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Inflation, Energiekosten und Fachkräftemangel belasten Mittelstand

Global Business Monitor 2023 des Finanzdienstleisters Bibby Financial Services
Inflation, hohe Energiekosten und Fachkräftemangel belasten Mittelstand weiterhin

Inflation, hohe Energiekosten und Fachkräftemangel belasten Mittelstand weiterhin
Knapp die Hälfte (51 %) der befragten Unternehmen des Bibby Global Business Monitor 2023 erwartet immerhin ein minimales Wachstum der deutschen Wirtschaft im aktuellen Jahr. Bild: geopixa/stock.adobe.com

Inflation, hohe Energiekosten sowie der Fachkräftemangel sind die größten Belastungen für den deutschen Mittelstand im ersten Halbjahr 2023. Dies ist das Ergebnis des Global Business Monitor 2023, für den im Auftrag des Finanzdienstleisters Bibby Financial Services weltweit 1.800 mittelständische Unternehmen befragt wurden – in Deutschland waren es 200 Unternehmen.

Inhaltsverzeichnis
1. Ergebnisse der Umfrage
2. Strategien gegen Belastungsfaktoren
3. Investitionspläne und Wachstumsziele
4. Unternehmen bleiben auf Rechnungen sitzen/a>
5. Factoring als Baustein der Mittelstandsfinanzierung
6. Konjunkturelle Gesamtlage und Geschäftserwartungen

Für den Global Business Monitor 2023 wurden von dem Marktforschungsunternehmen Critical Research im Auftrag von Bibby Financial Services weltweit 1.800 mittelständische Unternehmen (davon 200 deutsche KMU) des produzierenden Gewerbes sowie des Bau-, Logistik- und Großhandelssektors und der Dienstleistungsbranche in den Ländern

  • Deutschland,
  • Großbritannien,
  • Frankreich,
  • Tschechien,
  • Slowakei,
  • Irland,
  • Polen,
  • Niederlande und
  • Singapur

befragt. Die Teilnehmer aus Deutschland setzen sich vornehmlich aus Geschäftsführern, CFOs und Entscheidern mittelständischer Firmen zusammen.

Ergebnisse der Umfrage

Danach gab fast die Hälfte (und damit die Mehrheit) der deutschen Unternehmer an, dass Inflation (49 %) und hohe Energiekosten (48 %) die größten Belastungsfaktoren sind. Der Fachkräftebedarf wird von jedem dritten Betrieb als Herausforderung genannt (30 %) und klettert gegenüber der Vorgängerbefragung aus dem Jahr 2019 leicht um einen Prozentpunkt. In keinem der untersuchten Märkte ist der Arbeitskräftemangel so ausgeprägt wie in Deutschland.

Strategien gegen Belastungsfaktoren

Trotz Entschärfung der Probleme mit Lieferketten im Welthandel vermeldet ein Drittel (34 %) der deutschen Unternehmen weiterhin Engpässe angesichts des Ukraine-Konflikts. Nur in Großbritannien, wo zusätzlich die Folgen des Brexits durchschlagen, ist diese Zahl im internationalen Vergleich ähnlich hoch (33 %). Drei von zehn deutschen Betrieben (30 %) sehen sich dazu angehalten, ihre Lieferketten auf Effizienzgesichtspunkte und Abhängigkeiten innerhalb der Wertschöpfungsstufen zu überprüfen. Über die Hälfte der deutschen Mittelständler (52 %) plant, die durch teure Energie- und Rohstoffpreise gestiegenen Kosten an Kunden weiterzugeben.

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Investitionspläne und Wachstumsziele

Die teilnehmenden Betriebe wollen weiterhin im In- und Ausland investieren,

  • vornehmlich in neue Mitarbeiter (32 %),
  • Marketing und Vertrieb (30 %),
  • Schulungen und Weiterbildungen (29 %)
  • sowie in IT (28 %) und
  • Maschinen (22 %).

Jedes dritte Unternehmen (35 %) kann das Wachstum allerdings nicht aus den laufenden Einnahmen (Cashflow) finanzieren.

„Wo Eigenmittel nicht ausreichen, werden Unternehmen auf Fremdkapital zur Finanzierung der Investitionspläne angewiesen sein“, so Markus Haupt, Leiter des Ressorts Markt und Co-Geschäftsführer von Bibby Financial Services in Deutschland.

Die Umfrageergebnisse legen nahe, dass vier von zehn deutschen Unternehmen (41 %) während der Coronakrise staatliche Notfall-Programme (etwa KfW-Kreditlinien) in Anspruch genommen haben. „Diese Förderprogramme sind 2022 abgelaufen. Angesichts des neuen Zinsumfelds haben sich die Konditionen speziell für gewerbliche Darlehen sowie die Bonitätskriterien und damit der Zugang zu unterschiedlichen Typen der Mittelstandsfinanzierung am Markt teilweise erheblich geändert“, so Haupt weiter.

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Unternehmen bleiben auf Rechnungen sitzen

Zwar ist die Zahlungsmoral in Deutschland gut – in keinem anderen Markt werden Rechnungen so schnell beglichen (17,4 Tage gegenüber 27,4 Tage international). Indes: Die Hälfte der deutschen Unternehmen verzeichnete in den vergangenen zwölf Monaten Zahlungsverzögerungen, das heißt längere durchschnittliche Zeiten, die Kunden und Lieferanten benötigen, um Rechnungen zu begleichen (sogenannte Debitorenlaufzeit). Noch schlimmer: Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass die Mehrheit (54 %) der hiesigen Firmen auf offenen Rechnungen sitzen bleibt und von sogenannten Forderungsausfällen betroffen ist. Dieser Anteil ist in anderen Ländern (im Mittel 35 %) deutlich niedriger – die potenziellen Verluste belaufen sich hierzulande auf durchschnittlich knapp 16.000 Euro.

„Die Studienergebnisse nehmen eine Entwicklung vorweg, die im Zusammenhang mit Corona und Ukraine-Konflikt nun erst nachgelagert sichtbar wird“, kommentiert Marko Dupor, der als Co-Geschäftsführer den Bereich Marktfolge (Risikomanagement und Regulatorik) von Bibby Financial Services in Deutschland abdeckt. „Unternehmen können von Ansteckungseffekten betroffen sein, wenn ihre Kunden in Liquiditätsschwierigkeiten geraten“. Vier von zehn Umfrageteilnehmern (43 %) gaben an, dass einige ihrer Kunden in den letzten 12 Monaten Insolvenz angemeldet haben (international: 31 %).

Factoring als Baustein der Mittelstandsfinanzierung

Um die Grundliquidität aufrecht zu erhalten, kommt Factoring als Alternative zu Hausbankkrediten in Industrie, Handel und Dienstleistung in Betracht. Dabei werden die Forderungen an einen Factoring-Dienstleister verkauft, von dem das Unternehmen (mit einem kleinen Abschlag) sofort die Rechnungssumme erhält. Die Ergebnisse der Umfrage weisen darauf hin, dass der deutsche Mittelstand diese Möglichkeiten noch nicht vollumfänglich ausschöpft. Nur circa 15 % der Betriebe berücksichtigen Factoringlösungen bislang als ein Baustein der Mittelstandsfinanzierung.

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Konjunkturelle Gesamtlage und Geschäftserwartungen

Was ihre Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr angeht, sind die befragten Unternehmen in ihrer Lagebeurteilung zwar weiterhin mehrheitlich zuversichtlich. Die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen halten jedoch vier von zehn Teilnehmern (42 %) für ungünstiger als während der Corona-Pandemie. Jeder Dritte (30 %) hält diese für ungünstiger als zum Zeitpunkt nach der globalen Finanzkrise 2007/2008.

„Insgesamt zeigt sich der deutsche Mittelstand angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen robust. Wir sehen aber erhebliche Kostenlasten. Wichtig wird in den nächsten Monaten sein, dass KMU weiterhin Zugang zu Finanzierungsmitteln haben und es nicht zu Kreditklemmen kommt“, so Markus Haupt.

Subventionierter Industriestrom

Die deutsche Wirtschaft wird aus Sicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr um 0,3 % schrumpfen. Auch der Ifo-Geschäftsklimaindex nährt derzeit Sorgen vor einer anhaltenden Rezession.

  • Knapp die Hälfte (51 %) der befragten Unternehmen des Bibby Global Business Monitor 2023 erwartet immerhin ein minimales Wachstum der deutschen Wirtschaft im aktuellen Jahr.
  • Ein Viertel (25 %) geht hingegen davon aus, dass die Wirtschaft stagniert.
  • Ein Fünftel (20 %) erwartet eine Rezession.

Zahlreiche Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Ampelregierung ihre Prognose mit Blick auf die konjunkturelle Gesamtlage nach unten korrigieren muss. (eve)

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