Große Fortschritte sind möglich, wenn man ganze Fertigungsprozesse ressourcen- und energieeffizienter und damit umweltschonender gestaltet. Die Möglichkeit, Prozesse in der virtuellen Welt zu entwerfen oder neu zu konfigurieren – durch einen digitalen Zwilling – erlaubt es zudem, diese Entwicklungen schneller und preiswerter umzusetzen und zu testen. Im Kern sind Industrie 4.0 und Digitalisierung natürliche Wegbereiter für mehr Nachhaltigkeit. Unterstützt werden sie durch Remote-Zusammenarbeit und Virtualisierung, wobei bis zu
80 % der Umweltauswirkungen von Produkten bereits in der Entwurfsphase bestimmt werden – inklusive der Verwendung verantwortungsvoll beschaffter Rohstoffe. Zudem kann der Begriff ‚Design‘ auch auf Lieferketten angewandt werden, die bei komplexer Ausgestaltung nach Angaben des ‚Carbon Disclosure Project‘ bis zu 90 % der Emissionen verursachen.
Energieeffizienz bringt Vorteile
Studien haben gezeigt, dass Energieeffizienzinitiativen in der verarbeitenden Industrie in der Regel zu einer Verbesserung von etwa 20 % führen. Dies kann durch ein besseres Design neuer oder die Nachrüstung bestehender Anlagen geschehen. Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz gibt es im gesamten Prozess. Gebäudeautomatisierung kann den Stromverbrauch senken – über 50 % des Energieverbrauchs in Industriegebäuden dient der Raumheizung/-kühlung. Die Umstellung auf LEDs reduziert den Energieverbrauch für Beleuchtung um 40 bis 60 %. Der Einsatz energieeffizienter Fördertechnik in Lager und Produktion kann den Verbrauch um bis zu 30 % senken.
Die Verringerung des Abfalls korrespondiert mit der Verringerung des Rohstoffverbrauchs. Durch digitales Management des Herstellungsprozesses entstehen weniger fehlerhafte oder verdorbene Produkte. Ein gutes Beispiel kommt aus der Lebensmittelindustrie, wo maschinelles Lernen die bestehenden Prozesse umgestaltet, indem es die Auswahl der Backbedingungen automatisch optimiert und Fehler durch manuelle Einstellungen, z.B. von Gasventilen in Öfen, eliminiert.
Intelligente Finanzierung für nachhaltige Produktion
Immer mehr Hersteller wollen so schnell wie möglich von nachhaltigen Alternativen wirtschaftlich profitieren, Handels- und Wettbewerbsvorteile erlangen und sozial verantwortliche Standards erfüllen. Doch ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele müssen in der Praxis finanzierbar sein. Deshalb besteht ein Konsens, dass Kapital aus dem privaten Sektor nötig ist, um eine umfassende Transformation zur Nachhaltigkeit zu ermöglichen. Um nachhaltiger zu werden, müssen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in neue oder alternative Technologien investieren – z.B. in energieeffizientere Anlagen, Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), additive Fertigung, Materialrecycling, Wassereffizienz oder Öko-Verpackungen. Es besteht daher ein großer Bedarf an Investitionen. Gleichzeitig sind die Unternehmen nach einer Pandemie und angesichts politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit vorsichtig, wenn es darum geht, Kapital in neuer Ausrüstung zu binden. Das führt zu einem Dilemma: Die Hersteller können es sich nicht leisten, ihre Investitionen in eine nachhaltige Produktion aufzuschieben, brauchen aber intelligente Wege, um ihre Investitionszurückhaltung zu überwinden.
Zu diesem Zweck haben Hersteller erkannt, wie wichtig der richtige Finanzierungsmix in Zeiten von Unsicherheit, Volatilität und Krisen ist. In der Industrie mehren sich die Beispiele für den Einsatz von Fremdkapital in Form intelligenter Finanzierungsstrukturen. Die Erfahrungen zeigen, dass so Investitionen in Nachhaltigkeit – und gleichzeitig oft in Digitalisierung – möglich sind, die selbst finanziell nachhaltig sind. Den Weg dorthin ebnen flexible Finanzierungen, die den erwarteten Mehrwert aus den Investitionen berücksichtigen.
Die Cashflow-Bedürfnisse von Herstellern sind höchst unterschiedlich – dennoch bieten die meisten Finanzierungen nur Bedingungen und Strukturen von der Stange. Spezialisierte Finanzierer hingegen sind in der Lage, ihr technisches Wissen über die Fertigungsindustrie zu nutzen, um die Vorteile nachhaltiger Fertigungstechnologien zu verstehen – und dementsprechend individuelle Finanzierungspakete zu entwickeln. Die Vereinbarungen können so strukturiert werden, dass sie die zeitliche Entwicklung der Produktion (inkl. der Einnahmen daraus) und Effizienz berücksichtigen. Ebenso können die Zahlungen auf die erwarteten Ergebnisse abgestimmt oder saisonal variiert werden. So wird der Übergang zu nachhaltigen Plattformen beschleunigt.
Wichtig ist auch, dass intelligente Finanzierungen alle Kosten für den Übergang zu nachhaltigeren Systemen abdecken – Ausrüstung, Software, Wartung und Service, Installation, Tests, Schulungen und, sofern erforderlich, sogar neues Personal. In der Insight-Studie von Siemens werden Erkenntnisse dargelegt, die eindeutig dafür sprechen, dass Investitionen in nachhaltige Produktion erhebliche Produktivitäts-, Kosten- und Wettbewerbsvorteile mit sich bringen. Es spricht zudem alles dafür, dass intelligente, flexible, branchenspezifische Finanzierungstechniken scheinbar gegensätzliche Interessen verbinden können – den Wunsch nach Investitionen in nachhaltige Technologien mit dem Unwillen, in unsicheren Zeiten Kapital zu binden.
Die komplette Studie zum Download: http://hier.pro/la15F