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Aerzen dreht an der Effizienzschraube

Neue Produkte zum 150 jährigen Firmenjubiläum
Aerzen dreht an der Effizienzschraube

Druckluft I Der Verdichter- und Gebläsehersteller Aerzen hat sein Produktportfolio weiter auf Energieeffizienz getrimmt. Die Vision der Ostwestfalen: 2022 wollen sie weltweit in allen Produktbereichen zu den Top-3-Anwendungsspezialisten in der Förderung und Verdichtung von Gasen sein. §

Autor: Sabine Koll

Aufbruchstimmung bei Maschinenbauer Aerzen: Am Hauptsitz in Aerzen ist gerade der zweite Bauabschnitt ein neuen Verwaltungsgebäudes fertig geworden; insgesamt 9,65 Mio. Euro hat das Unternehmen investiert. Und gleich nebenan entsteht derzeit für 8,4 Mio. Euro ein neues Logistikzentrum mit einer Lagerfläche von 6500 m2 . Das zeigt: Die Geschäfte mit Kompressor- und Vakuumtechnik laufen gut. Der Gruppenumsatz lag 2013 bei rund 300 Mio. Euro. Dazu tragen vor allem die stetig steigenden Umsätze im Ausland bei. „Wir werden immer mehr zu einem internationalen Unternehmen“, sagt Unternehmenschef Klaus-Hasso Heller, der das Familienunternehmen in vierter Generation leitet.

Deshalb forciert er die Internationalisierung weiter: Im chinesischen Shanghai wurde zum Beispiel im Frühjahr der Bau eines neuen Gebäudes begonnen. Heller: „Wir verzeichnen ein sehr positives Wachstum in China. Das neue Gebäude ermöglicht uns die Montage vor Ort, um näher am Kunden zu sein.“ Außerdem baut Aerzener Maschinenfabrik die Vertriebsorganisation in Peru und Nordafrika aus. „Wir wollen uns neue Märkte erschließen, um so bis 2022 in allen unseren Produktbereichen weltweit zu den Top-3-Anwendungsspezialisten in der Förderung und Verdichtung von Gasen zu gehören“, sagt Heller. Im Bereich Drehkolben sieht er das Unternehmen bereits an erster Stelle, bei ölfreien Verdichtern an Position 2. Viel Luft nach oben habe man vor allem noch in Asien: Der Umsatz lag hier 2010 bei 51 Mio. Euro, bis 2020 soll er auf 216 Mio. Euro gesteigert werden. Großes Potenzial sieht Heller insbesondere in Japan; die Produkte von Aerzen seien unter anderem für die Stahlentgasung gefragt.
Ein Schlüssel für die weitere Marktdurchdringung des Unternehmens sind für den Geschäftsführer innovative Produkte – „für immer wirtschaftlichere und umweltfreundlichere Prozesse“. „Energieeffizienz ist das Thema der Zeit – gerade in der Kompressortechnologie, wo die Energiekosten über 90 % der Lebenszykluskosten – betrachtet über einen Zeitraum von 10 Jahren – betragen“, sagt Marketingleiter Stephan Brand.
E-Blower mit neuem Ansaugkonus
Aus diesem Grund hat das Unternehmen die Energieeffizienz seiner Produkte weiter optimiert: So wurde zum Beispiel die Gebläsereihe Delta Blower um einen energieeffizienten E-Blower erweitert. Der ölfreie Verdichter ist als Ergänzung zu den Drehkolbenverdichtern Delta Hybrid im unteren Volumenstrombereich bis 1000 m3/h gedacht. Er bringt einen um bis zu 4 % reduzierten Energiebedarf je nach Volumenstrom und Druckdifferenz. Zurückzuführen ist dies auf konstruktive Optimierungen wie eine strömungsoptimierte Führung der Ansaugluft in der Schallhaube und im Filterschalldämpfer. Aerzen hebt hier den patentierten Ansaugkonus hervor, der nicht nur die Druckverluste minimiert, sondern gleichzeitig auch den Schalleintrag. Wesentlich für die hohe Energieeffizienz des Delta Blower E ist auch ein überarbeitetes Kühlkonzept.
Anstelle des mechanisch angetriebenen Schallhaubenlüfters wird jetzt ein elektrischer Lüfter eingesetzt. Er sorgt für die optimale Belüftung unter der Schallhaube bei einer sehr niedrigen Leistungsaufnahmen. Zusätzlich wird – wie auch bisher – die Luft auf der kalten Seite (Frontseite) des Aggregats angesaugt und nicht auf der warmen Seite (Rückseite), auf der die Rohrleitung angeschlossen wird und die Abwärme aus der Schallhaube austritt. Denn je kühler die Ansaugluft, desto effizienter das Gebläse. So ist zum Beispiel eine kühlere Ansaugung um 5 °C gleichbedeutend mit einer Energieeinsparung von 1 %.
Bis zu 100 000 Euro Einsparungen binnen eines Jahres
Außerdem hat Aerzener Maschinenfabrik die Drehkolbenverdichter-Baureihe Delta Hybrid um eine weitere Baugröße erweitert. Die neuen Baugrößen D 152 S und D 152 H werden im oberen Volumenstrombereich von 2.400 bis 9.000 m³/h bei Antriebsleistungen bis zu 400 kW eingesetzt.
Mit insgesamt 16 Baugrößen decken die Delta Hybrid nun Ansaugvolumenströme von 110 m³/h bis 9000 m³/h und Überdrücke bis 1500 mbar ab. Im Vergleich zu herkömmlichen Kompressoren wie etwa Delta Blow weisen sie eine um bis zu 15 % verbesserte Energieeffizienz vor. „Wir haben für Kunden errechnet, dass sie damit über einen Zeitraum von zehn Jahren rund 100 000 Euro einsparen können“, erklärt Brand.
Dabei besteht die neue Drehkolbenverdichter-Stufe bis zu einer Druckdifferenz von 800 mbar aus einem verwundenen 3+3 Gebläseprofil mit patentierter Stoßaufladung, bei Drücken bis 1500 mbar aus einem speziellen 3+4 Verdichterprofil für Niederdruckanwendungen. Somit steht je nach Einsatzfall und Druckbereich der energetisch beste Verdichtertyp zur Auswahl. Optimierte Ein- und Auslassöffnungen sorgen für den idealen Luftstrom in der Verdichterstufe und reduzieren somit die Rückstromverluste. Die Eintrittsluft wird auf der kalten Seite des Aggregates angesaugt und eine zusätzliche Druckschalldämpfer-Isolation erhöht den Verdichtungswirkungsgrad. Zusätzlich birgt die riemengetriebene Ausführung des Delta Hybrid den Vorteil der punktgenauen Auslegung. „Denn die größte Ersparnis bringt die Energie, die gar nicht erst aufgewendet werden muss“, so Brand.
Sowohl die neuen Delta-Blower- als auch die neuen Delta-Hybrid-Aggregate wurden für Einsatzfälle geschaffen, bei denen Luft und neutrale Gase ölfrei gefördert werden müssen, wie zum Beispiel in Kläranlagen, in der chemischen Industrie, der Kraftwerkstechnik oder zum Transport und zum Entladen staubförmiger Güter.
Optional können die Gebläse und auch die Drehkolbenverdichter mit der neuen Steuerung Aertronic ausgerüstet werden. Darüber hinaus bietet Aerzen für beide Produktreihen „All-in-One“-Lösung mit integriertem Frequenzumrichter und Leistungsteil an. Diese Anlagen sind nach Anschluss von Stromversorgung und Förderluft-Leitung sofort betriebsbereit. •

Anlagen-Überwachung in Echtzeit

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Die Aerzener Maschinenfabrik bietet für das gesamte Programm jetzt die permanente Maschinenüberwachung Delta Real Time Monitoring an. Dieses Echtzeit-System kann in jedem neuen Aerzen Aggregat sofort integriert, aber auch nachgerüstet werden. Für diese Neuentwicklung hat Aerzen mit dem VDI neue technische Normen entwickelt, weil die bisherigen Vorgaben nicht mehr verwendet werden konnten.
Delta Real Time Monitoring überwacht die Schwingungen, den Druck und die Temperatur der Maschine über Sensoren und kann auch die Aerzen Aertronic-Steuerung integrieren. Alle Messwerte von bis zu acht Diagnose-Einheiten werden in Echtzeit in einem eigenen Schaltschrank zusammengeführt und sofort per Internet, Ethernet oder GSM-Modem zu einem speziellen Server in der Aerzener Maschinenfabrik übertragen, wo sie jederzeit abrufbar vorgehalten werden. Auf Wunsch erhält der Betreiber eine Visualisierung auf seiner Leitwarte.
Aerzen kontrolliert mindestens einmal wöchentlich den Zustand der Maschine und erstellt vertragsgemäß monatlich, viertel-, halb- oder jährlich einen Bericht über den Zustand der Anlage und macht Vorschläge für einen weiteren sicheren und störungsfreien Betrieb. Bei Überschreitung der Grenzwerte werden die Aerzener Maschinenfabrik und gegebenenfalls auch zusätzlich vorbestimmte Personen beim Betreiber automatisch per SMS oder E-Mail informiert, sodass mit dem Kunden weitere Maßnahmen wie etwa Abschaltung, begrenzter Betrieb der Anlage oder Einsatz eines Aerzen Technikers festgelegt werden können. Für die installierte Hardware und die Überwachungsdienstleistung zahlt der Betreiber drei Jahren eine monatliche Gebühr, danach die reduzierte Dienstleistungsgebühr. (sk) •

150-jähriges Jubiläum

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Von der Gießerei zur weltweit erfolgreichen Unternehmensgruppe: Das Maschinenbauunternehmen Aerzen hat in den 150 Jahren seiner Existenz ein gutes Stück deutscher Industriegeschichte geschrieben. Einige Highlights im Überblick:
  • Es gab frühe Affinitäten zum Medium Luft. Mitte des 19. Jahrhunderts benötigten Kokereien, Eisengießereien und Schmieden komprimierte Luft in riesigen, industriellen Volumina, die von den damals gebräuchlichen Blasebälgen längst nicht mehr bewältigt werden konnten. Die ersten Drehkolbenmaschinen zur Komprimierung von Gasen stammen von einem Engländer: Francis Marion Roots. Er entwickelte das nach ihm benannte technische Prinzip und baute die ersten Drehkolbenmaschinen. Erster Produzent dieser Maschinen auf dem Kontinent aber war die Aerzener Maschinenfabrik, die ihre Variante eines Roots-Gebläses 1869 auf den Markt brachte. Schnell erweiterten sich die Einsatzfelder für die neuen Gaskompressoren: Chemiefabriken, Schiffswerften, Eisenbahnfabriken und Unternehmen aus anderen aufstrebenden Industriebranchen orderten die neuen Maschinen in Massen.
  • Den entscheidenden Schritt auf dem Weg zum Spezialhersteller für Drehkolbenmaschinen vollzog das Unternehmen erst 1930. Der damalige Unternehmenslenker und Ingenieur Herman Allstaedt suchte und fand die Spezialisierungsstrategie als Weg seines Unternehmens aus der Weltwirtschaftskrise. Seine Bereitschaft, auf besondere Kundenwünsche einzugehen, resultierten in der Erfindung der Lauf- oder Leiträder für Turbomaschinen 1910 und im Einstieg in die Produktion von Turbogebläsen im Jahre 1911. Das wachsende Ferngasgeschäft eröffnete der Aerzener Maschinenfabrik 1930 einen großen Markt im Bereich der industriellen Gasmessung.
  • 1965 übernimmt Hasso Heller die Leitung des Unternehmens und beginnt, es zu einem Global Player auszubauen. In rascher Folge errichtet er Niederlassungen in Frankreich, England, USA und Südafrika. Zugleich wird der Standort Aerzen weiter modernisiert, die Produktpalette durch viele Innovationen verstärkt. 1978 bringt Aerzen das größte Drehkolbengebäse der Welt auf den Markt. Es wird in der Stahlindustrie eingesetzt und hat einen Kolbendurchmesser von 1,5 m.
  • Mit den neuen Baureihen Delta Screw und Delta Blower gewinnt Aerzen ab 1990 neue Kundenkreise in aller Welt. Als eine der ersten deutschen Unternehmen überhaupt hatte die Aerzener Maschinenfabrik 1990 das DIN EN ISO 9001-Zertifikat erhalten und zeigte damit seinen Kunden, dass hohe Qualitätsstandards zu den erklärten Managementzielen gehörten.
  • Heute verfügt die Aerzener Maschinenfabrik weltweit über 40 Tochtergesellschaften. Die erste Fertigungsstätte für Hauptkomponenten im Ausland errichtete das Unternehmen 2011 mit der Tochtergesellschaft Aerzen Turbo in Südkorea. (sk) •
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