Im Maschinenbau werden offenbar die Zeichen der Zeit noch nicht richtig erkannt, denn bei den Investitionen in die Digitalisierung ist er im Vergleich mit den anderen wichtigen Wirtschaftsbereichen nur Mittelmaß. Etwas besser sieht es beim Erfolg der bisher durchgeführten Digitalisierungsprojekte aus. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung des ECM-Herstellers d.velop AG zum aktuellen Status der Digitalisierung in den zehn wichtigsten Branchen.
Der Studie zufolge scheint der digitale Wandel im Maschinenbau nur langsam voranzukommen. Dies lässt sich an der Investitionsquote für die digitale Transformation ablesen: Nur wenig mehr als ein Drittel der Budgets ist in der Unternehmensorganisation und Produktion aktuell für Projekte mit digitaler Ausrichtung vorgesehen. Dies entspricht zwar etwa dem Durchschnitt aller untersuchten Branchen, gegenüber der Automobilindustrie als Spitzenreiter im Branchen-Ranking macht der Unterschied im Investitionsengagement jedoch über sieben Prozent aus.
Auch bei der Erfolgsbewertung der schon realisierten Digitalisierungsprojekte bewegen sich die Maschinenbauunternehmen im Mittelfeld der untersuchten Branchen. So wurde auf der Skala von 1 bis 10 nur ein Zufriedenheitswert von 6,05 erreicht. „Dies stellt letztlich kein Ruhmesblatt dar, sondern weist auf erhebliche Defizite in der Projektrealisierung hin“, urteilt d.velop-Vorstand Mario Dönnebrink.
Tatsächlich hat die Erhebung unter 207 Maschinenbaufirmen ein zentrales Problem zutage gefördert, das maßgeblich die Erfolgsperspektiven von Digitalisierungsprojekten bestimmt: die unzureichenden digitalen Kompetenzen. Sie sind größer als im Durchschnitt der anderen Wirtschaftssektoren, denn über 40 Prozent der befragten Business Manager sehen hier nennenswerte Defizite. Die Schwächen bestehen unter anderem in unzureichenden Anforderungsdefinitionen, weil keine klare Kenntnis von den digitalen Lösungsmöglichkeiten besteht. Aber auch Mängel in der methodischen Umsetzung der Projektziele sowie der Kosten- und Zeitplanungen nennen über ein Drittel der befragten Betriebe als Ursachen, warum mitunter keine ausreichend befriedigenden Ergebnisse erreicht wurden.
„Unternehmen sollten neue Wege gehen und Netzwerke für einen Wissenstransfer aufbauen“, empfiehlt Dönnebrink angesichts dieser Ergebnisse. Das notwendige digitale Wissen und Denken sei intern allein nicht schnell genug aufzubauen, weitere Verzögerungen könnten jedoch empfindliche Nachteile für die Wettbewerbsfähigkeit erzeugen. Die offene Kommunikation unter den Unternehmen im amerikanischen Silicon Valley mache es vor: „Ein Öko-System mit digitalen Vordenkern, Geschäftspartnern, Kunden und anderen Kompetenzträgern kann bewirken, dass vielfältige Inspirationen bei allen Beteiligten entstehen, die gegenseitig voneinander profitieren. Der wesentliche Effekt besteht darin, dass die Unternehmen ihren digitalen Lernprozess deutlich verkürzen können.“
Allerdings hat die Branche auch noch in anderer Hinsicht einen deutlichen Handlungsbedarf. Denn in jedem dritten Fall wurde es noch nicht geschafft, die oberen Hierarchieebenen bei den Digitalisierungsmaßnahmen der Fachbereiche ausreichend mit ins Boot zu holen.