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Software-Defined Vehicles und ihre Vorteile

Software-Defined Vehicles
Die Revolution der Automobilindustrie

Die Revolution der Automobilindustrie
Die Automobilindustrie definiert sich neu durch Software, die eine kontinuierliche Verbesserung von Sicherheit, Komfort und Effizienz ermöglicht. Bild: MdHafizur/stock.adobe.com
Die Automobilindustrie steht an der Schwelle einer Revolution, die das Verhältnis zwischen Fahrzeug und Fahrer grundlegend verändert. Im Zentrum dieser Transformation stehen Software-Defined Vehicles (SDVs) – Fahrzeuge, deren Funktionen, Erweiterungen und neue Merkmale hauptsächlich oder vollständig durch Software realisiert werden. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung, Vorteile und die Architektur von Software-Defined Vehicles, untersucht ihre Rolle im Kontext vernetzter Fahrzeuge und Smart Cities und schließt mit einem optimistischen Ausblick auf die Möglichkeiten, die sich für die Automobilbranche eröffnen.

» Manuela Kohlhas, Head of Strategic Marketing bei Pure Variants 

Software-Defined Vehicles repräsentieren die nächste Evolutionsstufe in der Automobilindustrie. Sie transformieren Fahrzeuge von überwiegend elektromechanischen Systemen zu intelligenten, erweiterbaren mobilen Elektronikplattformen, die kontinuierlich verbessert werden können. Diese Fahrzeuge nutzen fortschrittliche Software, um Betriebsabläufe zu steuern, neue Funktionen zu implementieren und die Fahrzeugleistung zu optimieren.

Die Vorteile von Software-Defined Vehicles erstrecken sich über ein breites Spektrum und sind in ihrer Vielfalt beeindruckend. Zunächst bieten diese Fahrzeuge durch den Einsatz von innovativen Features wie Anti-Kollisions-Systemen und Fahrassistenzprogrammen eine deutlich erhöhte Sicherheit. Darüber hinaus sorgen Onboard-Infotainment-Systeme, die Musik- und Videostreaming ermöglichen, für ein gesteigertes Maß an Komfort während der Fahrt. Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die Möglichkeit, tiefere Einblicke in die Fahrzeugleistung zu erhalten. Telematik- und Diagnosetools erlauben eine effektivere präventive Wartung, was langfristig zu einer höheren Zuverlässigkeit und geringeren Unterhaltskosten führt.

Die kontinuierliche Verbesserung ist ein weiteres Merkmal von Software-Defined Vehicles. Hersteller haben die Fähigkeit, neue Funktionen und Updates direkt „Over-the-Air“ bereitzustellen, was die Fahrzeuge über ihre gesamte Lebensdauer hinweg aktuell und leistungsfähig hält. Nicht zuletzt ist die Umweltfreundlichkeit hervorzuheben. Da viele Software-Defined Vehicles auch elektrisch betrieben werden, weisen sie einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck auf. All diese Aspekte machen Software-Defined Vehicles zu einer zukunftsweisenden Entwicklung in der Automobilindustrie, die nicht nur das Fahrerlebnis verbessert, sondern auch einen nachhaltigen Beitrag zum Umweltschutz leistet.

Die Architektur eines Software-Defined Vehicles gliedert sich in vier essenzielle Ebenen, die dessen Funktionalität und Interaktion definieren. An oberster Stelle stehen die Benutzeranwendungen wie Infotainmentsysteme, die als Schnittstelle zu Fahrern und Passagieren dienen. Darunter befindet sich die Instrumentierungsebene mit Systemen wie den Advanced Driver Assistance Systems (ADAS), die ohne direktes Zutun des Fahrers arbeiten. Das Herz des Fahrzeugs bildet das eingebettete Betriebssystem, das zentral alle Abläufe steuert und flexibel erweitert werden kann. Die Grundlage der Architektur stellt die Hardware dar, die alle physischen Teile, einschließlich Sensoren und Steuereinheiten umfasst. Diese strukturierte Hierarchie ermöglicht eine effiziente und modulare Funktionsweise des Fahrzeugs, wobei jede Ebene spezifische Aufgaben innerhalb des Gesamtsystems übernimmt.

Produktlinienentwicklung, auch bekannt als Product Line Engineering (PLE), ist eine methodische Herangehensweise in der Industrie, die sich auf die Entwicklung einer Reihe ähnlicher Produkte als Teil einer einheitlichen Produktlinie fokussiert, besonders bei komplexen und softwareintensiven physischen Produkten wie Autos oder Automatisierungskomponenten. Diese Strategie ermöglicht es Unternehmen, eine optimale Balance zwischen Produktvielfalt und Standardisierung zu finden, wobei sowohl die aktuellen Bedürfnisse als auch die zukünftige Entwicklung der Produktfamilie berücksichtigt werden. Product Line Engineering fungiert als Brücke zwischen der Hardware- und Software-Welt, indem es die Integration und Koordination verschiedener Systemkomponenten ermöglicht. Durch die systematische Verwaltung von Varianten und Konfigurationen erleichtert PLE die effiziente Entwicklung von Produkten, die sowohl auf die physischen als auch auf die digitalen Anforderungen eingehen.

PLE unterstützt fundierte Entscheidungen über neue Varianten, während die Konsistenz der Produktarchitektur gewahrt bleibt, und ist entscheidend für die Beherrschung von Komplexität und den Übergang zu softwaregesteuerter Produktion. Die Anwendung von PLE führt zu effizienterer Produktion, schnellerer Markteinführung und nachhaltiger Entwicklung, indem sie die Wiederverwendung von Komponenten und die Prozesseffizienz fördert, was besonders bei der Entwicklung neuer Technologien wie Autopilot-Funktionen in Elektroautos von Vorteil ist.

Im Kontext von Smart Cities werden Software-Defined Vehicles zu dynamischen Knotenpunkten, die die Effizienz städtischer Dienstleistungen verbessern und zum reibungslosen Verkehrsfluss beitragen. Die Integration in Smart-City-Infrastrukturen ermöglicht eine optimierte Navigation und Energieverwaltung.

Software-Defined Vehicles stellen nicht weniger als den größten Paradigmenwechsel in der Geschichte der Automobilindustrie dar. Durch die kontinuierliche Verbesserung und Erweiterung der Fahrzeugfunktionen via Software bieten sie ein bisher unerreichtes Maß an Sicherheit, Komfort und Effizienz. Die Fähigkeit, Fahrzeuge über ihre gesamte Lebensdauer hinweg zu verbessern und an neue Anforderungen anzupassen, verspricht eine nachhaltigere, flexiblere und kundenorientiertere Automobilzukunft. Für die Industrie eröffnen sich dadurch neue Geschäftsmodelle und Marktchancen, insbesondere im Bereich der digitalen Dienstleistungen.

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