Zulieferer müssen ihr Prozess-Know-how besser schützen, fordern Fachleute. Mit einer richtigen Strategie können Firmen den Verlust des geistigen Eigentums stoppen.
Sie staunten nicht schlecht: Bei einem Kunden entdeckten sie Nachbauten der eigenen Teile, die von einem Wettbewerber stammten. Für die Manager der Hirschvogel Umformtechnik aus Denklingen bei Landsberg wurde klar: Irgendwie musste Know-how über die eigenen Fertigungsverfahren durchgesickert sein.
Dr. Theodor L. Tutmann, beim Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) in der Geschäftsführung für Zulieferfragen zuständig, kennt mehrere solche Fälle aus dem Kreis seiner Mitgliedsfirmen. „Gerade Mittelständler machen sich zu wenig Gedanken um das Thema“, sagt er. „Die Unternehmen haben hier Nachholbedarf“, beobachtet der Verbandsmanager. Der Interessengegensatz ist programmiert: Die Abnehmer hätten am liebsten einen gläsernen Zulieferer: so kontrollieren sie Qualität und Lieferfähigkeit. Der Automobilzulieferer hingegen will nicht zu viel von sich preisgeben.
Hirschvogel reagierte offensiv auf den Vorfall: Die Geschäftsführung brachte ein Projekt zum Know-how-Schutz auf den Weg. Heute sind schützenswerte Prozesse definiert und bleiben in einer Black Box. In einem Newsletter warb das Unternehmen bei Partnern und Kunden um Verständnis für die Maßnahmen. „Im vergangenen Jahr konnten wir erstmals Hirschvogel-Know-how in Niedriglohnländern wiederfinden“, heißt es dort zur Begründung. So sei fairer Wettbewerb nicht mehr gegeben.
„Zunächst muss im eigenen Unternehmen durch Information für ein Problembewusstsein gesorgt werden“, erläutert Experte Tutmann. In einem folgenden Schritt gelte es festzulegen, was fimenspezifisches Know-how darstellt, das dann geschützt wird.
Derzeit arbeitet Tutmann auf internationaler Ebene mit dem europäischen Schmiedeverband Euroforge an Richtlinien für den Know-how-Schutz. „Die europäische Schmiedeindustrie weiß, dass sie ihre führende Position nur halten kann, indem sie ihre hohe Innovationsrate und ständige Weiterentwicklung beibehält“, erläutert Tutmann, der in Personalunion als Generalsekretär von Euroforge agiert. Und diese hohen Investitionen in Innovation müssten geschützt werden.
Der Verband unterstützt zudem die Richtlinien zum Schutz des geistigen Eigentums des Automobilverbands VDA. Darin verpflichten sich Abnehmer dazu, dass sie Daten, Zeichnungen oder Informationen des Zulieferers vertraulich behandeln und nicht an Dritte weitergeben. Auch beim Umformspezialisten Hirschvogel setzt man auf ein Miteinander. In dem Newsletter heißt es abschließend: „Egal ob 1st Tier oder OEM, wir wissen, dass unsere Kunden genau die gleichen Probleme haben und vertrauen deshalb auf Ihr Verständnis für die eingeleiteten Maßnahmen.“
Tilman Vögele-Ebering tilman.voegele@web.de
Globalisierung
Die Globalisierung erfordert mehr denn je, den Abfluss von Wissen zu verhindern. Die Grundregeln:
- Know-how-Schutz wird Chefsache
- Verbindliche Richtlinien zum Know-how-Schutz
- Schützenswerte Kernprozesse definieren und nach außen hin abschirmen
- Mitarbeiter, Kunden und Besucher informieren und sensibilisieren
- Ständige Kontrolle
Quelle: ASW
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