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„Maschinen werden künftig schneller ausgetauscht“

Deutsche-Leasing-Manager Klaus Möllhoff erwartet Verschiebung durch neue Bilanzierungsrichtlinien
„Maschinen werden künftig schneller ausgetauscht“

Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten tendieren die Unternehmen zum Leasing ihres Maschinenparks, um kein Kapital zu binden. Dabei geht der Trend laut Klaus Möllhoff, Gesamtvertriebsleiter Region Nord bei der Deutsche Leasing AG, weg von der Kaufoption.

Wie wirkt sich die Wirtschaftskrise auf Ihr Geschäft des Maschinen-Leasings aus?

In Krisenzeiten rückt für den Maschinenbau in der Regel die traditionelle Finanzierung, also über die Banken, stärker in den Fokus. Doch hat sich die Bankenlandschaft in der jetzigen Krise grundlegend geändert. Es fehlt ihnen das Vertrauen, Geld herauszulegen – sowohl untereinander als auch zum Kunden. Das führt zu einer Kapitalverknappung. Da stehen wir als Leasing-Gesellschaft anders da, da wir das Objekt als Wertsicherungsgut betrachten. Daher können wir die Risiken anders abfedern. So betreiben wir ein striktes Asset Management, anhand dessen wir einschätzen können, was die einzelnen Güter im Laufe ihres Lebenszyklusses wert sind.
Heißt das, Leasing wird einen Aufschwung erleben?
Ja, definitiv. Aus Krisenzeiten ist die Leasingbranche immer gestärkt hervorgegangen – und das könnte auch jetzt der Fall sein. Denn die Unternehmen im Maschinenbau müssen und werden auch weiterhin investieren – nicht so sehr mit dem Schwerpunkt Rationalisierung oder Erweiterung. Ersatzinvestitionen werden jedoch weiterhin getätigt.
Kommen die Kunden also verstärkt auf Sie zu, da sie von Ihren Hausbanken keine Kredite mehr erhalten?
Nein, wer bislang noch keine Güter geleast hat, kommt auch jetzt nicht automatisch zu uns. Doch wann immer wir die Kunden ansprechen, stellen wir großes Interesse fest. Denn Leasing hat einfach den Vorteil, dass es den Unternehmen Liquidität bewahrt und gleichzeitig die Bilanzrelationen verbessert.
Dennoch haben sich die Konditionen für Leasing in den vergangenen Monaten verteuert. Um wie viel Prozentpunkte?
Die Refinanzierungskosten, hier insbesondere die Liquiditätskosten, sind erheblich gestiegen. Denn im Finanzumfeld fehlt es an Sicherheit. Und Sicherheit bestimmt den Markt und den Preis. Daher mussten auch die Leasing-Konditionen dem Markt angepasst werden.
Wie unterscheiden sich die Verträge für das Maschinen-Leasing von denen des Volumenleasings etwa bei Autos?
Im Fahrzeuggeschäft verleasen wir ganze Flotten und kennen die Produkte der verschiedenen Hersteller genau, so dass wir den Restwert am Ende der Leasingzeit gut bestimmen können. Das ist im Maschinenleasing etwas komplexer. Die Verträge sind viel stärker auf die einzelnen Objekte abgestellt, die größtenteils sehr spezifiziert sind. Die Werkzeugmaschine an sich gibt es ja kaum, was sich demzufolge auf die Restwertkalkulation auswirkt. Spezifika jenseits des Standards lassen sich zum Vertragsende kaum mehr verwerten, da jeder Kunde seinerseits eigene Anforderungen an die Maschine stellt.
Daher sind Sie wohl eher daran interessiert, dass der Kunde die Maschine nach Ablauf des Leasingvertrags behält. Tendiert der Kunde auch dazu?
Der Kunde entscheidet sich ja für Leasing aus verschiedenen Überlegungen heraus: Er will das Objekt nicht in sein Anlagevermögen nehmen, er nutzt steuerliche Möglichkeiten, er schont seine Banklinien und so weiter. Dennoch hat der deutsche Maschinenbauer typischerweise gerne Eigentum. Daher läuft ein Maschinen-Leasingvertrag häufig über 80 bis 90 % der betrieblichen Nutzungsdauer. So deckt der Kunde den größten Teil des Anschaffungsvolumens über Leasing ab, so dass am Ende der Vertragslaufzeit relativ kleine Werte zu Buche stehen. Diesen Betrag kann er meist ohne Kredit aufbringen, um so die Maschine in sein Anlagevermögen zu übernehmen und anschließend so lange zu nutzen, wie er sie wirtschaftlich einsetzen kann.
Wie hoch ist der Anteil der Kunden, die das Objekt nachher kaufen?
Er liegt seit Jahren konstant bei über 50 %. Doch wird sich dieser Prozentsatz in den kommenden Jahren deutlich verringern – getrieben durch den Trend zu einer international einheitlichen Steuergesetzgebung.
Warum?
Die International Financial Reporting Standards (IFRS) etwa orientieren sich an den angelsächsischen Gepflogenheiten. Dort sind Operate-Leasing-Verträge, also solche, die während der Vertragslaufzeit zu keiner Vollamortisation führen und keine Kaufoption vorsehen, der Standard. Aus diesem Grund ergibt sich für international tätige deutsche Unternehmen schon jetzt verstärkt die Notwendigkeit solcher Verträge. Und der Trend wird sich fortsetzen – auch bei nationalen mittelständischen Unternehmen.
Bedeutet dies, dass der Mittelstand künftig in schnelleren Zyklen seine Maschinen ersetzen wird?
Ja, die Objekte werden schneller ausgetauscht, da sie nicht im Unternehmen verbleiben sollen und somit einer schnelleren Weiterverwertung zugeführt werden.
Sind die Konditionen für Operate-Leasing-Verträge andere?
Ja! Wenn der Kunde die Maschine am Ende übernimmt, ist es nicht ausschlaggebend, ob die Maschine 30 000 oder 40 000 Arbeitsstunden aufweist. Beim Operate-Leasing-Vertrag suchen wir gegebenenfalls schon heute einen Käufer für diese Maschine, die dieser erst nach Ablauf der Leasing-Vertragslaufzeit erhalten wird. Der Kaufpreis wird heute fixiert. Das bedeutet, dass wir die Anlage hinsichtlich der Nutzung genauestens determinieren müssen, denn Maschinenstunden und Erhaltungszustand bestimmen den Wert bei Vertragsende.
Wie viel Beratung wollen Kunden, die Maschinen leasen?
Wenn ein Unternehmen IT-Equipment leasen will, ist in der Regel der IT-Leiter involviert, beim Flotten-Leasing der Fuhrparkleiter. Sie interessieren sich vor allem für die technischen Gegebenheiten in Verbindung mit den Möglichkeiten des Leasing-Vertrags. Beim Maschinen-Leasing hingegen geht es vornehmlich um Kerninvestitionen eines Unternehmens. Hier sind der Finanzchef oder die Geschäftsleitung unsere Gesprächspartner. Und diese Zielgruppe will mit uns über ihr betriebswirtschaftliches Szenario sprechen.
Sabine Koll Journalistin in Böblingen

Marktchancen
Leasing hat sich zu einer festen Investitionsalternative für den Mittelstand entwickelt: Nach einer Untersuchung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung liegt der Anteil von Leasing an den außenfinanzierten Investitionen derzeit bei rund 54 %. Mittelständische Unternehmen ermöglicht die Investitionsalternative auch in der derzeitigen Krise, ihre geplanten Investitionen etwa in Produktionsmaschinen, IT-Ausrüstung oderFahrzeuge zu realisieren, um so sofort auf Marktchancen reagieren zu können.

Maschinenbauer vermarkten Vertriebsleasing als Serviceleistung noch zu wenig
Intelligente Zusatzdienstleistungen spielen für Investitionsgüterhersteller eine zunehmend wichtige Rolle. Dazu gehört auch ein professionelles Vertriebsleasing. Dabei bietet der Hersteller seinen Kunden gemeinsam mit Leasingunternehmen die Serviceleistung Leasing an. „Nur wenige Mittelständler können oder wollen eine internationale Finanzierungskompetenz aufbauen“, erklärt Eckhard Creutzburg, Geschäftsführer der Deutschen Leasing International. Er nennt die Vorteile einer solchen Kooperation für den Hersteller: „Er reduziert das Finanzrisiko, da der Käufer die ihm bekannte Leasing-Gesellschaft und nicht der Kunde im Auslandsmarkt ist. Andererseits spart er die Kosten des Aufbaus und Betriebs einer Finanzierungssparte, realisiert den Verkaufsumsatz sofort und benötigt keine zusätzliche Liquidität zur Refinanzierung der Absatzfinanzierung.“ Darüber hinaus könne der Hersteller schon in einem frühen Stadium seiner Verkaufsverhandlungen seinen Finanzierungspartner mit einbinden, um seinem Kunden ein ganzheitliches Angebot zu offerieren.
Eine Umfrage von Frontiers Management Consulting, Frankfurt/M., unter 328 Investitionsgüterherstellern zeigt allerdings, dass der Markt für Vertriebsleasing noch bei weitem nicht reif ist: Nur ein Drittel der Hersteller bietet seinen Kunden eine solche Möglichkeit. 29 % organisieren dies selbst, die Mehrheit setzt indes auf die Zusammenarbeit mit Leasinggesellschaften. Im Schnitt werden dabei drei Kooperationen eingegangen. Ein großes Manko: Nur 43 % vermarkten die Leasingangebote aktiv. Gewünscht seien zudem Leasinggesellschaften, die sich als kundenorientierte Problemlöser aufstellen.
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