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Der Komponentenanbieter Phoenix Contact will künftig Produktvarianten in Losgröße 1 anbieten. Für die individuellen Geräte sind neue Bestellprozesse erforderlich.
In der Industrie nimmt der Wunsch nach individuellen Produkten kontinuierlich zu. Allerdings sind Anwender selten bereit, für einen solchen Artikel einen höheren Preis zu zahlen. Damit Produkte in Losgröße 1 zu wettbewerbsfähigen Preisen hergestellt und über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg flexibel an geänderte Rahmenbedingungen adaptiert werden können, bedarf es neuer Auswahl- und Bestellkonzepte. Gleiches gilt für die Produktionsprozesse, die eine anwenderspezifische Fertigung des Artikels ermöglichen müssen.
Das Beispiel der Stromversorgung Quint Power des Komponentenherstellers Phoenix Contact zeigt die Vorteile eines Geräts, das einerseits vorkonfiguriert in Losgröße 1 bestellt werden kann und andererseits über den gesamten Lebenszyklus anpassbar ist. Fertigungslinien für derartige Netzteile sind in der Regel auf Masse ausgelegt. Aus den häufigsten Kundenanforderungen resultieren hier die Komponenten, die als Katalogware zur Verfügung stehen. Nur so ist eine kosteneffiziente Herstellung mit einem großen Automationsanteil in Hochlohnländern möglich. Im Bereich der Stromversorgungen werden beispielsweise meist 12-, 24- oder 48-V-Netzteile mit Leistungen bis 960 W geordert.
Doch nicht in jedem Fall passt die Ausgangsspannung optimal zur Applikation des Anwenders. So wird sie bei langen Leitungswegen aufgrund von Spannungsabfällen zum Beispiel vom Anwender direkt am Gerät manuell auf einen Wert von 27 V erhöht. Als zeitsparender für den Kunden erweist es sich jedoch, wenn das Netzteil direkt mit der passenden Ausgangsspannung angeliefert wird. Ein individuell adaptierbarer Wert macht auch beim Ausgangsverhalten oder der Signalisierung Sinn, sofern der Anwender das 24-V-Versorgungskonzept speziell für seine Applikation optimieren möchte.
Individualisieren über Konfiguratoren
Das Gerät muss daher meist vom Nutzer auf die jeweilige Applikation eingestellt und justiert werden. Das stellt sich als zeitintensiv dar und wird von Kunden oft nicht akzeptiert. Deshalb bietet das Blomberger Unternehmen immer mehr Konfiguratoren an, mit denen der Anwender schon im Bestellprozess individuell passende Geräteeinstellungen vornimmt. Die ausgewählten Funktionen des Standard-Netzteils werden über eine NFC-Schnittstelle individuell im Werk festgelegt. Um die anwenderspezifische Stromversorgung produzieren, ausliefern und für eine eventuelle Nachbestellung vorhalten zu können, vergibt das System eine eindeutig zugeordnete Nummer. Mit dieser Kombination aus Artikelnummer und Text-String lässt sich das individualisierte Gerät jederzeit im Onlineshop aufrufen. Die Information ist ebenfalls im NFC-Chip und QR-Code des Netzteils hinterlegt. So kann der Anwender das vorkonfigurierte Gerät ohne Unterlagen nachbestellen.
Bei veränderten Rahmenbedingungen erweisen sich die individuell eingestellten Werte der Stromversorgung oft als nicht mehr optimal, das Gerät muss daher während des Produktlebenszyklus an neue Anforderungen angepasst werden können. Dies ist ein Grund, weshalb die Quint-Netzteile mit einer NFC-Schnittstelle ausgerüstet sind. Die neuen Werte können einfach über eine App oder am Rechner definiert und via NFC an das Gerät übertragen werden. Dieselbe Technik setzt der Hersteller auch bei seinen Trennverstärkern ein. Hier lassen sich die Ein- und Ausgänge oder Signale der Mini-Analog-Pro-Geräte über die NFC-Schnittstelle direkt im Schaltschrank konfigurieren.
So wird es für den Anwender einfacher, passende Produkte zu finden. Außerdem sinken auch die Lagerkosten. Beispielsweise kann ein Maschinenbauer das 24-V-Netzteil einlagern und den Schwellwert der Signalisierung je nach Wunsch seines Kunden ändern. Oder ein Signalausgang wird von digital auf analog umgestellt, um die Auslastung des an einem entfernten Standort befindlichen Moduls über den analogen Eingang der Steuerung zu überwachen. In Summe stehen für die Quint-Stromversorgung mehr als 40 Parameter zur Verfügung, die sich individualisieren lassen.
Das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 zeigt somit entsprechende Lösungsansätze für eine Fertigung in Losgröße 1 auf. Dafür ist eine umfassende Digitalisierung der kompletten Wertschöpfungskette Voraussetzung. Das heißt, dass Unternehmen sowohl den Datenaustausch als auch die kommunizierten Inhalte auf Basis von Standards und Leitlinien so offen gestalten müssen, dass sie veränderte Anforderungen und neue Geschäftsmodelle abdecken können.
Anja Moldehn, Marketing Communications, Phoenix Contact, Bad Pyrmont
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