Startseite » Technik » Entwicklung »

Lagerlayout mit Luft nach oben

Entwicklung
Lagerlayout mit Luft nach oben

Intralogistik | Historisch gewachsene Lager befinden sich meist weit verstreut auf dem gesamten Firmengelände. Ein Zentrallager spart nicht nur Zeit, sondern ermöglicht auch die Automatisierung.

Kirsten Seegmüller Freie Journalistin in Leinfelden

Weil die Stahlrohre Überlänge haben, müssen sie statt in Gebäude 10 ausnahmsweise in Gebäude 8 untergebracht werden. Das ist nicht weiter tragisch, denn die Lieferung der Alu-Bleche hat Verspätung. Dafür muss die neue Fräse extern zwischengelagert werden, denn in der Produktionshalle wird der Boden renoviert. Der Lagerleiter hat das alles im Griff, denn er arbeitet seit 20 Jahren in dem Betrieb und kennt jede Ecke, in die noch etwas passen könnte. „Ältere mittelständische Unternehmen arbeiten häufig noch nach diesem Muster“, weiß Holger Niemann, Senior-Berater bei Städtler Logistik. Solange dieses Know-how nicht krank wird oder das Unternehmen verlässt, ist daran nichts zu bemängeln.
Bei dem heutigen schnelllebigen Warenverkehr können historisch gewachsene Lager jedoch kaum mithalten. Daher kommen die Unternehmen ohne einen gewissen Grad an Automatisierung künftig nicht aus. „Es gibt zahlreiches ungenutztes Potenzial in der Lagertechnik und Lagerorganisation“, so Niemann, „und in der Anbindung an die IT.“ RFID- und andere Scan-Technologien sind zwar seit langem im Einsatz, aber es fehlt die Anbindung an übergeordnete MES- und ERP-Systeme. „Wenn Lager in die Wertschöpfungskette integriert werden sollen, ist ein durchgängiger, lückenloser Datenaustausch erforderlich. „Das lässt sich nicht allein durch die Lagerleitung organisieren“, sagt Niemann, „diese Entscheidung muss in der Geschäftsführung getroffen und unternehmensweit strategisch umgesetzt werden.
Das Management investiert lieber in produktive Flächen
Ein neues Lager aufzubauen ist keine einfache Angelegenheit, vor allem wenn es zuvor keine zentrale Lagerstätte gab. „Die meisten Unternehmen verteilen die Waren auf dem ganzen Gelände, wo gerade Platz ist“, beobachtet Niemann. Der Grund: „Ein Lager bietet keine Wertschöpfung, also investiert das Management lieber in neue Fabrikhallen und Produktionslinien anstatt in vermeintlich unproduktive Lagerfläche.“ Dass eine automatisierte Lagerorganisation Prozesse beschleunigt, Personalkosten senkt und Wettbewerbsvorteile schafft, wird oft vergessen.
Wenn das Unternehmen bereits auf Zaungrenze gebaut ist, wird es schwierig, überhaupt ein Zentrallager zu errichten. Das heißt: Das Management muss über ein neues beziehungsweise zusätzliches Gelände nachdenken. Für Grundstücke, Logistikkonzept, Lagerhallen und Material kommen nicht selten 15 bis 20 Millionen Euro zusammen. Niemann: „Das schreckt viele erst einmal ab.“ Für das Geld können Lagerleiter über Jahrzehnte beschäftigt werden. In den meisten Fällen geht es nicht darum, ob, sondern wann ein automatisiertes Zentrallager eingerichtet werden muss, wenn der Hersteller am Markt überleben will.
Hat man ein geeignetes Gelände gefunden, geht es an die Planung: „Das Lagerlayout ist der wichtigste Schritt überhaupt“, betont Niemann, „denn wenn das Lager mal steht, lassen sich Fehlplanungen kaum noch korrigieren.“ Zum Lagerlayout gehören beispielsweise die Statik der Gebäude, die Struktur der Regale und die Flexibilität bei einem Sortimentswechsel. „Es ist wichtig, mindestens ein Jahrzehnt vorauszudenken“, empfiehlt Niemann, „sonst stößt das Lager schon nach wenigen Jahren an seine Grenzen. Wer nicht sofort die gesamte Summe aufbringen kann oder will, sollte sich für ein modulares Konzept entscheiden. Dann bestückt man erst einmal den vorderen Teil der Halle, was die Wege verkürzt. Bei wachsendem Bedarf kauft man weitere Module dazu. „So verteilen sich die Investitionen auf mehrere Jahre.“
Bei der Auswahl des Intralogistiksystems rät Niemann zu breiten, geraden Gängen, damit Gabelstapler und automatische Pick-Systeme genug Platz zum Manövrieren haben. „Wer sperrige Güter einlagern oder größere Gabelstapler einsetzen will, tut sich mit engen Gängen keinen Gefallen“, warnt Niemann. Natürlich kann man Intralogistik auslagern, aber Dienstleister arbeiten oft auf dem Firmengelände – nur die Organisation findet getrennt statt. Auch kommt es auf die Art des Lagers an: „Ein Wareneingangslager sollte immer in der Nähe der Produktion angesiedelt sein“, rät Niemann, „beim Verkaufs- und Auslieferungslager spielt die Nähe eigentlich kaum eine Rolle.“
Ob die Waren aus der Nachbarstadt oder aus Übersee kommen, ist für das Lagerlayout unerheblich. Allerdings müssen genügend Kapazitäten vorhanden sein, um große Mengen auf einmal aufzunehmen. „Käufer müssen nicht selten die Waren aus den Schiffscontainern selbst entladen und auf Paletten zur weiteren Verarbeitung bringen, denn anders als bei LKWs oder bei der Bahn sind sie nicht gebündelt“, so Niemann.
Noch bevor die Halle und die Regale stehen und die ersten Waren eingelagert werden, muss die Einbindung der IT-Abteilung und IT-Infrastruktur geklärt sein. Zum Projektteam gehören idealerweise nicht nur die Lagerlogistik und die Geschäftsführung, sondern auch IT-Management, Entwickler und Administratoren. Nur sie können beurteilen, welche Technologien sich in die bestehende EDV-Landschaft einbinden lassen und ob softwareseitig ein Update erforderlich ist, um Medienbrüche zu vermeiden. Niemann: „Ein neues Lager betrifft alle Abteilungen und erfordert daher eine unternehmensweite Strategie.“ •
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de