Startseite » Management » Einkauf »

Junge Gebrauchte immer attraktiver

Unterschiedliche Gründe sprechen für den Kauf gebrauchter Maschinen
Junge Gebrauchte immer attraktiver

Junge Gebrauchte immer attraktiver
There are many good reasons for investing in used machines picture: Broziat/HDB
Was macht gebrauchte Maschinen so attraktiv und unter welchen Umständen sind sie von besonderem Nutzen für den Anwender? Im Vorfeld der Resale, der weltweit bedeutendsten Messe für Gebrauchtmaschinen, sind wir dieser Frage nachgegangen und haben ganz interessante Antworten erhalten.

Sicher stehen mehrere Gründe beim Kauf einer gebrauchten Maschine im Vordergrund. Ein wesentlicher ist der, dass diese Maschinen dann kurzfristig am Markt zur Verfügung stehen, wenn bei guter Auftragslage plötzlich Produktionsengpässe auftreten. In Solchen Fällen oder auch dann, wenn die Kapazität ausgebaut werden soll, wird dann oft eine Maschine gesucht, die genau in die Typenreihe der Maschinen passt, die der Anwender im Einsatz hat. Das hat den Vorteil, dass die Maschinen auf die gleiche Art und Weise zu bedienen sind, wie das Personal es beherrscht und worauf es geschult wurde. „Ich erlebe oft, dass ein Kunde einen ganz bestimmten Typ von Maschine sucht“, weiß Heinz-Dieter Broziat, Geschäftsführer der HDB Distribution GmbH in Frankfurt. Der Kunde habe mehrere Maschinen dieses Typs, suche eine weitere und „bitte nichts anderes“.

Natürlich spielt der Preis einer Gebrauchten eine Rolle. Wenn diese Maschine in gutem Zustand ist, bringt sie die geforderte Leistung bei einem geringeren Investitionsvolumen. Speziell in solchen Fällen, in denen noch nicht die volle Kapazität einer neuen Maschine gebraucht wird, ist der Einsatz einer gebrauchten ökonomisch effektiver. Das gilt auch dann, wenn ein bestimmtes Bearbeitungsverfahren eingesetzt werden muss, aber nur eine Auslastung von vier bis fünf Stunden am Tag zustande kommt. „Hier ist nicht Spiel entscheidend, ob die Maschine etwas schneller oder langsamer arbeitet“, stellt Broziat fest, „sondern die logistischen Fragen sind dann in dem Betrieb viel wichtiger.“ Die so realisierte Inhouse-Fertigung befreit von Verhandlungen mit Sublieferanten und es müssen keine Zeichnungen herausgegeben werden, die unter Umständen kritisch sind.
Es kommt aber auch vor, dass Unternehmen Teilbereiche der Produktion outsourcen und ihre Gebrauchtmaschinen mit Fertigungsaufträgen an ehemalige Mitarbeiter verkaufen. In solchen Fällen werden die Mitarbeiter quasi entlassen, erhalten aber gleichzeitig einen Vertrag über mehrere Jahre, und sie kaufen die Maschinen sehr preisgünstig. Das geschieht natürlich nicht zur großen Freude der Gebrauchtmaschinenhändler, ist aber ein nachvollziehbares Verhalten.
In den letzten Jahren sind die gebrauchten Maschinen immer jünger und damit noch attraktiver geworden. Einen Grund dafür sieht Heinz-Dieter Broziat in Umstrukturierungen der Unternehmen. „Ich habe Projektfälle, wo Unternehmen in der Umstrukturierung ganze Abteilungen auflösen, die gerade erst einge-richtet worden waren“, weiß der erfahrene Maschinenhändler zu berichten. So habe er vor wenigen Jahren eine komplette Blechfertigung aufgelöst, die kaum erst entstanden war. Aus ökonomischen Gründen war ent-schieden worden, zum Teil in China oder bei Sublieferanten produzieren zu lassen. Die fast neuwertigen Maschinen seien mit sehr großen Verlusten auf den Markt gekommen. „Das war natürlich eine große Freude für diejenigen, die sie gekauft haben“, erinnert sich Broziat. Durch solche Fehlplanungen werden erhebliche Werte vernichtet. „Dank neuer Erkenntnisse“, so lautet dann oft die höfliche Umschreibung der Misere.
Ein Punkt, der bei der Anschaffung einer gebrauchten Werkzeugmaschine eine hohe Bedeutung hat, ist der Werteverzehr von Neu-maschinen. Bei nahezu allen Wirtschaftgütern liegt der größte Werteverzehr in den ersten beiden Jahren. Ob beim Automobil oder bei der Werkzeugmaschine, die Systematik ist immer die gleiche. Alleine diese Tatsache spricht in vielen Fällen für den wirtschaftlichen Einsatz einer jungen Gebrauchtmaschine (siehe Kasten).
Eine besondere Betrachtung verdienen Großmaschinen wie Pressen oder Karusseldrehmaschinen, Bohrwerke oder große Bearbeitungszentren. Wegen ihrer stabilen Grundkörper aus Guss oder Stahlbau haben sie eine extrem lange Lebensdauer. Wenn der Elektronikanteil solcher Maschinen lediglich bis zu 15 Prozent ausmacht, dann lohnt es sich, diese Maschinen im Rhythmus von rund acht Jahren zu überholen. Dann gilt es, die Antriebstechnik auszutauschen, die Führungsbahnen nachzuarbeiten und die Elektronik zu erneuern. Das ist ökonomisch sinnvoll, zum Beispiel bei einer Presse, die einen Neuwert von rund 1,5 Mio. Euro hat. Wird diese Presse überholt und erhält eine neue Elektronik mit neuem Schaltschrank für rund 120.000 Euro, dann lohnt sich das allemal. Solche Maschinen unterliegen meist nicht mehr der Garantie des Herstellers. Natürlich übernimmt das Retrofitting-Unternehmen für seine Arbeiten die volle Garantie. Gebrauchte Maschinen finden also unter vielerlei Aspekten einen sinnvollen und wirt-schaftlichen Einsatz. Ihre Attraktivität werden sie auf der Resale in Karlsruhe wieder unter Beweis stellen.
Dr. Rolf Langbein Fachjournalist in Rottenburg
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 7
Ausgabe
7.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de