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Automatisierungstechnik: „Daten problemlos vom Sensor in die Cloud“

Leuze-Electronic-Chef Ulrich Balbach im Interview
„Daten gelangen problemlos vom Sensor in die Cloud“

Bei Industrie 4.0 wie auch IIoT spielen smarte, kommunikative Sensoren eine ganz entscheidende Rolle, weiß Ulrich Balbach. Der Geschäftsführer von Leuze Electronic erläutert aber auch, was es mit dem Smart Sensor Business der „sensor people“ auf sich hat. ❧

Dietmar Kieser❧

Was assoziiert Ihr Unternehmens-Claim „the sensor people“, Herr Balbach?

Der Claim „the sensor people“ drückt unser Selbstverständnis aus. Vor etwa zehn Jahren haben wir begonnen, ins Unternehmen hineinzuhorchen und zu analysieren, wie wir uns sehen, was wir besonders gut können, wofür wir stehen und wie wir uns selbst bezeichnen würden. Da wir langjähriger Experte im Bereich Sensorik sind, führte dies zu dem Firmenzusatz und Claim „the sensor people“. Wichtig war uns, unsere eigenen Mitarbeiter für uns sprechen zu lassen, denn es geht uns nicht darum, schöne Models zu zeigen, sondern Menschen, die authentisch sind und sich mit ihrer Arbeit, unseren Produkten und unserer Unternehmensphilosophie identifizieren. Es sind Menschen, die ihre persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen in ihre tägliche Arbeit und in unser Unternehmen mit einbringen – und das ist bei uns auch ausdrücklich so gewollt, denn wir sind überzeugt davon, dass es auch im B2B die Menschen sind, die Geschäfte miteinander machen, Lösungen suchen und dafür zusammen interagieren.

Wie differenziert sich Ihr Unternehmen im Wettbewerb?

Aufgrund langjähriger Branchenerfahrung kennen wir die Applikationen unserer Kunden in spezifischen Industrien so gut wie kein anderer und entwickeln gemeinsam mit ihnen spezielle Lösungen, selbst für komplexe Anforderungen. Genau dies drücken wir mit der Aussage aus: Smart ist, Erfahrung zu teilen. Darüber hinaus entwickeln wir leicht handhabbare Produkte, was auf neudeutsch mit Product Usability umschrieben wird. Jedes Produkt beinhaltet mehrere Merkmale, die unmittelbar in diese einfache Bedienbarkeit einzahlen. Jedes neue Produkt soll einfacher zu bedienen sein als sein Vorgänger und vergleichbare Produkte am Markt. Diesen Anspruch resümieren wir unter: Smart, ist einfach zu denken.

Ebenso wichtig ist uns, den Kunden immer in das Zentrum all unserer Aktivitäten zu stellen, ihn weltweit serviceorientiert zu bedienen und mit ihm persönlich sprechen, 24/7 und natürlich, ihm auch eine zuverlässige Lieferfähigkeit zu bieten. Mit 22 eigenen Standorten und über 42 Vertriebspartner weltweit, sind wir unseren Kunden nah. Das verstehen wir unter: Smart ist, Nähe zu bieten. Und smart ist für uns auch, Zukunft, zu gestalten. Zusammen mit internationalen strategischen Partnern arbeiten wir für unsere Kunden an den Technologien von morgen, um Daten und Informationen global verfügbar zu machen. Das in Summe verstehen wir unter Smart Sensor Business – kein Werbeslogan, sondern gelebtes Kundenversprechen von über 1000 Sensor People weltweit.

Wo legen Sie die Messlatte bei Produktentwicklungen und Serviceangeboten an?

Für eine Produktentwicklung gibt es verschiedene Treiber: den Kunden selbst sowie unser eigenes Interesse und Gespür, unsere Antennen bei der Entwicklung darauf auszurichten, was ein Kunde morgen, übermorgen oder in einigen Jahren benötigen könnte. Letztendlich gilt für uns der Grundsatz, dass Technik dem Menschen dienen muss. Komplexe und technisch anspruchsvolle Produkte sollen von unseren Kunden möglichst einfach und intuitiv bedient werden können. Das ist sowohl Anspruch wie Entwicklungsmaxime. So zum Beispiel bei den neuen Geräten unserer Baureihe 25: Heute verfügen die Geräte über einen Teachknopf, mit dem sich die Schaltschwelle per Knopfdruck einstellen lässt – ganz ohne Werkzeug. Das macht nicht nur das Einrichten schneller, sondern auch sicherer. Ein weiteres Beispiel ist unser neuer Codeleser DCR 200i, den man in nur drei Minuten in Betrieb nehmen kann – seine Parametrierung erfolgt ganz einfach über nur zwei Bedientasten.

Befindet sich Ihr Unternehmen selbst in diesem Transformationsprozess?

Natürlich spielt die Digitalisierung in unseren eigenen Fertigungsstrukturen ebenso eine Rolle wie bei unseren Kunden. Obwohl wir hier heute schon fortschrittlich sind, wird es weiter evolutionär vorangehen. In puncto Industrie 4.0/IIot sind wir Pionier und Technologietreiber und entwickeln mit internationalen strategischen Partnern zukunftsfähige Konzepte und gestalten die Standards von morgen. Beispielsweise kooperieren wir hier eng mit Microsoft und der OPC Foundation. So bereiten wir unsere Produkte optimal auf Industrie 4.0/IIoT vor. Bereits heute können unsere Sensoren ihre Daten über OPC UA in alle Ebenen der Automatisierungspyramide übertragen oder Informationen auf Wunsch direkt in die Cloud senden – zum Beispiel unsere Barcodeleser BCL 300i.

Gibt es eigentlich den Sensor 4.0?

Sensoren sind die Basis für Datenaustausch und Grundlage für Industrie 4.0/IIoT. Wir sprechen weniger von dem Sensor 4.0, eher von Webserver-basierten Systemen, die an einer Kommunikation dieser Art teilnehmen. Beispielsweise ist es Aufgabe wie Herausforderung gleichermaßen, einen Sensor, der über eine IO-Schnittstelle binär ein Bit transportiert, I 4.0-fähig zu machen. Integrierte Schnittstellen wie IO-Link, Profinet, Ethernet-IP und EtherCAT treiben die Vernetzung der Sensoren voran, machen umfassende Maschinendaten zugänglich und über die Cloud-Integration global verfügbar. Hierfür arbeiten wir aktiv mit in Gremien, die die künftigen Standards definieren.

Gibt es bereits Anforderungen von Kunden, die das verlangen?

Das fängt langsam an…. Aber kein Kunde würde uns momentan von sich aus danach fragen, ob ein Produkt Webserver-basiert arbeitet. Wobei das, technologisch betrachtet, die richtige Frage wäre. Wir haben nicht auf Industrie 4.0 gewartet, um diese Technologie aus der Schublade zu holen. Vielmehr entwickeln wir unsere Produkte und Technologien seit vielen Jahren in diese Richtung, arbeiten mit strategischen Partnern an zukunftsfähigen Konzepten und gestalten die Standards von morgen aktiv mit. Diese langjährige Erfahrung und technologische Kompetenz hat unsere Produkte geradezu reif für Industrie 4.0/IIoT gemacht.

Leuze Electronic geht mit Azure von Microsoft den Weg in die Cloud. Was erwarten Sie sich davon?

Wir haben den Weg aufgezeigt, wie Daten aus dem Sensor über den Kommunikationsstandard OPC UA über alle Systemgrenzen hinweg direkt in die Azure-Cloud gelangen. Das läuft problemlos. Hierfür suchen wir jetzt konkrete Praxisbeispiele, um sie mit Kunden zu diskutieren. Über Stückzahlen zu sprechen, ist hier heute noch zu früh. Wir kennen das vom Thema IO-Link, das seiner Zeit weit voraus war. Es hat rund neun Jahre gedauert bis die ersten Kunden danach gefragt haben. Wir sind hierzu konkret mit unseren Kunden im persönlichen Dialog und diskutieren unter anderem bei Veranstaltungen wie unserer Praxiswerkstatt Industrie 4.0 ihre Fragestellungen und greifen diese auf.

Ist es so vorteilhaft, die Daten direkt vom Sensor in die Cloud zu übertragen?

Aus unserer Sicht ja, da sich so die teuren I/Os einer Steuerung umgehen lassen. Für nicht echtzeitfähige Daten macht dieser Weg Sinn. Zudem bedeutet Cloud ja nicht, dass alles gleich im Internet verfügbar ist. Die Azure Cloud ist gut geschützt. Das war für uns ein Grund, auf die OPC UA-Architektur zu gehen. Dieser Standard für den Datenaustausch bietet bis hin zur Kryptologie alle fein abgestuften Möglichkeiten der Verschlüsselung und der sicheren Kommunikation.

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