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„Der Markt verlangt einbaufertige Lösungen“

TKD-Geschäftsführer Jürgen Neumann über synergieeffekte bei der kabelentwicklung
„Der Markt verlangt einbaufertige Lösungen“

Mit Robotern und der Fertigungsautomation ist das Entwicklungstempo im industriellen Kabelbereich enorm gestiegen. Den Trend hin zu anschlussfertigen Kabelsystemen und die Verschmelzung der bislang einzeln agierenden Unterneh- men der TKD-Gruppe erläutert Geschäftsführer Jürgen Neumann.

Was war der Anlass für die Verschmelzung zur TKD Kabel GmbH, unter deren Dach die vier bisher einzelnen Unternehmen der Gruppe jetzt agieren?

Die Verschmelzung ist die logische Folge und das positive Ergebnis eines Prozesses, den wir bereits vor einigen Jahren eingeleitet haben. Schließlich ziehen die einzelnen Unternehmen seit 1998 erfolgreich an einem Strang. Es ist der konsequente Schritt, um unsere Wettbewerbsfähigkeit in einem hart umkämpften, globalen Markt zu verbessern.
Was kann die neue, größere Einheit besser als die einzelnen Unternehmen?
Mitarbeiter und Standorte werden nach wie vor dieselben sein. Auch am breiten Produktportfolio der TKD wird sich nichts ändern. „Kabel, Systeme und mehr …“ lautet weiterhin unser Slogan, gemäß dem wir weltweit ein Leistungsspektrum bieten, das weit über die reine Lieferung von Kabeln, Kabelsystemen und Kabelzubehör hinaus geht. Durch den Zusammenschluss nutzen wir Synergien zukünftig noch effektiver und optimieren dadurch den gesamten Servicebereich noch weiter. Unsere Kunden werden deshalb von den neu geschaffenen Strukturen profitieren.
Die TKD Kabel GmbH gehört zur holländischen TKH Group. Wie sehr profitieren Sie vom Know-how des Mutterkonzerns?
Kabel-Know-how ist in der TKD für das sehr breite Produktspektrum gleichermaßen auf hohem Niveau vorhanden. Vor der Verschmelzung haben sich die einzelnen Standorte auf bestimmte Produktbereiche konzentriert. So ist Beispielsweise in Iserlohn das Know-how für Fördermittel- und Aufzugsleitungen besonders ausgeprägt, in Pliezhausen das für Roboter- und Schleppleitungen und in Mönchengladbach das für Bahnkabel. Hinzu kommt das geballte Kabelwissen von über 1400 Kabelspezialisten aus Entwicklung, Konstruktion und Produktion der gesamten TKH Group. Auf dieses Wissen und auf die Jahrzehnte lange Erfahrung vertrauen unsere Kunden. Gibt es Ihnen doch die Sicherheit, bei TKD für jede noch so anspruchsvolle Anwendung die richtige Kabellösung zu bekommen. Und noch ein Vorteil: Sie haben nach wie vor den gewohnten Ansprechpartner.
Produzieren Sie selbst oder ist TKD eher auf Engineering und Konfektionierung spezialisiert?
Die Kabelwerke der TKH Group in Deutschland, Holland, Italien und China – darunter auch ein hochmodernes Werk für die Produktion von Glasfaserkabeln – gehören zu den leistungsstärksten Fertigungsanlagen in der Kabelbranche. Aber nicht nur die Meterware wird in der eigenen Gruppe produziert, sondern auch die anschlussfertigen Kabelsysteme. Hier arbeiten wir sehr eng mit unseren Schwesterunternehmen in Deutschland und Polen zusammen.
TKD positioniert sich mit katalogbasierten Spezialkabeln. Was verstehen Sie darunter?
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Anforderungen der unterschiedlichen Branchen an Kabel und Leitungen ständig verändert. So etwa auch im Maschinenbau. Wo früher Stromversorgungs- und einfache Steuerleitungen ausreichend waren, sind heute – im Zeitalter der Roboter und Fertigungsautomaten – die technischen Anforderungen wesentlich höher. Kleine Abmessung, geringes Gewicht, Torsions- und Biegebelastung sind Eigenschaften, die heute wichtig sind. Hinzu kommen Forderungen nach Normen und Zulassungen wie etwa UL und CSA. Alle diese Anforderungen realisieren wir mit unserem Katalogprogramm für nahezu alle Branchen.
Welchen Anteil haben bei TKD Standardleitungen und welchen Trend sehen Sie für deren Gewichtung in der Zukunft?
Alle Leitungen, die wir permanent auf Lager disponieren und die somit immer verfügbar sind, bezeichnen wir in der TKD als Standardleitungen. Das ist ein Großteil unserer Katalogtypen. Die „richtigen, kundenspezifischen Spezialkabel“ werden auftragsbezogen produziert. Der Umsatzanteil der Standardleitungen liegt bei schätzungsweise 50 Prozent. Obwohl die Entwicklungsabteilungen vieler Kunden aus Zeit- und Kostengründen immer mehr darauf bedacht sind Katalogprodukte einzusetzen, ist die Nachfrage nach echten Spezialleitungen nach wie vor hoch.
Dann sind standardnahe Spezialkabel auch per Katalog bestellbar?
Ja, wir bieten in unserem Katalogprogramm auch Kabel und Leitungen, die im Vergleich zum Standard spezielle Modifikationen erfahren haben und dadurch für spezielle Anwendungen optimiert sind.
Sind Systempartnerschaften für Sie ein Thema und zieht deren Ausbau auch Investitionen für Ihr Unternehmen nach sich?
Immer häufiger verlangen unsere Kunden nicht nur Meterware, sondern komplette Baugruppen, also anschlussfertige Kabelsysteme. Die Vorteile liegen auf der Hand. Vorgefertigte Systeme sind sofort einsetzbar, sie reduzieren die Verwaltungs-, Beschaffungs- und Lagerhaltungskosten und werden just in time geliefert. Einfach ausgedrückt: Die Kompetenz und Kapazitäten der TKD werden voll genutzt, der Kunde kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Diesen Trend haben wir rechtzeitig erkannt und nutzen vier gruppeneigene Produktionsstandorte in Deutschland und Polen mit hochmodernen Fertigungs- und Prüfeinrichtungen.
Wird das Hardwaregeschäft mehr und mehr zum Dienstleistungsgeschäft?
In gewisser Weise ja. So bieten wir unseren Kunden das Rund-um-sorglos-Paket. Auf Wunsch liefern wir die Kabel und Leitungen kommissionsweise auf die Baustelle oder an den Montageort. Oder wir übernehmen die Dispositions- und Bestandsüberwachung. Auch kundenspezifische Kanban-Vereinbarungen gehören bei uns zum Tagesgeschäft.
Die Anforderungen an Kabel werden immer anspruchsvoller. Welchen Herausforderung müssen Sie sich stellen?
Durch die enge Zusammenarbeit mit den technischen Abteilungen unserer Kunden sind wir frühzeitig über neue Anforderungen und Trends im Markt informiert. Gleichzeitig arbeiten die Entwicklungsabteilungen unserer gruppeneigenen Werke sehr eng mit den namhaften Kunststoffherstellern zusammen. Somit sind wir immer auf dem neuesten technischen Stand. Die Informationen aus allen Kanälen bilden einen Grundstein für das TKD-Produktmanagement wenn es um die Einführung neuer Produkte geht. Ein gutes Beispiel dafür ist die Trommelflex-HD Special Spreader Reel, eine halogenfreie, trommelbare Leitung für schwere Geräte mit zwei integrierten Buselementen für den Einsatz in Containerkran-Anlagen.
Gibt es neue Märkte, die TKD anvisiert?
Um den Bedarf von internationalen Kunden direkt vor Ort zu decken, sind wir in vielen Ländern weltweit mit Niederlassungen und Handelspartnern vertreten. Geographisch neue Märkte sehen wir für uns vor allem in den Schwellenländern Indien, Südafrika, Mexiko und im Mittleren Osten.

Das TKD-Netzwerk

Seit 1998 bilden drei etablierte Kabelspezialisten die TKD-Gruppe: HPM Kabel (Mönchengladbach), Kabel Wächter (Pliezhausen) und Witt+Arnold (Iserlohn). Zum 1. Oktober 2008 sind diese Firmen zur TKD Kabel GmbH mit Hauptsitz in Nettetal verschmolzen. Dort unterhält das Unternehmen, das zum niederländischen Konzern TKH Group gehört (Umsatz 2007: 838 Mio. Euro, 3577 Mitarbeiter weltweit) seit 1999 ein automatisiertes Logistikzentrum. Das Zentrallager bietet mehr als 11 000 Europalettenplätze. Mit den Standortlagern in Iserlohn und Pliezhausen garantiert dies, dass die rund 30 000 TKD-Artikel zeitnah in der Regel binnen 24 h ausgeliefert werden. 2007 setzte die Gruppe mit derzeit weltweit 140 Mitarbeitern mehr als 90 Mio. Euro um, für dieses Jahr erwartet Geschäftsführer Jürgen Neumann, der das Unternehmen zusammen mit Ralf-Erik Domek leitet, „deutlich mehr als 100 Millionen Euro“.
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