet sich in einem ständigen Wandel“

Für Oliver Frese, Geschäftsbereichsleiter der Hannover Messe, zeigt die Technologieschau Jahr für Jahr, wie wandelbar sie ist. Neu ist in diesem Jahr der Ausstellungsbereich „Metropolitan Solutions“. Auch für den Roboterbereich will der Veranstalter künftig die perfekte Plattform bieten.

Erstmals lobt die Robotation Academy den Robotik Award aus, einen Preis für angewandte Robotertechnologie. Könnte dieses Zugpferd, das die Deutsche Messe AG mit Volkswagen Coaching initiiert hat, der Roboterthematik in Hannover zu einer Renaissance verhelfen?

Absolut. Die Robotation Academy hat bereits jetzt einen exzellenten Ruf in der Branche. Das Angebot der Academy wird sehr gut angenommen. Die Volkswagen Qualifizierungsgesellschaft bietet künftig in Zusammenarbeit mit der Robotation Academy Hannover einen Vorbereitungslehrgang zum Geprüften Industriemeister IHK, Fachrichtung Metall an. Das Besondere an diesem Lehrgang ist das Zusatzmodul Robotertechnik. Dabei werden Grundlagen von Industrierobotern und der dazugehörigen Programmierung mit der Software Easy Rob vermittelt. Dr. Andreas Bauer von Kuka Roboter bezeichnet beispielsweise die Einbindung von Robotertechnik in die Meisterschule als sehr praxisnah und vorbildlich.
Und mit Blick auf die Hannover Messe …
… ist der Robotik Award, der erstmals am 5. April dort verliehen wird, eine hervorragende Möglichkeit, um die vorhandene Kompetenz rund um das Thema Robotik am Messestandort Hannover weiter auszubauen. Wir haben das Ziel, der Branche hier in Hannover die perfekte Plattform zu bieten, um sich im Umfeld der Hannover Messe einem Weltpublikum zu präsentieren.
Mit 6 150 Ausstellern auf rund 225 000 Quadratmeter Fläche hat die Hannover Messe 2009, die der diesjährigen Veranstaltung vergleichbar ist, eine hohe Marke gesetzt. Lässt sich dieses Ergebnis übertreffen?
Die Hannover Messe 2011 kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Konjunktur hat deutlich angezogen und zeigt sich stabil. Viele Unternehmen haben die Zeit der Krise genutzt, in neue Technologien, Verfahren und Produkte zu investieren. Das wird sich auf unserer Veranstaltung wiederspiegeln. Die Zeichen für die Hannover Messe stehen also gut. So werden wir das Messegelände im April komplett füllen. Noch zu Beginn des Jahres erreichen uns täglich Anmeldungen. Die Tendenz ist weiter sehr positiv. Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass wir das Niveau aus 2009 in diesem Jahr nicht nur erreichen, sondern sogar noch übertreffen werden.
Nach aktuellem Anmeldestand ist das gesamte Messegelände voll belegt. Selbst wenn Sie wollten, könnten Sie im ungeraden Messejahr überhaupt noch eine neue Messe unterbringen?
Mit 13 Leitmessen unter dem Dach der Hannover Messe 2011 ist das Portfolio sehr gut aufgestellt. Die einzelnen Messen nutzen ihre Synergieeffekte untereinander hervorragend. Unsere Kunden bestätigen dies. Dennoch: Die Messe befindet sich in einem ständigen Wandel, und wir arbeiten kontinuierlich an neuen Trends und Themen und integrieren sie in die Hannover Messe. Ein Beispiel hierfür ist in diesem Jahr unser neuer Ausstellungsbereich „Metropolitan Solutions“. Und das ist für uns selbstredend: wenn ein neues Thema die Stärken der Hannover Messe weiter ausbauen kann, dann ist das keine Frage des Messejahres. Dann werden wir das in jedem Jahr realisieren können.
Was ist mit der ehemaligen CeBIT-Halle 1 geplant?
Wir prüfen unterschiedliche Konzepte zur Nachnutzung der Halle. Entscheidungen gibt es dazu zurzeit nicht.
Mit einer belegten Fläche von über 50 000 m² stellt die MDA ein Viertel der gesamten Hannover Messe. Haben die MDA-Hallen die Kapazitätsgrenze erreicht?
Die MDA ist alle zwei Jahre das weltweite Branchentreffen. Zwei Drittel der Aussteller kommen aus dem Ausland. Das untermauert ihre weltweite Spitzenposition in der gesamten Branche. Wenn die MDA weiteres Wachstumspotenzial entwickelt, dann werden wir das auch realisieren können.
Gibt es für einzelne Messen eigentlich Wartelisten?
Insgesamt betrachtet entwickeln sich die einzelnen Leitmessen sehr positiv. Die Hannover Messe hat weltweit eine ungebrochene Strahlkraft und bietet unseren Ausstellern eine optimale Bühne zum Auf- und Ausbau ihrer internationalen Kundenbeziehungen. Aus diesem Grund haben wir an der einen oder anderen Stelle tatsächlich die Herausforderung, die optimale Platzierung für jeden Aussteller in seiner präferierten Halle zu finden. Das gesamte Team der Hannover Messe setzt alles daran, für unsere Aussteller attraktive Alternativangebote anzubieten. Das ist uns bisher immer sehr gut gelungen.
Was, wenn sich die im letzten Jahr gestartete MobiliTec im Zuge des Elektromobil-Hypes rasch ausdehnt?
Dann werden wir diese positive Entwicklung mittragen und gemeinsam mit unseren Kunden und Branchenpartnern eine entsprechende Lösung im Rahmen der Hannover Messe erarbeiten. Darauf wären wir vorbereitet.
Hat die MobiliTec im Verbund mit der MDA die besseren Chancen in ungeraden Messejahren?
Die MobiliTec ergänzt als horizontal aufgestellte Leitmesse für hybride und elektrische Antriebstechnologien, mobile Energiespeicher und alternative Mobilitätstechnologien sehr gut das gesamte Themenspektrum der Hannover Messe. Denn sie berücksichtigt die gesamte Wertschöpfungskette von den Materialien, Komponenten, Batterien bis hin zu ganzheitlichen Systemen und ihren Anwendungen inklusive der Netzintegration. Daher bestehen große Synergien nicht nur zur Antriebs- und Fluidtechnik, sondern auch zu den Energiethemen, der Industrieautomation und der industriellen Zulieferung. Aus diesem Grund ist die MobiliTec mit diesem Profil ein optimaler Bestandteil in der jährlichen Hannover Messe.
Mehr und mehr MDA-Aussteller orientieren sich in Richtung Anwendung und präsentieren sich beispielsweise auf der MobiliTec, der Wind und der Industrial Automation. Ist eine Trennung in Zukunft noch sinnvoll?
Unsere 13 Leitmessen machen die Hannover Messe im Verbund zu dem, was sie ist: Das weltweit bedeutendste Technologieereignis. Die Aussteller präsentieren in allen Bereichen technologische Lösungen für die Industrie. Ob das in der Produktentwicklung ist, in der Fertigung, oder aber in der Anwendung. Erst das Zusammenspiel aller Leitmessen und Themenbereiche ermöglicht die Abbildung der gesamten Kerntechnologien und Dienstleistungen für die industrielle Produktion. Unsere Kunden sind mit der Aufstellung der Hannover Messe sehr zufrieden. Sie sind es auch, die das Konzept der Messe genau so fordern und es mit Leben füllen. Dass dadurch Schnittstellen entstehen, begrüßen unsere Partner sogar sehr. Denn genau das ist der Mehrwert, den nur die Hannover Messe bieten kann.
Platzhirsche wie der Antriebstechnikhersteller Schaeffler sind nach zweijähriger Abstinenz wieder mit von der Partie. Mit wie vielen Rückkehrern rechnen Sie?
Eine ganze Reihe namhafter internationaler Konzerne werden sich in diesem Jahr wieder dem internationalen Publikum präsentieren. Neben Schaeffler bei der MDA sind das beispielsweise Atlas Copco und Gardener Denver bei der ComVac, Vattenfall Europe, EnBW und Hitachi bei den Energieleitmessen oder GE und Schneider bei der Industrial Automation – um nur einige zu nennen. Alleine bei der MDA können wir von über 100 krisenbedingten Rückkehrern berichten.
Welchen Anteil nehmen ausländische Aussteller hier ein?
Insgesamt werden wieder rund 50 Prozent der Aussteller der Hannover Messe aus dem Ausland kommen. Wenn wir die internationalen Konzerne hinzurechnen würden, die mit ihren deutschen Vertretungen anmelden, liegt dieser Anteil sogar noch höher. Eine genaue Auswertung, wie sich der Auslandsanteil auf die Rückkehrer verteilt, können wir erst zu späterer Zeit vornehmen.
Vielen Ausstellern ist die internationale Ausrichtung der Messe wichtig, da sie damit sofort im globalen Umfeld sind. Lässt sich dieser Vorteil überhaupt noch ausbauen?
Die Hannover Messe hat wie erwähnt einen Auslandsanteil von rund 50 Prozent auf Ausstellerseite, manche Leitmessen liegen noch deutlich darüber. Aber natürlich ist der Anteil ausländischer Besucher für uns von großer Bedeutung. Hier haben wir unsere Besucheraktivierungsmaßnahmen in den vergangenen Jahren noch einmal erheblich intensiviert. So erwarten wir beispielsweise in diesem Jahr eine große Anzahl hochrangiger wirtschaftspolitischer Delegationen aus den USA. Unser Ziel wird es weiter sein, flächendeckend über alle Leitmessen den Anteil ausländischer Aussteller- und Besucherzahlen immer weiter zu steigern. Das ist das Alleinstellungsmerkmal der Hannover Messe, und das wollen wir weiter ausbauen.
Die Nachfrage in China, Indien und Brasilien wächst rasant. Mehr und mehr deutsche Messeveranstalter initiieren im Schulterschluss mit Verbänden Satellitenmessen in diesen Ländern. Wie wirkt sich dies auf die Hannover Messe aus?
Die Deutsche Messe AG ist seit Mitte der 80er-Jahre mit Investitionsgüterthemen im Ausland aktiv. Wir verzeichnen dort sehr gute Erfolge – übrigens ganz besonders mit Hannover-Messe-Themen. Unsere langjährigen Erfahrungen zeigen, dass die themenspezifischen „Messeableger“ die Hannover Messe insgesamt stärken. Unsere ausländischen Kunden werden ganz anders auf uns aufmerksam und wollen neben der Veranstaltung in ihrem Heimatland, zunehmend hier in Hannover ausstellen. Außerdem erreichen sie auf unterschiedlichen Kontinenten auch unterschiedliche Zielgruppen. Ein Faktor, der für unsere Kunden eminent wichtig ist.
Unser Auslands-Engagement wächst kontinuierlich. Nicht zuletzt ist es eines unserer wichtigen strategischen Wachstumsfelder. Die weltweiten Märkte mit relevanten Messethemen besetzen, gehört zu unserer Kernkompetenz. Übrigens: China war einer unserer ersten Zielmärkte. Bis heute haben wir dort einige Messen erfolgreich etablieren können.
Die bisherigen Leitmessen Factory Automation und Interkama firmieren jetzt unter Industrial Automation. Ist die Marke Interkama nicht mehr existent?
Die Themenfelder Prozess-, Fertigungs- und Gebäudeautomatisierung sind unter dem Schirm der Industrial Automation zusammengeführt worden. In diesem Zuge ist auch die Marke Interkama dort mit aufgegangen. Mit dieser Ausrichtung der Industrial Automation-Themen sind wir dem ausdrücklichen Wunsch unserer Aussteller und Partner gefolgt.
Wie teilen sich die Ausstellersegmente der Fabrik- und der Prozessautomation auf?
Wir werden in der Halle 9 den Bereich der übergreifenden Automationstechnologien präsentieren. In den Hallen 14 bis 17 zeigen sich die Unternehmen der Fertigungsautomatisierung mit konkreten Anwendungen, beispielsweise aus den Themenfeldern der elektrischen Antriebstechnik. Halle 11 wird zukünftig als Schnittstellenhalle fungieren. Hier finden sich die Themenfelder der Prozess- sowie der Energieautomatisierung wieder. In diesem Zuge wird sich der bisherige Schwerpunkt der Halle 7, die Prozessautomation, zukünftig unter anderem in Halle 11 befinden.
Sehen Sie Themen der Hannover Messe, die es lohnt, sie zu verselbstständigen?
Derzeit konzentrieren wir uns voll auf die Veranstaltung, die vor uns liegt. Wie immer setzen wir uns nach der Hannover Messe gemeinsam mit Ausstellern und Partnern zusammen und diskutieren neben den Erfahrungen der abgelaufenen Veranstaltung die industriellen Entwicklungen, Trends und Anforderungen für die Zukunft. Dann wird sich zeigen, in welche Richtung wir die vielfältigen Themen der Hannover Messe weiterentwickeln. Wenn beispielsweise Sonderveranstaltungen ein großes Potenzial bieten, können sie mittelfristig zu eigenen Leitmessen aufgebaut werden.
Auf der letztjährigen Hannover Messe zog sich der Leichtbau wie ein roter Faden durch die Ausstellungswelt hindurch. Ein Thema für eine eigene Messe?
Leichtbau ist ein Thema, das sich in vielen Leitmessen der Hannover Messe wiederfindet und mit einer Solutions Area im Rahmen der Industrial Supply einen Ausstellungsnukleus besitzt. Wir werden sehen, wie sich dieses Konzept mit der zweiten Veranstaltung 2011 entwickelt und daraus Schlüsse für die Zukunft ziehen. Ausschließen sollte man grundsätzlich nichts. Dafür hat die Hannover Messe immer wieder bewiesen, wie wandelbar sie ist.
Welches Premierenthema haben Sie in diesem Jahr im Köcher?
Das ist unserer neuer Ausstellungsbereich „Metropolitan Solutions“ in Halle 8, in direkter Anbindung an die Industrial Automation. Dabei geht es um Technologien und Innovationen für die Megacities der Zukunft. „Metropolitan Solutions“ wird also Antworten aufzeigen für die stetig größer werdenden Herausforderungen für urbane Infrastrukturen und Großstädte. Schon heute gibt es konkret verfügbare Technologien, die das Leben der Menschen in großen Städten deutlich verbessern können. „Metropolitan Solutions“ bereitet Unternehmen eine internationale Bühne, um für städtische Energie-, Wasser-, Mobilitäts- und Gebäudeinfrastrukturen Zukunftsmodelle vorzustellen. Im Ausstellungsbereich werden Referenzprojekte veranschaulicht dargestellt. Thematisiert werden zum Beispiel Energieversorgung in Ballungszentren mit intelligenten Netzen – so genannte Smart Grids –, die Schaffung von flächendeckenden Ladeinfrastrukturen, energieeffiziente Gebäudekonzepte oder auch innovative Methoden zur Trinkwassergewinnung. „Metropolitan Solutions“ wird für Fachbesucher und Delegationen aus aller Welt ein Publikumsmagnet sein.
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