Die Messe JEC Europe von 12. bis 14. März in Paris ist das Technologieschaufenster der Composites-Branche und zugleich ihr wichtigster Lobbyist: Die JEC-Awards zeigen aufs Neue, was in dieser Materialklasse steckt – und dass ihr die Zukunft gehören könnte.
In Paris Porte de Versailles präsentiert die Composites-Branche den Stand ihrer noch jungen Technologie mit weltweit 81,6 Mrd. Euro Umsatz und durchschnittlich 6 % Wachstum im Jahr. Das tut sie auf der Fläche von acht Fußballfeldern; erwartet werden mindestens so viel Aussteller wie im Vorjahr (1181). Diese Zahlen stammen von Frédérique Mutel, Präsidentin und CEO der JEC Group.
Mit Zahlen macht sie auch deutlich, wo die Entwicklungsschwerpunkte der Verbundwerkstoff-Branche liegen: „Von allen Patenten, die in den letzten beiden Jahren in Europa vergeben wurden, hatten 52 Prozent einen Bezug zu automatisierten Fertigungsprozessen“ – die Herstellverfahren enwickeln sich in Richtung Massenproduktion weiter. „Das dürfte Länder mit stark wachsenden Populationen und Volkswirtschaften interessieren“, fügt die Messedirektorin mit Blick auf das diesjährige Partnerland Türkei hinzu.
Zehn Innovation Awards vergibt die JEC Group quer durch alle Anwenderbranchen. Dass auch BMW ausgezeichnet wird, erscheint geradezu als eine Frage der Ehre: Der Autohersteller hat als erster OEM eine speziell CFK-basierte Karosseriearchitektur für große Serien konstruiert – ein dreiviertel Jahrhundert nach Entwicklung der selbsttragenden Stahlkarosserie. Die leichte CFK-Fahrgastzelle wird das Batteriegewicht des E-Vehicles BMW i3 kompensieren, das noch 2013 auf den Markt kommt. Die Jury verleiht BMW dafür den „Ehrenpreis“, wie es in der Übersetzung aus dem Französischen heißt.
Den Award in der Kategorie „Automotive“ erhält hingegen ECM aus Frankreich – und zwar für den umgekehrten Lösungsansatz. Mit den Partnern Peugeot Citroën, PPE und Cedrem entwickelte ECM eine selbsttragende Verbundwerkstoffstruktur. Die Konstruktion aus glasfaserverstärktem Duroplast ersetzt die traditionelle Stahlkarosse bei vergleichbaren mechanischen Eigenschaften. Sie senkt das Gewicht um 30 bis 40 %. Täglich 50 bis 100 Stück dieses Prototypen sollen sich im RTM-Verfahren fertigen lassen.
Ebenfalls ein Transportkonzept ist die in der Kategorie „Thermoplast“ ausgezeichnete Innovation von MVC (Brasilien) und Arkema (Frankreich): Im RTM-Verfahren hergestellte, thermoplastische Kompositteile lassen sich binnen Stunden zu Fahrzeugen montieren.
Klar, auch alle weiteren Awards-dekorierten Erfindungen sind eine Attacke gegen die klassische Technik in Metall. Auszüge daraus: Die RWTH Aachen steigert mit Pechfasern die Wärmeleitfähigkeit von Composites um das 65-fache. Die britsche BAC2 Ltd. schafft es, die Haltbarkeit von Präpolymermischungen um Monate zu verlängern. Die Cruing Italy Srl hat eine Werkzeuglösung für das Trockenschneiden von Composites gefunden… os
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