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Kunststoffspezialist über das Metaverse

Interview
Willkommen im Metaverse

Willkommen im Metaverse
Mit der Virtual-Reality-Brille in andere Welten eintauchen: Marco Thull mit VR-Brille. Bild: Igus
Um das kollaborative Arbeiten an Maschinen, Anlagen und Fahrzeugen in virtuellen Welten zu ermöglichen und dabei zu helfen Konstruktionen nachhaltiger, kostensparender und zeiteffizienter zu machen, hat Igus das „Iguverse“ geschaffen. Wie die neue digitale Welt das Engineering auf das nächste Level heben soll, erklärt Marco Thull im Interview.

» Hagen Wagner, Redakteur Industrieanzeiger

Es wird viel darüber geredet, aber was es ist und wofür es gut sein soll, scheint noch irgendwie unklar zu sein. Herr Thull, was ist das Metaverse?

Für mich ist es eine virtuelle, miteinander verbundene Welt, die sowohl von Menschen als auch von künstlicher Intelligenz bevölkert werden kann. Es ermöglicht Benutzern, in digitalen Umgebungen zu interagieren, zu kommunizieren und Geschäfte abzuwickeln. Das Metaverse kann als eine Fusion aus sozialen Medien, Online-Spielen und erweiterter Realität betrachtet werden, die ein immersives, umfassendes digitales Erlebnis bietet. Es ist der Beginn der dritten Welle des Internets, das Internet of Everything oder wie AOL-Gründer Steve Case sinngemäß sagte: „Die dritte Welle des Internet Booms sind echte Lösungen.“

Igus gehört hierzulande zu den „Early Adoptern“ unter den Industrieunternehmen, die erste Schritte ins Metaverse wagen. Was verspricht sich Igus vom „Industrial Metaverse“?

Wir sind stets auf der Suche nach innovativen Ideen, um Kunden dabei zu unterstützen, ihre Technik zu verbessern und Kosten zu senken. Vor allem mit dem Start unseres virtuell-realen Messestandes, während der Corona-Pandemie haben wir festgestellt, dass der digitale Raum als Medium enormes Potenzial bietet. Dazu kommt die technische Neugierde. Für viele ist das Metaverse noch Neuland. Auch wir wollen dazu lernen und diesen Weg gemeinsam mit unseren Kunden gehen. Ein digitales Paralleluniversum bietet ganz neue Möglichkeiten für den Vertrieb und das Engineering der Zukunft. Zukünftig sollen ganze Engineering-Projekte im Iguverse durchgeführt werden. Schneller und reibungsloser, als es in der physischen Welt allein möglich ist. Projekte werden so vom ersten Tag an anschaulicher und greifbarer. Gleichzeitig spielt die Distanz keine Rolle mehr.

Welchen Nutzen wird es Kunden bieten?

Ein wesentlicher Vorteil liegt in der ortsunabhängigen kollaborativen Zusammenarbeit. Gerade in der Prototypenentwicklung spielt das Iguversum seine Stärken aus. Zum Beispiel bei der Entwicklung von Sonderbauteilen steht oft Kommunikations-Ping-Pong auf dem Programm. Es werden Konstruktionszeichnungen per E-Mail ausgetauscht und zahlreiche Telefante geführt. Mit dem Iguversum geht das künftig deutlich schneller. Vertriebsmitarbeiter und Kunden treffen sich als Avatare im digitalen Raum, um gemeinsam ein 3D-Modell des Bauteils zu entwickeln. Dabei sind Indikatoren wie Werkzeugkosten und Lieferzeit immer in Echtzeit sichtbar. Am Ende ist die Entwicklung nicht nur schneller, sondern auch kostengünstiger. Denn die „Hardware“ wird erst einmal nicht benötigt und kann im Iguversum optimiert werden. Da für die Zusammenarbeit keine physische Präsenz erforderlich ist, spart man zudem Reisezeit und -kosten. Auch in puncto Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor, da so CO2-Emissionen vermieden werden. Das Iguverse ist eine Kollaborationswelt und digitales Werkzeug zugleich. So können zum Beispiel Mitarbeiter aus der Ferne ohne Verletzungsgefahr Maschinen bedienen oder Servicetechnikern in der virtuellen Realität bei einer Reparatur über die Schulter schauen. Unternehmen bietet sich so die Möglichkeit, ihre Arbeitsumgebung sicherer und attraktiver zu gestalten. Das führt zu einer höheren Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter und ist auch ein Pluspunkt bei der Gewinnung von neuen Fachkräften. In einer weiteren Stufe möchten wir das Iguversum um eine B2B-Plattform für andere Hersteller erweitern. Sie können dann ebenfalls Maschinen und Anlagen im virtuellen Raum präsentieren, sofern sie Bauteile von igus verwenden.

Auf der Messe „IAA Mobility 2022“ in Hannover konnten die Besucher am Igus-Stand Virtual-Reality-Brillen testen und schon einen kleinen Vorgeschmack erhaschen. Wie hat sich das „Iguverse“ seitdem weiterentwickelt?

Im Iguversum entstehen Branchen- und Maschinenwelten, wo Kunden alleine oder zusammen mit Igus-Mitarbeitern Maschinen und Anlagen besichtigen können und wo unsere Motion Plastics an virtuellen Maschinen entdeckt, angefasst und erklärt werden können. Hier entstehen auch sogenannte Labs, wo wir Kunden ermöglichen, ihre Maschine in der virtuellen Welt auszustellen und gemeinsam mit uns oder ihren Dienstleistern weiterzuentwickeln. Wichtig bei all diesen Entwicklungen ist, dass wir uns in einem kollaborativen Raum bewegen, um eben gemeinsam das virtuelle Engineering zu erleben. Wir integrieren auch einen virtuellen Zwilling der Igus-Fabrik, wo man etwas Markenluft schnuppern kann. Im Fokus steht für uns aber der direkte Kundennutzen und dies sind Maschinen, Anwendungen und Produkte. Deshalb werden wir zum Beispiel auch das Thema VR und unsere Low Cost Robotik kombinieren, da es wunderbar zusammenpasst. Erste Ideen haben wir auf der Hannover Messe 2023 vorgestellt, etwa wie eine Steuerung unseres Rebel Cobots mit herkömmlichen Meta Quest Brillen funktionieren kann.

Welche Auswirkungen wird es nach erfolgreicher Implementierung am Markt auf Vertrieb, Engineering und Service haben?

Im Vertrieb ermöglicht es digitale Marktplätze und Showrooms für Produkte sowie personalisierte Kundenerlebnisse. Im Engineering fördert es Zusammenarbeit und Effizienz bei der Produktentwicklung durch virtuelle Umgebungen. Gleichzeitig verbessert es den Kundenservice mit virtuellen Assistenten und ermöglicht effektive Schulungen in virtuellen Umgebungen.

Wegen der Entwicklung des Metaverse verzeichnete der Facebook-Mutterkonzern Meta allein im Jahr 2022 Verluste in Höhe von 13,7 Mrd. Euro, die Meta-Aktie hat über 70 % verloren und knapp 13 % aller Mitarbeiter mussten entlassen werden. Wieso hat Igus so viel Vertrauen in das Metaverse?

Wir sind davon überzeugt, dass das Metaverse das Potenzial hat, die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Kunden zu revolutionieren. Die ersten Erfahrungen und Feedbacks waren sehr positiv. Das hat uns gezeigt, wir sind hier auf dem richtigen Weg. Das Iguversum kann Unternehmen bei allen technischen Entwicklungen unterstützen. Das Zusammenspiel aus günstiger Hardware, Software und Extended Reality in Verbindung mit künstlicher Intelligenz wird es Kunden ermöglichen, ihre Maschinen und Anlagen permanent zu verbessern und schnell an die Bedürfnisse ihrer Kunden anzupassen – ein enormer Wettbewerbsvorteil. Wir sind zuversichtlich, dass wir angesichts der Industrie 4.0 mit dem Iguverse einen echten Mehrwert für unsere Kunden schaffen können und die virtuelle Welt das Zeug dazu hat, weitere Bereiche wie den digitalen Verkauf als moderner und kundennaher Kanal zu erobern.

Ein Blick in die Zukunft: Was kommt bei Igus nach dem „Iguverse“? Gibt es spezielle Strategien für den digitalen Raum?

Es passiert gerade so viel. Auch wir setzen jetzt schon auf die aktuellen Technologien wie ChatGPT und integrieren diese Technologien in neue Werkzeuge, wie etwa unsere revolutionäre KI-Produktsuche igusGo. Sie ermöglicht das Optimierungspotential von tausenden Maschinen in wenigen Sekunden aufzudecken.

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