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Wasserstoffstrategie: Bundesregierung verschätzt sich bei Importen

Studie
Wasserstoffstrategie: Bundesregierung verschätzt sich bei Importen bis 2030

Wasserstoffstrategie: Bundesregierung verschätzt sich bei Importen bis 2030
Der Verbrauch von grünem Wasserstoff wird in Deutschland künftig steigen, so die Prognosen. Bild: peterschreiber.media/stock.adocbe.com
Um in den nächsten Jahren die Versorgung mit grünem Wasserstoff in Deutschland zu sichern, ist die Bundesregierung auf Importe angewiesen. Allerdings können Lieferungen aus dem Ausland den deutschen Bedarf bis 2030 nicht decken: Das ist das Ergebnis einer aktuellen Gemeinschaftsstudie.

Wasserstoff ist für die Energiewende unverzichtbar. Er ersetzt vor allem in der Industrie und in der Stromversorgung die Primärenergieträger Kohle und Gas. Neben dem Aspekt der Treibhausgasneutralität, bietet Wasserstoff auch ein wachsendes industriepolitisches Potenzial und damit verbundene volkswirtschaftliche Chancen. Daher hat die Bundesregierung im Rahmen des nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) allein von 2006 bis 2016 rund 700 Mio. Euro an Fördermitteln für die Technologie bewilligt, im Zeitraum 2016 bis 2026 ergibt sich sogar ein Fördervolumen von bis zu 1,4 Mrd. Euro.

Wasserstoff bietet viele Potenziale für Deutschland

Nachhaltig ist der Wasserstoff aber nur dann, wenn bei seiner Herstellung erneuerbare Energien eingesetzt werden. Da die nationale Erzeugung dieser erneuerbaren Energien in Deutschland allerdings nicht sicher ausreichen wird, setzt die Bundesregierung auf umfangreiche Importe aus wind- und sonnenreichen Regionen wie Nordafrika oder Chile.

Eine gemeinschaftliche Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, des Fraunhofer-Instituts Umsicht und des Wuppertal-Instituts kommt jedoch zu einem ernüchternden Ergebnis: Selbst wenn die betrachteten Exportländer ihre Wasserstoffproduktionen nur nach Deutschland liefern würden, könnte der Bedarf an Wasserstoff bis 2030 nicht vollständig gedeckt werden.

Herstellung und Transport von Wasserstoff bis 2030 nicht ausreichend

Denn aktuell geht der Ausbau von erneuerbaren Energien in Ländern wie Chile, Marokko, Spanien und den Niederlanden nur schleppend voran. Hinzu komme, dass der Transport großer Mengen Wasserstoffs per Pipeline oder Schiff noch in der Entwicklung beziehungsweise Genehmigung steckt und nicht schnell genug umgesetzt werden kann. Stand heute wäre der Transport nur über LKW denkbar, diese können jedoch nur geringe Mengen transportieren und stoßen dabei selbst CO2 aus, wodurch die Nachhaltigkeit des Wasserstoffs beeinträchtigt werde, zeigt die Studie.

Solange der Bedarf über Importe nicht gedeckt werden kann, muss die inländische Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien massiv erhöht werden, schlussfolgern die Wissenschaftler. Dafür wiederum bräuchte es in den nächsten Jahren viel grünen Strom, dessen Erzeugung in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurde, heißt es weiter. Zudem müssten Genehmigungsverfahren für die nötige Erzeugungs- und Transportinfrastruktur beschleunigt werden. Die Forscher empfehlen, Vorhaben im Zusammenhang mit Wasserstoff höher zu priorisieren.

Deutschland sollte sich nicht allein auf Importe verlassen

Sich von Importen abzuwenden wäre jedoch angesichts des hohen zukünftigen Wasserstoffverbrauchs auch ein Fehler: „Die bisherigen bilateralen Vereinbarungen sind sinnvoll, um erste Partnerschaften zu etablieren und gewisse Sicherheiten zu schaffen“, erklärt Studienautor Malte Küper vom IW Köln. „Dabei sollten wir uns aber nicht zu stark von einzelnen Herstellungsländern abhängig machen, sondern unser Importportfolio von Anfang an breit aufstellen“, empfiehlt der Experte weiter. (nu)

Nationale Wasserstoffstrategie für Deutschland

Neben den klimapolitischen Aspekten geht es bei Wasserstofftechnologien auch um viele zukunftsfähige Arbeitsplätze, neue Wertschöpfungspotenziale und einen globalen Milliardenmarkt, so hat es das Bundeministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) definiert. Deutsche Unternehmen sind in diesem Bereich bereits sehr gut aufgestellt, etwa bei der Brennstoffzelle und der Elektrolyse für die grüne Wasserstofferzeugung. Ziel ist, dass Deutschland bei Wasserstofftechnologien seine globale Vorreiterrolle behauptet. Die Bundesregierung hat deshalb eine nationale Wasserstoffstrategie erarbeitet und diese mit einem Aktionsplan untermauert, der fortlaufend weiterentwickelt werden soll. Das Bundeskabinett hat die nationale Wasserstoffstrategie am 10. Juni 2020 beschlossen. Zur konsequenten Umsetzung und Weiterentwicklung der Strategie wird eine flexible und ergebnisorientierte Governance-Struktur geschaffen. Im Mittelpunkt steht dabei die Einrichtung eines Nationalen Wasserstoffrates, der am 09. Juli 2020 zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen trat.

Weitere Hintergrundinfos

Hier gelangen Sie zur gesamten Studie des IW-Instituts: www.iwkoeln.de

Mehr zur nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung finden Sie hier: www.bmwi.de/wasserstoff

Kontakt:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.
Konrad-Adenauer-Ufer 21
50668 Köln
www.iwkoeln.de

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