Nicht nur der Zahlen wegen ist die JEC Europe die Leitmesse für die aufstrebende Faserverbundtechnik. Sie vermittelt den aktuellen (Zwischen-)Stand der Technik, präsentiert die laufenden Entwicklungsansätze und benennt die Trends. Über 1150 Aussteller beteiligen sich daran vom 27. bis 29. März in Paris.
„Umfasste der Verbundwerkstoffmarkt im Jahr 2000 noch ein Volumen von 38 Milliarden Euro weltweit, so hat er 2011 bereits 72 Milliarden Euro erreicht.“ Diese Zahlen aus dem Munde von Frédérique Mutel, Präsidentin und CEO der Pariser JEC-Gruppe, überraschen. Bereitet sich die Automobil- und Zulieferindustrie doch erst vor auf den Serieneinsatz der leichten CFK- und GFK-Technologien. Woher dann dieses Wachstum? Aus Branchen wie dem Bausektor, dem Schifffahrtswesen und dem Flugzeugbau, betont die Messe-Direktorin. Dort spielten Verbundwerkstoffe bereits heute eine bedeutende Rolle. Doch auch den Durchbruch im Automobilbau hat sie schon im Blick: „Mit einer Wachstumsrate von durchschnittlich sechs Prozent wird unsere Branche bereits 2015 rund 91 Milliarden Euro erwirtschaften.“
Durch stetes Beobachten und Fördern des Marktes hat sich die Pariser JEC Composites Show den Rang als Leitmesse erarbeitet. Dazu tragen Anwenderforen, Kongresse, Business- und Wissenschaftsmeetings bei, insbesondere aber auch die alljährlich verliehenen „JEC Innovation Awards“. Stellvertretend für die vielen Neuentwicklungen zeichnen sie ein Bild des aktuell erreichten Standes der Faserverbundtechnik. „In der automatisierten Fertigung ist Europa führend“, erklärt Frédérique Mutel. 52 % aller in Europa angemeldeten Patente entfallen auf Prozessinnovationen, in den USA nur 23 % und 16 % in Japan, während China sich auf Werkstoffforschung konzentriere. Und das spiegeln auch die 13 Awards wider. Kostproben:
Die britische Axon Automotive Ltd. hat einen Weg gefunden, CFK-Spaceframes herzustellen, die kaum teurer seien als metallische. Die Vorformlinge entstehen durch Umwickeln von PE-Schaumkernen mit Carbon. Sie werden ins Werkzeug eingelegt und mit Epoxidharz infiltriert. Dabei expandiert der Schaum und schmiegt sich mitsamt Carbongeflecht in die Form. Das so gebaute Axon-Auto wiegt nur 500 kg.
Der Award in der Kategorie Freizeit geht an die Munich Composites GmbH für den Braid-Fahrradrahmen: Anders als bei den üblichen Carbon-Rädern sind die Vorformlinge geflochten – und lassen sich dadurch gut automatisiert herstellen.
Ein weiterer JEC-Award prämiiert Bio-Composites. Der Preis geht an einen Werkstoff der österreichischen Kompetenzzentrum Holz GmbH, Wood K Plus. Er besteht zu 100 % aus erneuerbaren Ressourcen. Für die Fasern kommen Flachs, Hanf oder Holz in Frage, die Matrix ist ein biobasiertes Polyester. Verarbeiten lässt sich das Bio-Komposit auf konventionellen Tischlerpressen.
Preisträgerin in der Kategorie Bauwesen ist die 216 m lange Fußgängerbrücke der spanischen Acciona S.A. Infraestructuras, die von 16 durchlaufenden CFK-Spannbändern zusammengehalten wird. os
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