„Wir sehen uns als Enabler from Data to Value“, positionierte Dr. Thomas Bürger, Leiter der Division Automation Products & Solutions (APS) bei Weidmüller, das Detmolder Unternehmen kürzlich bei einem Presse-Event. Die als Elektrotechnik-Spezialist bekannte Firma bietet nun mit ihrem Industrial-Analytics-Angebot ein komplettes Portfolio für das Internet of Things (IoT): von der Datenerfassung über die Datenvorverarbeitung, die Datenkommunikation bis hin zur Datenanalyse und der Business-Logik.
Industrial Analytics steht laut Anbieterangaben für anwendungsorientierte KI-Applikationen, mit deren Hilfe Anwender Anomalien erkennen und klassifizieren können, um so beispielsweise Stillstandszeiten in der Fertigung zu reduzieren. Mit vorausschauender Wartung (Predictive Maintenance) können Serviceintervalle gezielt und nach Bedarf geplant werden und auf Basis lückenloser Aufzeichnungen von Sensor-, Zustands- und Prozessdaten Vorhersagen über die Qualität der Erzeugnisse im Sinne von Predictive Quality getroffen werden.
Bündelung des IoT-Portfolios
Seit 2013 investiert der Detmolder Hersteller in den Ausbau seiner Automatisierungslösungen, erzählt Bürger. In der hauseigenen Division Automation Products and Solutions (APS), die der promovierte Maschinenbauer seit Anfang des Jahres leitet, wird das IoT-Portfolio gebündelt. Ziel der jüngsten Weidmüller-Division ist es, das Automations- und IIoT-Geschäft weiter zu entwickeln. „Wir denken beispielsweise das Thema ‚digitale Plattformen‘ für die anderen Divisionen mit“, erläutert Bürger.
Für die Datenerfassung bietet das Unternehmen entsprechende I/O-Systeme, wie u-remote, und ab November 2020 auch den Vibrationssensor u-sense. Dieser ist speziell für den Retrofit von Maschinen gedacht und bietet sich beispielsweise zum Einsatz an Pumpen oder Motoren an. Der smarte Sensor kann einfach und flexibel – ohne zu bohren –an Systeme angeklemmt werden. Ein IoT-Gateway überträgt die Sensordaten via Bluetooth in Cloudsysteme. Mittels Dashboards erhält der Anwender dann einen Überblick über die Maschinendaten.
Für die Datenvor- und -verarbeitung wurde der u-control Baukasten erweitert. Diese webbasierten Steuerungslösungen können laut Andreas Hoffmann, Leiter der Business Unit u-mation und Industrial Ethernet bei Weidmüller, als klassische SPS-Automatisierung eingesetzt werden, aber auch für die Datenverarbeitung dicht am Prozess. „Das Besondere am webbasierten Engineering ist, dass ich bereits im Programmiermodus – also beim Entwickeln – Live-Werte sehe. So kann der Anwender direkt überprüfen, ob das System funktioniert“, freut sich Hoffmann. Ein IoT-Gateway, Switches, Router für den Datentransport sowie Kommunikations-Services rund um u-link, die etwa Fernwartungszugriffe ermöglichen, vervollständigen das Produktportfolio.
Datenerfassung, -kommunikation, -verarbeitung und -analyse aus einer Hand
Die Datenkommunikation unterstützt die Visualisierungslösung Procon Web, die die Tochtergesellschaft Weidmüller GTI Software entwickelt hat. Mit der HMI/Scada-Lösung können sich Nutzer plattformunabhängige Benutzeroberflächen erstellen, die ausschließlich auf HTML5 und JavaScript basieren.
In puncto Datenanalyse setzt der Anbieter auf Zukunftstechnologien wie das maschinelle Lernen. Industrial AutoML soll Maschinenbauern die Anwendung von Machine Learning erleichtern: „Um das Machine Learning zu nutzen, muss der Anwender kein Data Scientist sein, sondern kann alleine mit seinem Prozess-Knowhow die Daten seiner Maschine oder seines Prozesses auswerten“, erklärt Tobias Gaukstern, Leiter der Business Unit Industrial Analytics. Ein Produktbeispiel hierfür ist u-create Resma – ein Ressourcenmanagement-Tool, das Energieströme überwachen und erfassen kann. Vor allem die Einfachheit der Software und die Offenheit der IIoT-Lösung überzeuge die Kunden, betont Gaukstern.
„Anwendungen für Machine Learning stehen noch am Anfang“
Anwendungen im Maschinenbau in puncto maschinelles Lernen stünden noch am Anfang, gibt der Experte zu bedenken. Aber „die Technik ist bereits da und kann Prozesse teilweise um bis zu 80 % verkürzen“, so Gaukstern. Die IoT-Lösung ist daher seit kurzem auch auf dem Azure-Marktplatz von Microsoft erhältlich.
Kontakt:
Weidmüller GmbH & Co. KG
Klingenbergstraße 26
32758 Detmold
www.weidmueller.de
„Wir entwickeln das IIoT-Geschäft weiter“
Herr Dr. Bürger, Sie sind seit 2020 Leiter der Division Automation Products and Solutions (APS) bei Weidmüller. Was gehört alles zu Ihrem Bereich ?
In der Division haben wir alle Themen rund um die Automatisierungstechnik und das Industrial Internet of Things (IIoT) gebündelt. Wir liefern dem Kunden die ganze Wertschöpfungskette rund um seine Daten – von der Datenerfassung über die -kommunikation und -verarbeitung bis zur Datenanalyse.
Weidmüller ist als Spezialist für elektrische Verbindungstechnik bekannt. Wie kommt man da zu den Daten?
Weidmüller hat 2013 mit u-remote sein modulares I/O System eingeführt. Und dieses Automatisierungs-Portfolio wurde kontinuierlich ausgebaut. Dazu gehört der offene, skalierbare Automatisierungsbaukasten u-mation ebenso wie die Anbindung an Cloudsysteme und die Möglichkeiten zur Echtzeitkommunikation. Letztlich ist das Ganze eine logische Fortsetzung unserer bisherigen Aktivitäten. Wir haben sehr früh registriert, dass die reine Komponente künftig eine ganz andere Rolle in der Automatisierung spielen wird.
Wie ist mit APS Ihre Stellung im Gesamtkonzern?
APS ist eine der drei strategischen Zukunftssäulen bei Weidmüller, neben den beiden historisch etablierten Divisionen Cabinet Products, wozu auch die Reihenklemmen zählen, und Device und Field Connectivity, zu dem die Leiterplatten-Anschlusstechnik zählt. Unsere Aufgabe ist es, das Automa‧tions- und IIoT-Geschäft weiter zu entwickeln und die relevanten Themen mit den anderen ‧Divisionen abzugleichen.
Das komplette Interview finden Sie hier: https://automationspraxis.industrie.de/industrie-4–0/machine-learning-ganz-einfach-anwenden/#slider-intro-1