Die neue Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik des Forums Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) bestätigt, dass die Stromversorgung in Deutschland auch 2023 zu einer der stabilsten der Welt zählt. Zugrunde liegen der Statistik umfassende Daten der Netzbetreiber.
Der VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. hat wieder freiwillige Angaben von Netzbetreibern zu Störungen und Verfügbarkeiten von Strom für das Jahr 2023 gesammelt und veröffentlicht – mit einem erfreulichen Ergebnis: Der Strom floss nahezu konstant. Jeder Verbraucher war zu etwa 99,997 Prozent mit Strom versorgt, was einer durchschnittlichen Unterbrechungsdauer von 13,7 Minuten pro Jahr entspricht. 2022 lag die Unterbrechungsdauer bei 11,8 Minuten und lediglich rund zwei Minuten unter dem Wert für 2023.
Gründe für Unterbrechungen der Stromversorgung
Störungen durch Bautätigkeit
Ein Grund für Störungen ist die seit 2020 generell hohe Bautätigkeit sowohl im Straßenbau als auch im Breitbandausbau, die immer wieder zu Schäden an Stromkabeln führt. Die Anzahl der Unterbrechungen pro Kunde lag 2023 bei 0,34 (2022: 0,25), was bedeutet, dass jeder Kunde im Schnitt lediglich einmal alle drei Jahre von einer Störung betroffen ist.
Störungen durch höhere Gewalt
Höhere Gewalt führte 2023 zu Unterbrechungen von 4,3 Minuten. Dazu zählten beispielsweise lokale Auswirkungen der Orkane Ronson, Denis und Zoltan oder das Schneetief Robin.
Störungen durch geplante Abschaltungen
Geplante Abschaltungen schlugen auf gleichbleibend niedrigem Niveau mit rund fünf Minuten zu Buche.
Netzbetrieb wird durch Grünen Strom anspruchsvoller
Die erneuerbaren Energien hatten 2023 einen Anteil von 55 Prozent (2022: 48,42 Prozent) an der Gesamteinspeisung. Durch den Umbau des Energiesystems auf erneuerbare Energien nimmt die Netzauslastung zu und der Netzbetrieb wird anspruchsvoller. Dadurch werden immer häufiger netzbezogene Maßnahmen notwendig, um den sicheren Netz- und Systembetrieb aufrechtzuerhalten. Dazu zählen beispielsweise
- Schalthandlungen sowie
- marktbezogene Maßnahmen wie der Einsatz von Regelenergie zum Ausgleich von Leistungsschwankungen oder der Einsatz von Kraftwerken.
Die Aufwendungen dafür steigen seit einigen Jahren.
Insgesamt konnten 2023 nach den Zahlen der Bundesnetzagentur rund 34.000 Gigawattstunden Strom von Erzeugungsanlagen nicht wie geplant eingespeist werden. Somit wurden über 96 Prozent der erneuerbaren Erzeugung in das System aufgenommen.
Zur Datenerhebung der Studie und der Nutzen für die Netzbetreiber
Die Basis der jährlich veröffentlichten VDE FNN Statistik sind freiwillige Angaben von Netzbetreibern zu Störungen und Verfügbarkeiten von Strom, wobei die Daten rund 75 Prozent des deutschen Stromnetzes repräsentieren und sämtliche Spannungsebenen abdecken. Netzbetreiber nutzen die Statistik, um das eigene Störaufkommen einzuordnen und mit anderen Netzbetreibern zu vergleichen. Aufgrund des hohen Detailgrads der Statistik lassen sich zudem Auffälligkeiten an Anlagen oder Anlagenteilen entdecken. So ist eine Qualitätsüberwachung der technischen Betriebsmittel möglich, da zum Beispiel Rückschlüsse gezogen werden können, ob ein Kabeltyp öfter Schäden aufweist als ein anderer.
Für 2023 wurde die Berechnungsmethode an die der Bundesnetzagentur angepasst, dadurch haben sich die Zahlen leicht erhöht. Nach der alten Methode lag die Unterbrechungsdauer 2022 beispielsweise bei 10,6 Minuten, jetzt bei 11,8 Minuten. (eve)