Für viele Mittelständler ist die Umwandlung offener Handelsforderungen in liquide Mittel ein wichtiger Baustein bei der Sicherung der eigenen Existenz. Besser geeignet als das Factoring ist dazu die Verbriefung von Forderungen als verzinsliche Wertpapiere. Die so genannte „Asset-Backed Securitisation“ (ABS) ist nicht nur günstiger sondern auch besser planbar. Allerdings müssen einige Voraussetzungen vorliegen …
Offene Forderungen sind ein Ärgernis, gehören aber für die meisten Unternehmen zum Alltag. Und viele Unternehmen nutzen sie längst als Teil ihrer Finanzierung. Z.B. indem sie diese an ein Factoring-Unternehmen verkaufen und auf diesem Wege ihr Geld sofort bekommen. Das geht heute unkompliziert und schnell.
Ein anderer – langfristig besser planbarerer – Weg ist die Asset-Backed Securitisation (ABS), ein Finanzinstrument, das bisher Großunternehmen vorbehalten war, unter bestimmten Umständen aber auch für den Mittelstand interessant ist. Dabei werden offene Handelsforderungen an eine Zweckgesellschaft verkauft. Diese Gesellschaft refinanziert sich wiederum über die Ausgabe von Wertpapieren (Securities) an professionelle Investoren. Die Wertpapiere sind mit den Forderungen (Assets) besichert (backed). Deshalb verlangen Investoren für diese weniger Zinsen als für ungedeckte Papiere. Zudem entfällt die unsichere Refinanzierung durch Banken wie beim Factoring, wodurch das Modell nicht nur zuverlässiger ist, sondern auch wesentlich kostengünstiger.
Kreditversicherung ist Pflicht
Doch ABS-Prozesse sind aufwendig. Deshalb war das Instrument bisher Großunternehmen mit einem Forderungsvolumen von mindestens 100 Millionen Euro vorbehalten. ABS kann aber auch für den Mittelstand ein hochinteressantes Finanzierungsinstrument und eine sichere Alternative zum Factoring sein. Einige Voraussetzungen müssen dafür erfüllt werden:
- Ein Forderungsvolumen von mindestens 20 Millionen Euro: ABS-Prozesse sind heute zwar mit Hilfe spezieller IT-Tools erheblich effizienter. Allerdings ist das Aufsetzen des Vertrages mit hohen Kosten und einigem Aufwand verbunden. Denn ein ABS-Vertrag ist extrem umfangreich, und eine Vielzahl an Parteien ist beteiligt – von der Bank über die Zweckgesellschaft bis zum Kreditversicherer. Diese Anfangsinvestition lohnt sich nur, wenn ein Forderungsvolumen von mindestens 20 Millionen Euro vorliegt.
- Ein diversifiziertes Forderungsportfolio: Je diversifizierter ein Portfolio ist, desto weniger Limitierungen entstehen beim Einkauf. Denn durch eine starke Streuung sinkt das Risiko für die Bank. Die Diversifizierung bezieht sich u.a. auf die Länder- und Währungszugehörigkeit der Forderungen sowie die Größe der Debitoren.
- Bestehende Kreditversicherung: Die meisten Banken akzeptieren nur Forderungen, die kreditversichert sind. Wichtiger Baustein von ABS-Transaktionen ist daher eine vorhandene Kreditversicherung. Banken ersparen sich dadurch auch ein aufwändiges Kredit-Rating der Debitoren. Auch das ist ein Vorteil gegenüber dem Factoring: Laut MaRisk (Mindestanforderung an das Risikomanagement) sind die Gesellschaften zukünftig verpflichtet, die Bonität der Debitoren selber zu prüfen – ein Aufwand, der den ein oder anderen Anbieter in Schwierigkeiten bringen wird und damit das Factoring-Geschäft gefährdet.
- Die strukturierende Bank: Voraussetzung für eine erfolgreiche ABS-Transaktion ist eine strukturierende Bank, die den Mittelstand kennt und dessen Sprache spricht. Finanzhäuser, die hier nicht zu Hause sind, sind als Partner für einen Mittelständler ungeeignet. Gleichzeitig müssen sie Erfahrungen im Kontakt mit den weiteren beteiligten Parteien mitbringen, vor allem mit den potenziellen Käufern des Papiers – also internationalen Anlegern.
Für die Datenverarbeitung der ABS-Transaktionen braucht der Mittelständler schließlich professionelle Unterstützung. Denn um ein ABS-Portfolio zusammenstellen zu können, müssen täglich alle neuen offenen Posten auf ihre Ankaufswürdigkeit hin überprüft werden. Insbesondere bei Handelsforderungen, die jeden Tag in sehr großer Zahl eingehen, bedeutet das einen enormen Aufwand. Bis zu 50.000 Belege müssen in wenigen Stunden kontrolliert werden. Entscheidend ist es dabei, die Vorgaben der Bank bezüglich der jeweiligen Ankaufskriterien sowie die Vorgaben des Kreditversicherers zu berücksichtigen. Letzterer gibt für jeden Debitor ein bestimmtes an der Bonität ausgerichtetes Limit vor, bis zu dem die Forderungen kreditversichert sind.
Software erleichtert Prozesse
Die Abläufe sind daher nicht nur aufwändig, sondern auch risikobehaftet. Wird ein Fehler gemacht, z.B. ein Limit übersehen, dann springt die Kreditversicherung nicht ein. Mit herkömmlichen Excel-Tabellen oder gar Eigenentwicklungen können solche Geschäfte nicht sicher betrieben werden. Hierfür bedarf es einer hoch spezialisierten Software mit einer von Wirtschaftsprüfern anerkannten Finanzbuchhaltung, wie es etwa bei SAP der Fall ist.
Zu empfehlen ist daher dringend die Zusammenarbeit mit einem speziellen IT-Servicer, wie der fidis GmbH, der über eine solche Software verfügt. Das ist nicht nur sicherer, sondern erspart dem Unternehmen auch jede Menge Arbeit. Der Mittelständler muss letztlich nur noch täglich die aktuellen Forderungen sowie die Debitorenstammdaten über eine Schnittstelle an das System schicken. Konzentrationslimite des Kreditversicherers und weitere Bedingungen, die die Bank vorgibt, werden außerdem in der Software eingestellt.
Schnittstelle zum Kreditversicherer
Der weitere Ablauf erfolgt dann vollautomatisch: Neue offene Posten werden jede Nacht eingespeist, die Daten erfasst sowie hinsichtlich diverser Ankaufskriterien überprüft. Die Software kalkuliert dann eine möglichst optimale Ausschöpfung der maximalen Finanzierungslimite und führt die Buchungen im SAP-Buchhaltungssystem durch. Abschließend werden die Ergebnisse in einem ausführlichen Tagesbericht bereitgestellt. Tausende von Belegen werden auf diese Weise automatisch zur ständigen Aktualisierung des Transaktions-Portfolios überprüft.
Zugang zum Kapitalmarkt
Zusammenfassend lässt sich sagen: ABS ist ein hochinteressantes Finanzierungsinstrument, da es besser planbar ist als z.B. das Factoring. Der Mittelstand erhält zudem durch eine Verbriefung Zugang zu dem ansonsten für ihn versperrten Kapitalmarkt. Vor dem Hintergrund, dass Kapitalmarktprodukte bei der Unternehmensfinanzierung immer wichtiger werden, ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil. (6.500 Zeichen)
Otto Johannsen, Geschäftsführer, Fidis GmbH, Kaarst
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