Bei der elektrischen Automatisierungstechnik gibt es erste Zeichen der Erholung. „Der freie Fall der Auftragseingänge scheint zu Ende zu sein“, so die Einschätzung von Roland Bent, Vorstandsmitglied des ZVEI-Fachverbands Automation, auf der Messe SPS/IPC/Drives in Nürnberg. „Für 2010 stellen wir uns auf ein kleines Wachstum ein, basierend auf dem niedrigen Niveau von 2009.“ Bis zum Ende dieses Jahres erwarten die deutschen Unternehmen der Automatisierungstechnik zunächst noch einen Umsatzrückgang von insgesamt 20 bis 25 % gegenüber dem Vorjahr. 2008 konnte noch ein einstelliges Wachstum auf knapp 46 Mrd. Euro ausgewiesen werden. Jedoch hatte die Wirtschaftskrise die Unternehmen im letzten Quartal 2008 bereits erfasst.
Die Mitarbeiterzahl der Branche von über 230000 im Jahr 2008 konnte durch Maßnahmen wie etwa Kurzarbeit, Gehaltsverzicht, Kürzung von Urlaubstagen im ersten Halbjahr 2009 beinahe konstant gehalten werden. „Aber nun wird es langsam eng“, warnte Bent. Eine konkrete Prognose wollte er nicht abgeben. Auch das Problem der Kreditklemme und der Kreditversicherungsklemme werde immer größer.
Der Rückgang der Umsätze in der Automatisierungstechnik sowohl im Inland als auch im Export um etwa ein Fünftel bis ein Viertel in den ersten sechs Monaten 2009 unterstreiche die Globalität des Abschwungs, erläuterte Bent. Mit einer Exportquote von 78 Prozent bleibe Deutschland dennoch der weltgrößte Exporteur elektrischer Automatisierungstechnik.
Positiv wirkt sich zudem aus, dass sich die Industrie als Umweltschutz-Treiber sieht: Mit der Öko-Design Richtlinie der EU werde nach Worten von Günter Baumüller, Vorstandsmitglied im ZVEI-Fachverband Automation, ein Paradigmenwechsel eingeläutet. Sie mache die Rolle der Industrie bei der Realisierung von Energieeinspar-Maßnahmen deutlich. „Als Folge dieser Verordnung werden beispielsweise bei Antrieben riesige Energieeffizienzpotenziale gehoben. Das Potenzial pro Jahr ist hier 23 Mio. Tonnen CO2-Emissionsminderung“. Der von der EU vorgeschriebene Wechsel zu höheren Energieeffizienzklassen erfordere hohe Investitionen in die Entwicklung. „Die klaren Vorgaben aus Brüssel geben uns dafür Planungssicherheit“, so Baumüller.
Auf lange Sicht werde daher weiteres Wachstum der Automatisierung durch Investitionen in Energiespartechniken und in erforderliche Infrastruktur-Einrichtungen erwartet. Dazu gehören zum Beispiel die Wasser- und Abwassertechnologie und Energiespartechniken. Das ist das Ergebnis der aktuellen ZVEI-Studie „Integrierte Technologie-Roadmap Automation 2020+“. Bent betonte: „Milliardenschwere Projekte in diesen Bereichen sind durch die Krise aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Die Automatisierungstechnik wird davon überproportional profitieren.“
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