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Investitionen gegen den Trend

Zulieferer: Erfolg mit Metall- und Kunststoff-Kompetenz
Investitionen gegen den Trend

Mut zum kalkulierten Risiko zeigt ein mittelständisches Familienunternehmen in der strukturschwachen Region Oberfranken. Mit Investitionen in eine neue Fertigungshalle, neue Spritzgießmaschinen und Stanzpressen setzt es ein Zeichen gegen den Abschwung.

300 bezahlt beurlaubte Mitarbeiter und 80 Gäste aus Politik und Wirtschaft lauschten Frank Pichler, als der geschäftsführende Gesellschafter der 1957 gegründeten Rudi Göbel GmbH & Co. KG in Helmbrechts die neue Fertigungshalle einweihte. Sein Engagement für das Unternehmen und den Standort formulierte er so: „Ich habe kein Interesse am Erlernen einer chinesischen oder osteuropäischen Sprache!“ Woran stattdessen? „Wir haben mit der Neuinvestition eine Grundsatzentscheidung getroffen“, gab Wirtschaftsjurist Christian Graupner die Antwort, kaufmännischer Leiter des Unternehmens: „Wir möchten uns als Unternehmen weiterentwickeln und unsere Kapazitäten erweitern, um noch besser auf die kundenspezifischen Anforderungen des weltweiten Markts reagieren zu können, auf dem wir agieren.“

Natürlich wurden auch in Helmbrechts die Verschiebungen und Absatzrückgänge im Automobilbereich registriert, für den Göbel unter anderem arbeitet. Man will aber für sich nicht von einem Abschwung sprechen. „Ja, wir registrieren einen gewissen Rückgang. Dank der Breite und Vielfalt unserer Produktpalette und unseres Know-hows am Standort sehen wir aber grundsätzlich die Möglichkeit, diesen sehr breit aufzufangen“, erklärt Graupner weiter. Nebenbei: Der Landkreis Hof, in dem Helmbrechts liegt, war 2008 Deutschlands „Aufsteiger-Landkreis Nr. 1“.
Quasi Technik gewordene Sinnbilder dieses Optimismus sind fünf neue Spritzgießmaschinen der KraussMaffei Technologies GmbH, München. Sie stammen aus der CX-Serie für kleine bis mittlere Schließkraftgrößen und sind mit schnellen, werkzeugschonenden Zweiplatten-Schließeinheiten bestückt: je zwei mit 1100 kN beziehungsweise 1300 kN Schließkraft (letztere ausgerüstet für das 2-Komponenten-Verfahren), alle automatisiert und ausgestattet mit Linearrobotern für das Zuführen von zu umspritzenden Einlegeteilen. Die darauf hergestellten Formteile sind Gehäuse und Deckel von Halbleitermodulen sowie Mehrkomponenten- und Verbundkomponenten für die Leistungselektronik. Göbel setzt jetzt 21 KraussMaffei-Maschinen ein, eine wird noch dieses Jahr folgen. Darüber hinaus arbeiten zwei weitere KM-Maschinen in einem Göbel-Tochterunternehmen. Der Zulieferer scheint also fast ausschließlich auf die Kunststofftechnik von KraussMaffei zu setzen: „Diese Partnerschaft hat sich seit langem bewährt – seit 2004 auch in der 2K-Technik. Wir bekommen Maschinentechnik und Automatisierungs-Know-how aus einer Hand geliefert. Den Ausschlag dafür hat nicht zuletzt die Beratungskompetenz der Vertriebsmitarbeiter gegeben“, erklärt Frank Pichler.
Hallenneubau und neue Maschinen – wohl ein großer Brocken, wollen wir wissen. „Wir werden uns nicht daran verschlucken, wenn Sie das meinen“, antwortet Pichler. „Beide Schritte, das heißt deren Finanzierung, waren sorgfältig geplant und sind eher zufällig zeitlich zusammengefallen.“ Das Unternehmen habe damit die Produktionsfläche um 75 % vergrößert und die Kapazität um 20 bis 25 % gesteigert. „Vor allem haben wir etwa 20 neue Arbeitsplätze eingeplant.“ Geplant sei auch, dass nach dem Hochfahren der Spritzgießproduktion die neuen Maschinen an sechs bis sieben Tagen in der Woche im 3-Schichtbetrieb laufen.
Auch in die Metallverarbeitung wird investiert, unter anderem in zwei neue Stanzpressen mit 1600 und 2500 kN Presskraft. Bei Göbel stehen Kunststofftechnik und Metallverarbeitung in einem Produktionsverhältnis von 50 zu 50. Im Bereich Metallverarbeitung entstehen zum Beispiel die mechanischen Teile des Navigationssystems im neuen Porsche Panamera. Außerdem wichtige Systemkomponenten, Gehäuseteile und Normschächte, die Göbel von Anfang an in der Entwicklung begleitet hat und an die gegenüber Porsche gesamtverantwortliche Harmann/Becker Automotive Systems GmbH liefert. „Unserer Fähigkeit, Stanz- und Spritzgußteile zu fertigen sowie Kombinationen aus beiden zu schaffen, versetzt uns in die Lage, Module und Grundplatten für die Leistungselektronik in unterschiedlichsten Anwendungen herzustellen. Sie reichen von Windkrafträdern, Straßen- und Eisenbahnen bis hin zu Flugzeugen. Hier beliefern wir alle führenden Unternehmen wie Semikron, Infineon oder Danfoss“, sagt Frank Pichler.
„Wir profitieren sehr stark von der Identifikation unserer Mitarbeiter mit dem Unternehmen und bekennen uns zum Standort und dazu, dass wir in Europa fertigen“, sagt Graupner. Göbel hat Tochterunternehmen in Thüringen und Österreich, die Blewa Metallverarbeitung GmbH in Schleiz und die Promotool Formenbau Ges. mbH in Knittelfeld in der Steiermark. „Wir wollen auch so die Leistungsvielfalt für die Zukunft sichern“, so Graupner.
Klaus Diebold Fachjournalist in Nürnberg

Marktchancen
Die Stärke von Göbel liegt in der Kombination seiner Kernkompetenzen, durch die der Zulieferer nach eigenen Angaben nur wenige direkte Wettbewerber am deutschen Markt hat: Gefertigt werden anspruchsvolle Metall-Stanzteile, Präzisions-Spritzgussteile und komplexe Materialkombinationen, zum Beispiel Echtglas-Kunststoff-Umspritzungen.

Glas und Kunststoff im Verbund
Eine spezifische Fertigungsqualität von Göbel ist das prozesssichere Umspritzen von Glas mit Kunststoff. Das Einlegen einer Glasscheibe in ein Spritzgusswerkzeug wurde zunächst mit Versuchswerkzeugen untersucht. Zum Beispiel ist die hohe Dickentoleranz der Glasscheibe von ±0,15 mm werkzeugtechnisch zu bewältigen. Das Glas selbst muss dem hohen Einspritz- und Nachdruck standhalten sowie den Temperaturen der Kunststoffschmelze und den Spannungen, die durch das Schwinden des Kunststoffs beim Abkühlen entstehen. Eingebaut wird das Kunststoff-umspritzte Glas in ein neues Messgerät der Knick Elektronische Messgeräte GmbH & Co. KG, Berlin, für das Göbel noch weitere Hybridteile fertigt.
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