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Wie nachhaltig ist die italienische Werkzeugmaschinen-Branche?

Erste Nachhaltigkeitsbilanz des Ucimu
Wie nachhaltig ist die italienische Werkzeugmaschinen-Branche?

Wie nachhaltig ist die italienische Werkzeugmaschinen-Branche?
Der Werkzeugmaschinen-Branche macht Fortschritte auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit: Nahezu die Hälfte der Mitglieder des Verbands Ucimu erklärt, in den nächsten drei Jahren einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen und einen strategischen Plan erstellen zu wollen. Bild: Sergey Ryzhov/stock.adobe.com

Wie nachhaltig ist die Werkzeugmaschinen-Branche im Bereich Investitionsgüter wirklich? Diese Frage stellte der italienische Verband Ucimu – Sistemi per Produrre seinen Mitgliedern. Zusammen mit der Universität ALTIS, Mailand, hat der Verband nun die, nach eigenen Angaben, erste Nachhaltigkeitsbilanz für den Werkzeugmaschinen-Sektor erstellt. Ein Überblick über die Ergebnisse hinsichtlich Ökologie, Wirtschaft und Sozialem.

„Nachhaltigkeit ist ein äußerst profitabler Bereich für Unternehmen, da sie nicht nur die Beziehungen zu ihren Stakeholdern verbessert, sondern auch die Möglichkeit bietet, sich neu zu erfinden“, sagt Barbara Colombo, Präsidentin von Ucimu – Sistemi per Produrre. Außerdem gelänge es so den Unternehmen sich den europäischen Normen anzupassen, in denen die ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Hintergrund der Studie

Die ESG-Kriterien standen bei der Erstellung des Bewertungsfragebogens dann auch im Fokus, der im Wesentlichen in Zusammenarbeit mit der Alta Scuola Impresa e Società dell’Università Cattolica del Sacro Cuore (kurz: ALTIS) entstand. Die zu bewertenden ESG-Bereiche wurden auf der Grundlage von 11 der insgesamt 17 Ziele (SDGs) der UN-Agenda 2030 ausgewählt. Die im Februar 2023 veröffentlichte Nachhaltigkeitsbilanz bezieht sich auf das Jahr 2021. Von den damaligen 66 Mitgliedsunternehmen des Ucimu haben 53 den Fragebogen ausgefüllt.

Ergebnisse der Analyse

Die im Bericht enthaltenen Ergebnisse werden nach den drei großen Bereichen (ökologisch, wirtschaftlich und sozial) aufgeschlüsselt:

Ökologische Nachhaltigkeit

Für die Branche ist das Thema Kreislaufwirtschaft (SDG 12) ein unbestritten wichtiger Bereich. 62 % der befragten Unternehmen haben hier schon bewährte Verfahren umgesetzt:

  • 98 %, führen eine Mülltrennung durch
  • 76 % haben ihre Ziele für die Verringerung des Mülls und der Abfälle festgelegt,
  • 50 % verwenden recycelte Rohstoffe.

Im Hinblick auf die Kohlendioxidemissionen (SDG 13) müssen stattdessen diese Unternehmen ihre Hausaufgaben noch machen, tatsächlich haben nur 33 % der Befragten Ziele im Zusammenhang mit der CO2-Reduktion festgelegt und lediglich 11 % der Unternehmen haben diese Ziele offiziell dokumentiert.

Von den Aktivitäten, die im Rahmen des Best-Practice-Pakets in Bezug auf Ziel 13 durchgeführt wurden, haben nur 9 % der befragten Unternehmen die Entwicklung von Kompensationsmaßnahmen in Betracht gezogen, obwohl deren Realisierungskosten aufgrund der geringen Umweltauswirkungen sehr niedrig wären.

Soziale Nachhaltigkeit

In einem Bereich mit hohem Technologie- und Spezialisierungsniveau, in dem Innovation für die Wettbewerbsfähigkeit des Angebots von zentraler Bedeutung ist, gehören das Humankapital und damit die Qualitätsausbildung (SDG 4) der Mitarbeiter zu den wichtigsten immateriellen Vermögenswerten.

  • 92 % der Unternehmen geben an, dass sie ein Managementsystem eingerichtet oder eingeführt haben, um den Schulungsbedürfnissen ihrer Mitarbeiter gerecht zu werden.
  • 87 % haben Ausbildungsziele für ihre Mitarbeiter festgelegt, von denen mehr als die Hälfte (54 %) schriftlich dokumentiert wurden.
  • Darüber hinaus geben 63 % der Unternehmen an, dass sie Schulungen zu bereichsübergreifenden Fähigkeiten sowie technischen Themen anbieten.
  • 82 % geben an, dass sie Verfahren zur Bewertung der Mitarbeiterleistung eingeführt haben.

Eine Frage des Bewertungsbogens bezog sich auf das Engagement der Unternehmen auch für die nachhaltige Entwicklung des Gebiets und der Gemeinschaft (SDG 11): 68 % der Unternehmen sind sich ihrer Rolle als Wachstumsmotor bewusst, zum Beispiel durch die Gewährung wirtschaftlicher Beiträge zur Unterstützung von Gebietskörperschaften und jungen Talenten.

Zu den Bereichen in denen Verbesserungen erzielt werden können, gehören die Bereiche Vielfalt und Chancengleichheit (SDG 5), in denen an der Umsetzung von Strategien für mehr Integration gearbeitet werden muss sowohl für einen stärkeren Anteil an Frauen als auch an Jugendlichen in einem traditionell männlichen Sektor. Die Erwerbsbevölkerung ist überwiegend männlich (86 %). Junge Menschen machen einen sehr geringen Anteil an der Gesamtzahl der Mitarbeiter aus: 77 % der Menschen, die in den Unternehmen arbeiten, sind über 30 Jahre alt. Nur 22 % der Unternehmen verfügen über eine Politik oder einen Ausschuss zur Förderung der Vielfalt und der Chancengleichheit.

Zu den bewährten Vorgehensweisen von Unternehmen in Bezug auf Chancengleichheit und Vielfalt zählen die Umsetzung einer integrativeren Richtlinie, die Einrichtung von betriebseigenen Kinderkrippen und Mutterschaftshilfen.

Schließlich müssen die Unternehmen mehr in die Governance der Nachhaltigkeit (SDG 16) und in die Formalisierung ihrer Initiativen investieren: Tatsächlich teilen nur 30 % die ESG-Themen über einen speziellen Bereich auf ihrer Website mit und nur 4 % haben dieses Verfahren durch die Erstellung eines Berichtes wie der Nachhaltigkeitsbilanz formalisiert.

Wirtschaftliche Nachhaltigkeit

Im Bereich der Innovation (SDG 9), von der Digitalisierung bis zur Cybersicherheit, sind die Unternehmen stark auf die Entwicklung neuer und effizienter Technologien ausgerichtet, die die Verschwendung von Ressourcen reduzieren, nachhaltigere Verbrauchsmuster fördern und eine höhere Produktivität für Kundenunternehmen gewährleisten. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass 91 % der Unternehmen eine Strategie oder zukünftige Ziele für Digitalisierung, Automatisierung und Industrie 4.0 definiert haben.

Zu den verbreitetsten bewährten Verfahren gehört die Entwicklung von Projekten zur Digitalisierung und Kommunikation mit den installierten Produkten, um in Abstimmung mit dem Kunden eine kontinuierliche Überwachung und Planung des Wartungsbedarfs zu ermöglichen. All dies bedeutet tatsächlich eine Reduzierung der Produktions- und Ausfallzeiten sowie eine korrekte Nutzung der Ressourcen. Diese Aktivitäten tragen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens bei.

Auf dem Gebiet Forschung und Entwicklung haben 72 % der Unternehmen eine Strategie oder zukünftige Ziele zur Verringerung der Umweltauswirkungen von Produkten definiert. Fast alle Befragten versichern, dass sie das Kennzeichnungs- oder Schulungstool nutzen, um ihre Kunden über die korrekte Verwendung der Maschinen (91 %) und deren Entsorgung am Ende ihrer Lebensdauer (72 %) zu informieren.

Schlussfolgerungen

Generell zeigt die Nachhaltigkeitsbilanz 2021 einen weit verbreiteten Mangel an formaler Festlegung der Verfahren: 64 % der Unternehmen haben Strategien und Ziele festgelegt, während es nur 24 % formalisierten. Zudem zeigt der Bericht, die Notwendigkeit, dass die Unternehmen ihre „Kommunikation zur Nachhaltigkeit“ durch die Umsetzung von Ad-hoc-Geschäftspraktiken verbessern müssen. (eve)

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