In der Robotik gibt es einen klaren Trend zur Simplifizierung. Selbst kleine Unternehmen, die bislang kaum automatisiert haben, beschäftigen sich mittlerweile intensiv damit, über den Einsatz von Robotertechnologie oder sogar im Zusammenspiel von Mensch und Roboter neue Vorteile in der Fertigung zu erzielen. Das gelingt vor allem dann, wenn sich der Aufwand einer prozesssicheren Implementierung derartiger Applikationen radikal vereinfacht lässt.
Entscheidend sei ein einfaches Frontend, sagt Dr. Christian Henke, Abteilungsleiter Scientific Automation am Fraunhofer IEM: „Die Komplexität und Algorithmen stecken hinter der grafischen Bedienoberfläche. Der Werker benötigt keine roboterspezifischen Kenntnisse, um die Abläufe der Roboter anzupassen. Er stellt aus vorhandenen Sequenzen – einfach über eine interaktive Mensch-Maschine-Schnittstelle – neue Abläufe zusammen und passt nur Parameter wie die Verfahrgeschwindigkeit an. Um Cobots mit neuen Arbeitsaufträgen einzurichten, benötigt der Werker also keine Programmierkenntnisse.“
Ohne Einschränkung der Funktionalität will Yuanda Robotics die Bedienung seiner Roboter an Konsumerprodukte, oder konkret an die Bedienung und Verwendung von Smartphones, anlehnen. „Situationsabhängige Parametrierung von Funktionalitäten geschieht im Hintergrund, sodass sich der Nutzer ähnlich wie bei der Verwendung einer Smartphone-Kamera auf das gewünschte Ergebnis und nicht auf den Weißabgleich und übrige Einstellungen konzentrieren kann, erläutert Dr. Jens Kotlarski, Co-Founder und CEO von Yuanda Robotics. Selbst Funktionen der Qualitätskontrolle, die auf maschinellem Lernen basieren, sollen sich innerhalb weniger Minuten praktikabel und wirtschaftlich anlernen lassen.
Stimmige Systeme und Interoperabilität
Schunk greift den Gedanken der Vereinfachung durch speziell abgestimmte Plug-and-Work-Portfolios auf. Nach einem Portfolio für Universal Robots, das 2018 aufgelegt wurde, sollen bis Jahresmitte Portfolios für Doosan Robotics und Techman Robot hinzukommen. Umfassen werden sie jeweils zertifizierte Co-act-Greifer für den kollaborierenden Betrieb, pneumatische und elektrische Greifer, Sensoren sowie Wechselsysteme, die vielfältige Einsatzfelder abdecken – sowohl in der herkömmlichen Automation als auch im Bereich kollaborierender Anwendungen. Details erläutert Harald Dickertmann, Executive Vice President Sales Gripping Systems bei Schunk: „Unser EGH-Greifer beispielsweise steht als Starter-Paket komplett vormontiert mit passender Schnittstelle und Plugin für verschiedene Cobots zur Verfügung. Die Inbetriebnahme und Programmierung sind innerhalb von dreißig Minuten einfach und intuitiv erledigt. Im Kern geht es darum, den Einstieg in die Leichtbaurobotik so einfach wie möglich zu machen. Mittlerweile gehen wir sogar noch einen Schritt weiter: Auch mit Herstellern aus der klassischen Industrierobotik gibt es mittlerweile Kooperationen, die zum Ziel haben, den Integrationsaufwand zu minimieren und abgestimmte Lösungen anzubieten.“
On Robot hat eine ähnliche Herangehensweise – Björn Milsch, General Manager DACH und Benelux, sagt: „Vergangenes Jahr haben wir die mechanischen und elektrischen Schnittstellen unserer Produkte im Rahmen einer One-System-Solution vereinheitlicht. Dadurch sind die Tools nun mit den Cobots nahezu aller marktgängigen Hersteller tiefenkompatibel – neben Kuka, Fanuc, Universal Robots und Kawasaki beispielsweise auch mit Yaskawa, Doosan, Nachi und ABB. Wir weiten ihre Kompatibilität stetig aus.“
Durch diese hohe Passung sollen sich Tools von On Robot problemlos in bestehende Produktionskonfigurationen einbinden lassen, was Anwendern viel Zeit spart. Die Steuerung erfolgt über das Teach Panel des jeweiligen Cobots. Standardmäßig ist in jedem Werkzeug zudem ein Werkzeugwechsler verbaut. Damit können Anwender die Greifer mit nur einem Handgriff austauschen. Außerdem muss nur ein Kabel beim Werkzeugwechsel umgesteckt werden. So lassen sich Cobots unkompliziert für neue Aufgaben umrüsten, was gerade in variablen Produktionslayouts vorteilhaft ist.