Wie Jérôme Frantz, Präsident des französischen Verbands der Maschinen- und Anlagenbauer FIM – Fédération des Industries Mécaniques, den letztjährigen Auftritt Frankreichs als Partnerland bewertet.
2011 war Frankreich Partnerland der Hannover Messe und präsentierte sich im Zeichen der Innovation. Welches Fazit ziehen Sie daraus?
Im Vorjahr nahmen 164 französische Aussteller an der Hannover Messe teil, im Vergleich zu rund 60 Ausstellern in diesem Jahr. Frankreich war vor allem mit Institutionen wie Kompetenzzentren und technischen Zentren stark vertreten. So konnten wir Bedeutung und Dynamik des Themas Innovation in unserem Land unter Beweis stellen. Ich möchte noch hinzufügen, dass der französische Premierminister sowie zwei weitere Minister nach Deutschland gekommen sind. Wir selbst haben Mühe, sie zur Teilnahme an unseren französischen Messen zu bewegen. Der Besuch in Hannover hat sicherlich dazu beigetragen, dass sich unsere Politiker wieder darüber bewusst geworden sind, dass Frankreich nach wie vor ein Industrieland ist.
Was wurde nach der Messe weiterführend unternommen?
Die Hannover Messe 2011 hat entscheidend dazu beigetragen, dass neue Kontakte zwischen unseren Carnot-Instituten und den deutschen Fraunhofer-Instituten geknüpft beziehungsweise bestehende Beziehungen intensiviert wurden. Forscher und Professoren beider Länder haben sich kennen gelernt, einen sehr interessanten Austausch gehabt und bekunden großes Interesse an einer Zusammenarbeit. Wir können in Bezug auf unsere Arbeitsweisen und unsere Auffassung von Forschung alle voneinander lernen.
Deutsche Hersteller verkaufen doppelt so viele Maschinen nach Frankreich als umgekehrt. Wie schätzen Sie die Chancen französischer Unternehmen ein, daran etwas in positivem Sinne zu ändern?
Ich glaube, dass wir einen strategischen Fehler begangen haben, indem wir die Werkzeugmaschinenindustrie in unserem Land hintenan gestellt haben, denn sie ist die „Wiege“ der Industrie. Alle großen Industrienationen, die im Maschinenbau führend sind, wie Deutschland, Italien, die Vereinigten Staaten und Japan, stellen Werkzeugmaschinen her. Dennoch gibt es in Frankreich auch heute noch ein breit gefächertes Know-how sowie ein Netzwerk aus kleinen und mittleren Unternehmen, die für deutsche und italienische Hersteller arbeiten. Man darf also nicht vergessen, dass zahlreiche Unterbaugruppen, die in deutsche Maschinen eingebaut werden, in Frankreich produziert worden sind.
Welches Ziel verfolgt Ihr Verband vor diesem Hintergrund?
Ein Ziel des FIM ist es, die Werkzeugmaschinenindustrie in Frankreich wieder zum Leben zu erwecken. Meiner Meinung nach haben wir insbesondere im Bereich Mechatronik viele Trümpfe vorzuweisen.
Weiterhin blickt der französische Maschinenbau auf eine ähnliche Tradition wie der deutsche zurück. Trotz der „Strukturbremsen“, die es in Frankreich gibt, verfügen wir über hochqualifizierte, kreative und ausgesprochen produktive Arbeitskräfte, die gute Arbeit zu ihren wesentlichen Werten zählen. Das sind alles Pluspunkte, die uns zum Kreis der innovativsten Industrieunternehmen zählen und qualitativ hochwertige Produkte herstellen lassen.
Dietmar Kieser dietmar.kieser@konradin.de
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