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„Innovationswille nicht verlieren“

Ifm-Chef Michael Marhofer: Bildverarbeitung hat die grössten Fortschritte gemacht
„Innovationswille nicht verlieren“

Die Unternehmen der elektrischen Fabrikautomation verzeichneten im ersten Halbjahr 2009 einen Umsatzrückgang von über 25 %. Wir fragten Michael Marhofer, den Vorsitzenden der Geschäftsführung von Ifm electronic in Essen zu den Aussichten der erfolgsverwöhnten Branche.

Wie ist Ihrer Einschätzung nach die aktuelle Lage auf Ihren Absatzmärkten?

Die Lage hat sich seit März dieses Jahres zunehmend auf niedrigem Niveau stabilisiert. Von einer Verbesserung sind wir aber noch ein Stück weit entfernt.
Wo wächst Ihr Unternehmen am stärksten?
Bis einschließlich 2008 haben wir auf all unseren regionalen Märkten in der Welt deutliches Wachstum erzielt. Im Jahr 2009 sind wir bisher nur in einigen asiatischen und südamerikanischen Ländern gewachsen, beispielsweise in China und Brasilien.
Wie ist Ihr Unternehmen national/international aufgestellt?
In 40 Ländern werden unsere Produkte über eigene Tochtergesellschaften vertrieben, in weiteren 30 Ländern über exklusive Handelspartner, zwei Drittel unseres Umsatzes erwirtschaften wir im Ausland. Produziert wird in USA, Schweden und Deutschland. Wir beliefern nahezu alle Industriebranchen dieser Welt mit unseren Produkten und haben weltweit über 90 000 Kunden.
Stichwort Firmenübernahmen, Partnerschafte – wie wollen Sie wachsen?
Wir streben grundsätzlich nur organisches Wachstum an. Firmenübernahmen sind für uns nur insofern interessant, als dass wir kleine, technologisch interessante Firmen übernehmen wollen. Wir können dann von deren Know-how profitieren, die übernommenen Unternehmen profitieren von unserer Erfahrung in Vertrieb und Produktion.
Welchen Stellenwert hat Ihr Automatisierungsangebot, was bieten Sie Ihren Kunden?
Automatisierung von Produktionsabläufen bildet die Grundlage für eine qualitativ hochwertige und kostengünstige Serienfertigung in der Industrie und dies völlig unabhängig vom geografischen Standort. Menschen machen immer mal wieder Fehler, das führt zu einer schwankenden Qualität der Produkte. Automatisierte, maschinelle Fertigung hat dieses Problem nicht. Dies ist ein entscheidender Faktor in einer Welt, in der die Anforderungen an bezahlbare Qualität immer größer werden. Hinzu kommt, dass auch die Qualitätskontrolle in der Fertigung beziehungsweise durch Bildverarbeitung immer wichtiger wird, also dass nur noch 100 Prozent kontrollierte Qualität zum Kunden geht. All diese Anforderungen unserer Kunden wollen wir mit einfachen, kostengünstigen und robusten Produkten lösen.
Wie machen wir Deutschland damit fit für die Zukunft?
Automatisierung alleine macht Deutschland nicht fit für die Zukunft, sondern kann einen Beitrag dazu leisten. Wir in Deutschland müssen wieder begreifen, dass Neues und Veränderungen positiv sind und dies zum festen Bestandteil unseres Lebens machen, anstatt krampfhaft an allem Alten festzuhalten. Wenn wir uns wieder auf einfache, menschen- oder kundenfreundliche Lösungen konzentrieren würden, egal ob in Technik, Politik oder Steuerrecht, würde uns das einen Riesenschritt voranbringen, insbesondere, wenn wir uns wieder mehr auf die sogenannten deutschen Tugenden wie Fleiß, Pünktlichkeit und Bescheidenheit besinnen würden.
Was sind aus Ihrer Sicht unsere größten Herausforderungen?
Eine der größten Herausforderungen besteht darin, auf der einen Seite die Innovationsführerschaft der deutschen Automatisierungsunternehmen nicht zu verlieren und gleichzeitig den Preiswettbewerb bei den Standardprodukten profitabel zu bestreiten.
Wo sind die größten Fortschritte in der Industrieautomation?
Die größten Fortschritte in der Automatisierungstechnik hat es in den letzten Jahren sicherlich bei der industriellen Bildverarbeitung gegeben. Bei gleichzeitiger dramatischer Leistungssteigerung kosten heutige Systeme nur noch einen Bruchteil dessen, was die Systeme noch vor fünf Jahren kosteten.
Haben Sie weitere konkrete Beispiele aus Ihrem Unternehmen?
2005 haben wir für die PMD Technik den Hermes Award der Hannover Messe erhalten. Mit diesem neuartigen on chip Lichtlaufzeitmessung bauen wir heute auch 3D- Kameras auf, die Applikationen sowohl in der Industrie, bei mobilen Arbeitsmaschinen, als auch zukünftig im Automobil lösen werden.
Was genau werden Sie zur Messe SPS/IPC/Drives zeigen?
Aus dem Bereich Fluidsensorik das elektronische Kontaktmanometer PG , bei der Positionssensorik und Objekterkennung die Opto-Familie O7 sowie Steuerungssysteme für den Einsatz in mobilen Arbeitsmaschinen
Werden die weiter zunehmende Individualisierung und der verschärfte Kostenwettbewerb den Automatisierungsgrad erhöhen?
Sicherlich, Automatisierung stößt heute bei zunehmender Individualisierung teilweise an Grenzen. Wenn man aber bei der Produktentwicklung die Individualisierung der Produkte und die mögliche automatisierte Fertigung gleich berücksichtigt, gibt es noch viele Möglichkeiten, Automatisierung voranzutreiben. Auch durch Innovationen öffnen sich für die Automatisierung ständig neue Möglichkeiten.
Nach dem Aufschwung kam die Krise, nach dem Fachkräftemangel das Überangebot. Wie sehen Sie die Zukunft?
Langfristig wird der Fachkräftemangel wieder zu einem großen Problem werden. Eine Rezession alle acht bis zehn Jahre ist auch völlig normal, einzig das Ausmaß der derzeitigen Rezession ist ungewöhnlich.
Sie zentralisieren Ihre Verwaltung am Hauptsitz in Essen in dem denkmalgeschützen Glückaufhaus. Was versprechen Sie sich davon?
Zunächst einmal wollen wir vier von fünf Essener Standorte dort zusammenlegen und das sollte insbesondere die Zusammenarbeit noch einmal verbessern und einfacher gestalten. Das nun wieder aufgebaute Glückaufhaus ist eine Mischung aus Tradition und Innovation; ähnlich wie die Ifm. Wir legen Wert auf unsere Firmenphilosophie, also unsere traditionellen Werte, gleichzeitig sind wir bereit, uns ständig neu zu erfinden, also Innovation als Bestandteil unseres ständigen Handelns zu sehen.
Sie haben in das Projekt 50 Millionen Euro investiert. Bereuen Sie anlässlich der derzeitigen Krise Ihr Engagement?
Natürlich wäre im Jahr 2009 keiner auf die Idee gekommen, so ein Projekt zu starten. Als wir uns im Jahr 2005 für die Realisierung dieses Projektes entschieden haben, war die Wirtschaftskrise noch weit weg. Grundsätzlich ist es aber immer noch die richtige Entscheidung, da uns das Glückaufhaus als Standort eine Perspektive für die nächsten 20 Jahre bietet.

Glückaufhaus schlüsselfertig übergeben

Der Einzug kann beginnen: Nach gut 18-monatiger Bauzeit überreichte der Essener Immobilien-Projektentwickler Kölbl Kruse der Ifm am 7. Oktober 2009 die Schlüssel des Glückaufhauses. Pünktlich zum versprochenen Termin kann der Automatisierungshersteller nun seine neue Unternehmenszentrale beziehen. Nicht nur für Ifm ein Grund zur Freude, denn zehn Jahre stand das geschichtsträchtige Haus leer. Von dieser Zeit stark gezeichnet, hauchte Ifm gemeinsam mit Kölbl Kruse, dem Architekturbüro Bahl + Partner Architekten und der Hochtief Construction AG dem Gebäude neues Leben ein. Es hat sich gelohnt: Hinter der denkmalgeschützten Fassade trifft Geschichte auf Moderne. Die Friedrichstraße 1 bietet insgesamt 17 000 m² Nutzfläche, von denen rund 5 500 m² fremdvermietet werden. „Ich bin sicher, dass auch die Essener Bevölkerung froh ist, wenn das Glückaufhaus so aus dem Dornröschenschlaf erwacht “, resümiert Michael Marhofer.
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